Mit echtem Mehrwert für die Bürgerschaft

„Wir lassen uns nicht nur gerne in die Karten schauen, sondern stellen relevante Daten für eigene Anwendungen kostenlos zum Download bereit“, sagt...
Mit echtem Mehrwert für die Bürgerschaft
Linus Lambrecht, Andreas Wüllner, Simon Kondic und Salmir Coralic (v.l.) kennen das GIS besser als ihre eigene Westentasche.

„Wir lassen uns nicht nur gerne in die Karten schauen, sondern stellen relevante Daten für eigene Anwendungen kostenlos zum Download bereit“, sagt Andreas Wüllner, Leiter der Abteilung Vermessung beim Amt für Stadtentwicklung und Vermessung. Das mit den Karten meint er sogar wörtlich: Unter reutlingen.de/geoportal kann sich jeder und jede ganz unbürokratisch selbst Informationen beschaffen.

Verwaltung und Digitalisierung? In der öffentlichen Wahrnehmung steckt diese Kombi noch in den Kinderschuhen. Doch zumindest im Vermessungsbereich hatte die Stadt Reutlingen schon in den 1990-ern die Nase vorn. Damals entstand eine geometrisch genaue CAD-Karte der Grundstücksgrenzen, Straßen und Adressen: „Diese Liegenschaftskatasterkarte ist die Basiskarte für unser heutiges Geoinformationssystem“, erläutert Wüllner – mit einem praktischen Nutzen, von dem wohl jeder schon mal profitieren konnte: Adressdaten aus dem Liegenschaftskataster werden in modernen Navigationssystemen genutzt.

Doch zunächst einmal profitierte die Belegschaft der Stadtverwaltung von der Neuerung: Im Frühjahr 1999 wurde das verwaltungsinterne Geoinformationssystem (GIS) auf der Grundlage des digitalen Liegenschaftskatasters eingeführt. In den vergangenen 26 Jahren wurden 115 Themen rund um Grundstücke, Straßen, Bebauungspläne, Bodenrichtwerte und vieles mehr ins GIS eingespeichert mit insgesamt 10 Terabyte an Daten. Heute verzeichnen Simon Kondic und Linus Lambrecht, die Verantwortlichen im Sachgebiet Geoinformation, rund 1.000 Zugriffe täglich. Viele Prozesse laufen volldigital. Und auch davon profitiert die Bürgerschaft, denn viele einschlägige Fragen können auf kurzem Wege telefonisch geklärt werden. „Die Datenablage auf Kartenbasis hat sich bewährt“, bilanziert Abteilungsleiter Wüllner.

Dass es dazu aber erst einmal technisches Know-How braucht, liegt auf der Hand: Während das GIS früher auf einer US-Software, die Jahr für Jahr zehntausende Euro Kosten verursacht haben, gibt's heute im Rathaus eine maßgeschneiderte Lösung auf der Basis einer kostenlosen Open-Source-Software, die Sachgebietsleiter Kondic und sein Stellvertreter Lambrecht fachspezifisch weiterentwickelt haben. Beide sind inzwischen so versiert, dass sie ihre Reutlinger Lösung kürzlich sogar vor 700 Fachleuten auf einem Kongress in Münster präsentierten. Seither steht das Telefon nicht mehr still, zahlreiche Kommunen möchten sich ebenfalls auf den digitalisierten Weg machen. Und nicht nur die: „Sogar die Schweizer Post hat angerufen“, verrät Abteilungsleiter Wüllner.

„Es gibt Hunderte verschiedene Fragestellungen und Probleme, die mit dem System gelöst werden können“, ist Linus Lambrecht überzeugt, „und dafür muss der Bürger nicht ein einziges Mal im Rathaus vorstellig werden.“ Das kann er – oder sie – ganz bequem zu Hause von der Couch aus erledigen. Wer Neu- oder Umbaupläne hat, findet per Mausklick die jeweiligen Bebauungspläne und ihre Bestimmungen. Wer ein Haus kaufen will, kann vor der Besichtigung nachschauen, was das Grundstück wert ist. Der Datenschutz ist natürlich immer gewährleistet.

Nicht ganz von der heimischen Couch aus, aber doch deutlich komfortabler als früher kann Salmir Coralic vom Amt für Tiefbau, Grünflächen und Umwelt seine Aufgaben erledigen: Er ist für die lückenlose Kontrolle der rund 40.000 Bäume im Stadtgebiet zuständig – und das bewältigt er vor Ort per Tablet und GIS. „Wenn beispielsweise Totholz entfernt werden muss, vermerke ich das im System, und dann geht automatisch ein Auftrag an die Technischen Betriebsdienste raus“, verdeutlicht Coralic. Über das System finden damit sowohl die Dokumentation als auch die Ausführung der Baumprüfung statt. Es sind jedoch auch Auswertungen und Datenfilterungen möglich. Beispielsweise können alle Bäume markiert werden, die in den nächsten vier Wochen zu kontrollieren sind.

Bildunterschrift: Linus Lambrecht, Andreas Wüllner, Simon Kondic und Salmir Coralic (v.l.) kennen das GIS besser als ihre eigene Westentasche.

Erscheinung
Gemeindebote der Reutlinger Stadtteile Mittelstadt, Reicheneck und Sondelfingen
NUSSBAUM+
Ausgabe 37/2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Orte
Reutlingen
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto