Von Susanne Hilz-Wagner
Wunderbar ist es in unserer hektischen Alltagswelt, einfach mal hinzuschauen. Und man wird fündig, wenn man sich die Mühe macht, seinen Blick umsichtig zu seinen Mitmenschen auf Augenhöhe schweifen zu lassen – z. B. in der Kriegsstraße 88 in Karlsruhe. Dort wird Menschen geholfen, die keinen festen Wohnsitz haben. Von meinem Besuch bei dem großartigen Team „Sozial-Treff 88 e. V.“, die hier agieren, berichte ich euch heute.
In den Erdgeschoss-Räumlichkeiten des Anwesens Kriegsstraße 88, die vom Diakonischen Werk Karlsruhe unterhalten werden, befindet sich der Tagestreff „Tür“ – eine Tagesaufenthaltsstätte für Wohnungslose. Hier bringt sich der Verein Sozial-Treff 88 ein, der regelmäßig an jedem Montag sowie an manchen Sonntagen für diese Menschen mit großem ehrenamtlichem Engagement eine warme Mahlzeit zubereitet.
Drei Frauen, Elena Herrmann, Luciana Ronchi und Eliane Blanchard, hatten die Idee: „Wir reden nicht über obdachlose Menschen, sondern mit den obdachlosen Menschen“. Was 1996 mit belegten Broten und einer zu Hause vorbereiteten Suppe für 20 bis 30 Gäste begann, steigerte sich im Laufe der Jahre auf 70 bis 80 Essen, die in den Räumen des Tagestreffs „Tür“ in der Kriegsstraße 88 jeden Montag und monatlich ein- bis zweimal sonntags frisch zubereitet werden. Aus den drei Vereinsgründerinnen wurde eine Gruppe von zehn bis zwölf ehrenamtlich Aktiven, die im Team den wöchentlichen Einkauf frischer Lebensmittel organisieren, gemeinsam kochen und das Essen an gedeckten Tischen servieren. Bei meinem Montagsbesuch hatte die Gruppe Hühnchen mit Paprikasoße und Spätzle gekocht. Serviert wird im Speisesaal neben der Küche, der sich dem Tagestreff im vorderen Bereich anschließt. Im Interview mit dem Kochteam des Vereins erfuhr ich: „Es soll für unsere Gäste wie ein Restaurantbesuch sein! Regelmäßig versorgen wir unsere Gäste außerdem noch mit den Gütern, die dringend gebraucht werden: Unterwäsche, warme Kleidung, Schuhe, Schlafsäcke, Isomatten, Zelte, Thermoskannen, Hygieneartikel etc. Wir finanzieren uns seit Vereinsgründung ausschließlich durch private Spenden. Wir engagieren uns für Wohnungslose, Drogenabhängige und sozial vernachlässigte Menschen. In der Kriegsstraße 88 bieten wir frisch zubereitete warme Mahlzeiten, Kuchen, Saft, Tee und Kaffee. In wohnlicher Atmosphäre laden wir zum offenen Gespräch miteinander ein und nähren so Magen und Seele gleichermaßen.“
Der Sozial-Treff 88 e. V. nimmt gerne noch weitere Hilfeleistungen an und Mitglieder auf, erhält auch gerne Geld-, wie auch Sachspenden. Das sind vor allem Schlafsäcke, Rucksäcke, warme Kleidung und alles, was man für „Outdoor“ benötigt. Jeden Montag kochen die ehrenamtlich Tätigen des Vereins Sozial-Treff 88 e. V. ein Menü; die Essensausgabe erfolgt von 18 bis 20 Uhr. Ein- bis zweimal im Monat bietet das Team an Sonntagen ab 7.30 Uhr ein Frühstück mit anschließendem Mittagessen an. Ab 13 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen. Der Verein vermittelt den dankbaren Gästen das Gefühl, dazuzugehören und Teil der Gesellschaft zu sein. Die Vereinsmitglieder gestalten die Essensausgabe wie einen Restaurantbesuch und vermitteln ihren Gästen das Gefühl der Normalität. Montags, ab 18 Uhr, servieren sie das Essen am Tisch. Teams mit bis zu fünf Personen können sich dabei engagieren und für 70 bis 80 Gäste ein Menü zubereiten. Gerne könnt auch ihr spenden und helfen, bitte aber vorher Kontakt zum Sozial-Treff 88 e. V. aufnehmen und nicht einfach Sachen vorbeibringen. Kontaktaufnahme ist möglich über die Internetseite: www.sozialtreff88.de. Bei einem solch großartigen Engagement kann ich nur sagen: Danke, dass es euch alle - Spender wie aktiv Mitwirkende – gibt, und: macht weiter so! Solche Aktionen der reinen Nächstenliebe helfen, die Welt dem Frieden ein bisschen näher zu bringen, und Frieden wünsche ich uns allen.