Von Michael Rappe
Kurz zusammengefasst:
Es geht nicht ohne Drama! Bei den MLP Academics Heidelberg nicht, und bei den NINERS Chemnitz ebenfalls nicht. Nach den packenden ersten beiden Spielen (93:90, 74:70 für Heidelberg) deutet sich im ersten Viertel vor 4.978 Zuschauern in der Messe Chemnitz wieder ein ganz enges Duell an. Eine 5:2-Führung für die Sachsen kontert der in dieser Phase überragende DJ Horne mit acht Punkten in Serie (5:10). Zur ersten Viertelpause ist beim 23:21 alles völlig offen.
Der zweite Spielabschnitt beginnt mit zwei Körben von Marcel Keßen gut für Heidelberg, doch die 25:23-Führung ist bereits die letzte im ganzen Spiel. Chemnitz dreht auf, ist vor allem im Rebound turmhoch überlegen und dann beginnt der US-Amerikaner Jacob Gilyard seine Supershow. Vier Distanztreffer gelingen ihm in knapp vier Minuten, beim 45:31 ist die bis dahin höchste Führung in allen drei Duellen zu verzeichnen. Das zweite Viertel geht mit 36:19 an Chemnitz, 59:40 steht es zur Pause. So viele Punkte haben die Heidelberger in einer Halbzeit selten kassiert.
Und es wird auch im drittel Viertel zunächst nicht besser. Kevin Yebo verwandelt zwei weitere Distanzwürfe zum 65:42. Ein Debakel bahnt sich an, doch die Academics holen ihre größte Stärke hervor: Den Kampfgeist. Sie geben einfach nicht auf. Horne, Weathers and Keßen sind es vor allem, die die Aufholjagd starten, ein Dreier von Weathers bringt die Academics 15 Sekunden vor Viertelende auf sechs Punkte heran (70:64). Doch Damien Jefferson kontert mit einem Dreier zwei Sekunden vor der Sirene.
Die Academics sind jetzt auch defensiv endlich da. Bakary Dibba macht zu Beginn des letzten Spielabschnitts seine einzigen beiden Punkte, Michael Weathers bringt sein Team mit einem And-One auf 73:69 heran. Was die Gäste weiterhin nicht verhindern können, sind die Distanztreffer der Chemnitzer. Dennoch, die Gastgeber werden immer nervöser, leisten sich viele Ballverluste und plötzlich führen sie nur noch 86:85. Sollten die Academics tatsächlich einen 23-Punkte-Rückstand aufholen? Nein, Kevin Yebo und Jacob Gilyard mit seinem siebten Dreier bringen den Sieg für Chemnitz nach Hause. Der Fight ums Halbfinale geht weiter.
Zahlenspiegel:
Die einzelnen Viertel: 23:21, 36:19 (Halbzeit 59:40), 14:24, 24:24. Freiwürfe: 79:83%, 2-Punkte-Würfe 61:62%, Drei-Punkt-Würfe 47:25% (16/34:5/20, Punkte aus dem Feld: 54:51%, Rebounds 41:21 (14:5 off., 27:16 def.), Turnover: 22:10, Assists: 24:12. Steals: 6:14.
Die Rebounds sind der ganz große Unterschied zu den ersten beiden Playoff-Duellen gegen die Sachsen. Bis ins dritte Viertel hinein schaffen die Heidelberger keinen einzigen Offensivrebound. Der zweite Unterschied: Die NINERS treffen herausragend aus der Distanz (16/34). Die höchste Führung für Chemnitz ist das 65:42, Heidelbergs größter Vorsprung ist das 10:5 nach drei Minuten. Die Führung wechselt sechsmal, ebenfalls sechsmal steht es Unentschieden.
Auffälligste Akteure:
Bei Chemnitz hat Jacob Gilyard vor allem in der ersten Halbzeit (19 Punkte) einen Sahnetag. Am Ende sind es 27 Punkte. Sieben Mal trifft er aus der Distanz. DeAndre Lansdowne verpasst nur knapp ein Double-Double (12 Punkte, neun Assists).
Bei den Academics ist Michael Weathers mit 24 Punkten bester Werfer, DJ Horne hat keinen guten Tag bei Distanzwürfen (2/9), verbucht aber dennoch 23 Punkte, vier Steals und drei Assists.
Statistiken:
NINERS Chemnitz: Gilyard 27 (7 Dreier), Yebo 20 (3), Lansdowne 12, Bedime 10, Bailey 8 (2), Jefferson 6 (2), Nkamhoua 6, Tischler 5/1, Garrett 3, Richter, Koppke (DNP), Gregori (DNP).
MLP Academics: Weathers 24 (1), Horne 23 (2), Mikesell 20 (1), Keßen 12, Zipser 7, Dibba 2, Ersek, O'Brien, Vengert (DNP), Rietsch (DNP).
Statements:
„Der entscheidende Faktor in diesem Spiel waren zweifellos die Rebounds. Ich habe es noch nie erlebt, dass eine Mannschaft in einem Viertel gar keinen Rebound holt, so wie uns das heute im zweiten Abschnitt passierte. Und diese vergebenen Bälle führten zu den nächsten Problemen. So traf Jacob Gilyard seine ersten drei Dreier für Chemnitz nach Offensivrebounds. Wir luden ihn förmlich dazu ein, heiß zu laufen. Er wurde ein Faktor, Roman Bedime ebenso. In der zweiten Halbzeit konnten wir uns steigern, zunächst vor allem defensiv. Es wurde nochmal eng, aber wenn du so weit zurückliegst, kostet es enorm viel Kraft, überhaupt wieder ranzukommen und auch deshalb war am Ende unser Tank einfach leer.“ – Danny Jansson, Headcoach der MLP Academics
„Wir zeigten in der ersten Hälfte echte Playoffintensität, spielten ein großartiges zweites Viertel und wollten nach dem Seitenwechsel so weitermachen. Aber es gelang uns nicht. Die Ballverluste wurden zum größten Problem, vor allem weil 13 der 22 Turnover unseren Guards unterliefen. Dennoch haben wir uns durchgebissen, weil dann die Spieler, welche bei uns am Ende die Verantwortung übernehmen sollen, vorne wie hinten gelungene Aktionen hatten und die richtigen Plays machten. So konnten wir uns am Leben halten, die Serie verlängern und wenn wir am Dienstag in Heidelberg antreten, liegt nun auch beim Gastgeber ein bisschen Druck.“ - Rodrigo Pastore, Headcoach der NINERS
„Wir haben in diesem Spiel nicht wie in den letzten Spielen den Rebound kontrolliert. Sie haben viele zweite Chancen bekommen und einfache Punkte machen können, so läuft dann auch der ein oder andere Spieler heiß. Wir haben in den Schlussminuten unseren Gameplan nicht ausgespielt und wieder nicht gut genug gereboundet. Chemnitz hat heute die Bretter dominiert und dadurch das Momentum kontrolliert. Wenn wir diese Serie gewinnen wollen, müssen wir die Rebounds besser kontrollieren. Für uns heißt es jetzt, zu Hause den Job erledigen, es liegt komplett bei uns.“ – Michael Weathers, Guard der MLP Academics
„Der Trainer hat uns motiviert und nochmal den Gameplan geändert. Wir haben Charakter gezeigt. Vielleicht mögen wir es, mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Am Dienstag brauchen wir Glaube, Willen und Fokus.“ – Kevin Yebo, Power Forward der NINERS
Nächstes Spiel:
Playoff-Viertelfinale, 4. Spiel (Dienstag, 27. Mai, 18.30 Uhr): MLP Academics Heidelberg – NINERS Chemnitz.
Ein evtl. fünftes Spiel fände am Donnerstag, 29. Mai (Himmelfahrt), 16.30 Uhr, in Chemnitz statt.