
In einer einmal mehr bis auf den letzten Platz besetzten Ohrenberghalle, konnte die Vorständin des Musikvereins „Eintracht“ Mingolsheim, Simone Klinger, das Publikum beim großen Jahreskonzert dazu einladen, Musik, Gemeinsamkeit und Emotionen zu erleben. „Das ist es, was wir heute feiern wollen“, sagte sie, und dementsprechend elegant war die Garderobe der Musikerinnen und Musiker auf der festlich dekorierten Bühne.
Viele Wochen des Probens, einige Male auch an ganzen Wochenenden, lagen hinter ihnen. Mit dem mitreißenden „Captain America March“ aus dem gleichnamigen Kinosommerhit leitete das Jugendorchester unter der Leitung der Dirigentin Sophia Knebel den Abend ein, und nicht weniger energiegeladen war, wie Moderatorin Josepha Willhauck ausführte, auch das Stück „Counterbalance“, in dem musikalisch Gegensätze erklingen.
Mit „Music from the Wicked“ wurde das begeisterte Publikum in das Land Oz entführt und war applaudierend davon überzeugt, dass die Jugend bestens aufgestellt ist. Einige Jungmusiker gehören dem sinfonischen Jugendblasorchester Karlsruhe an, dessen Vorläufer übrigens vom Opa Sophia Knebels gegründet wurde und in dem sie das Querflötenregister anführt.
Mit der lebhaften Ouvertüre „A Huntington Celebration“ setze sich das Hauptorchester anschließend sogleich klangvoll ins rechte Licht. Ein Highlight des Abends waren Jon de Meijs „Songs from the Catskills“, in denen die reiche musikalische Geschichte eines Naturschutzgebietes nördlich von Manhattan beschrieben wird. Mit dem Dirigenten Alexander Six hatte das Orchester die interessante Mischung aus amerikanischer, irischer und schottischer Volksmusik herausgearbeitet und Spezialeffekte etwa mit Ankerketten und Amboss ausgetüftelt. Zudem tauschte Oliver Lang die Klarinette mit einem Banjo. Zum Einsatz kamen die gerade noch rechtzeitig zu den Proben gelieferten und Dank Crowdfunding angeschafften vier Pauken. Mit seiner wie immer einzigartigen Moderation führte Stephan Hinz in das Stück ein, sodass man einen nebligen Tag, einen harten Winter, die Armut in der Fremde oder die Bluestone Quarries nicht nur dank der hervorragenden musikalischen Inszenierung regelrecht vor Augen hatte. Mit einem solchen Conférencier wird selbst der Hinweis auf eine gefundene Damenhalskette zum Erlebnis. Auch amüsante Seitenhiebe auf amerikanische Eigenarten fehlten nicht. Mit einem Abstecher in die Tobacco-Box und einem festlichen Schluss konnte sich das jubelnde Publikum erst einmal bei einem Glas Sekt erholen.
Fanfarenklänge in Julius Fučiks Komposition „Danubia“ holte das Publikum zurück, bevor es klangvoll in die Highlands ging. Hier verzauberte Solistin Linda Schanzenbach einfühlsam auf dem Englischhorn. Dieses Instrument aus der Familie der Oboen erfordert aufgrund des Doppelrohrblatts eine verfeinerte Atemkontrolle sowie komplexe Fingerarbeit. Neben dem Horn gilt die Oboe ohnehin als eines der schwierigsten Blasinstrumente. Außerdem verfügt der Musikverein dank Indra Schwarzkopf sogar über ein Fagott, und es ist schon außergewöhnlich, wenn in einem Musikverein auch solche wertvollen Instrumente erklingen. Ins sagenumwobene Inselreich Atlantis ging es anschließend. Mit Hits von Adele aus dem Album 21 wie „Set fire to the rain“ oder „Rolling in the Deep“ ging ein toller Konzertabend mit poppigen Klängen zu Ende, und auch Vorständin Simone Klinger reihte sich auf dem Saxofon unter die Solisten. Gerade so Platz genug auf der Bühne war für das große Finale mit Jugend- und Hauptorchester und mit dem spritzigen „How tot train your Dragon“ wurde ein fulminanter und umjubelter Schlusspunkt gesetzt. (cm)