Von Joachim Klaehn
Kurz zusammengefasst:
Es ist mehr als Spiel – nämlich ein einziges Drama über 40 Minuten. Als DJ Horne 15,3 Sekunden vor der Schlusssirene seinen vierten Dreier zum 74:70-Endstand verwandelt, brüllt gefühlt die ganze Halle: „Jaaaaaaaaaa!!!“ Denn dieser Wurf bedeutet die Entscheidung im zweiten Match des Playoff-Viertelfinals zwischen den MLP Academics Heidelberg und den NINERS Chemnitz. Vor 4.494 Zuschauern im ausverkauften SNP dome (Rekordkulisse wegen zusätzlich geschaffener Plätze am Spielfeldrand) stellen die Heidelberger in der Serie auf 2:0 – und haben nun drei Matchbälle, um ins Halbfinale der Spielzeit 2024/2025 einzuziehen.
Die unglaubliche Reise der Jungs vom Neckar ist seit dem späten Dienstagabend um ein spektakuläres Kapitel erweitert worden. 14 Führungswechsel gibt es insgesamt in dieser Partie. Die Hausherren führen zweimal mit acht Punkten Differenz (56:48, 61:53), die Gäste einmal mit vier Punkten (23:27). Intensiv ist es freilich die ganze Zeit. Die letzten zwei Minuten sind an knisternder Spannung nicht mehr zu überbieten. Die Referees schauen sich vier Minuten lang eine Coaches Challenge an, ehe sie den Ausball zu Gunsten von Heidelberg entscheiden. Kevin Yebos Fingerspitzen sind doch dran! Danach trifft Horne einen Dreier (69:68). Im Gegenzug schließt Yebo per Dunking ab (69:70), Michael Weathers antwortet nur sechs Sekunden später mit dem 71:70. Sowohl Chemnitz als auch Heidelberg können nicht abschließen, ehe Hornes Wurf ins Glück zum 74:70 erfolgt. Jonas Richter versemmelt auf kurioseste Art und Weise zwei Freiwürfe knapp sechs Sekunden vor dem Ende. Schließlich sprintet Weathers mit dem Ball übers Feld und genießt den süßen Sieg in den vollsten Zügen.
Dann gibt es auf dem Parkett und auf den Tribünenseiten kein Halten mehr. Der Basketball-Wahnsinn bricht aus … der Traum vom Duell mit dem FC Bayern Basketball lebt.
Zahlenspiegel:
Die MLP Academics bestätigen erneut ihren Ruf als Crunchtime-Könige. Die Viertelresultate lauten: 19:15, 17:18, 20:18 und 18:19. Heidelberg trifft sicherer vom Zweier – 57/49 Prozent. Dreier: 10/39 gegenüber 8/25. Chemnitz marschiert häufiger an die Freiwurflinie, doch die Sachsen lassen hier zu viel liegen (12/19). Heidelberg hat bis zur Pause gar keinen Freiwurf, am Ende sind es 4/7. Rebounds: 44/39, Offensivrebounds 13/8 für die Jansson-Schützlinge; Assists: 14/13; Steals: 9/5; Turnover: 12/15. Die MLP Academics sind statistisch den kleinen, entscheidenden Tick besser. Sie zeigen den größeren Siegeswillen und überwinden eindrucksvoll ihre Tiefs.
Auffälligste Akteure:
In der Schlussphase ist DJ Horne der Matchwinner. Davor sind es Mateo Seric, Paul Zipser, Michael Weathers und Ryan Mikesell, die starke Sequenzen haben. Weathers gelingt außerdem ein Dreier aus 18 Metern (!) mit der Halbzeitsirene – zum 36:33. Ein Buzzer Beater mit Brett und Raritätswert. Zipser absolviert sein bestes Spiel der Saison im Academics-Trikot – der Routinier macht defensiv wie offensiv alles richtig. Glückwunsch zu dieser Playoff-Vorstellung. Bei den Niners überzeugen Victor Bailey Jr. und Kevin Yebo am meisten.
Statistiken:
MLP Academics: Mikesell 19 (2 Dreier), Weathers 16 (2, 5 Steals), Horne 14 (4), Zipser 10, Seric 9 (1), Keßen 5 (1), Dibba 1 (8 Rebounds), Würzner, O’Brien, Rietsch (DNP), Vengert (DNP).
NINERS Chemnitz: Bailey Jr. 21 (5), Yebo 19 (2), Nkamhoua 10, Lansdowne 8, Jefferson 5 (1), Richter 2, Garrett 2, Bedime 2, Gilyard 1, Gregori (DNP), Koppke (DNP).
Statements:
„Ich denke, es lief genau nach dem Drehbuch des ersten Spiels, außer dass wir in den ersten fünf Minuten nicht alles getroffen haben wie in Chemnitz. Der Spielstand war also die ganze Zeit über viel ausgeglichener. Man konnte allein am Ergebnis erkennen, dass beide Teams etwas müder waren und mehr Fehler gemacht haben. Wir waren zu Hause, wir haben es geschafft, ein paar Spielzüge zu machen, ein paar Stopps zu holen, ihre Fehler auszunutzen und heute haben wir einfach mit ein paar Punkten Vorsprung gewonnen.“ – Danny Jansson, Headcoach der MLP Academics
„Glückwunsch an Heidelberg. Das war ein weiteres sehr enges Spiel. Wie schon in Spiel eins waren es am Ende Details, die den Unterschied gemacht haben: zweite Chancen, die Shotclock im Blick haben und die Ausführung unseres Gameplans. Ich mag einige Dinge, die wir heute gemacht haben, aber ich habe das Gefühl, dass wir erneut ein Spiel aus der Hand gegeben haben, was wir mit etwas mehr Disziplin und einer besseren Ausführung hätten gewinnen können.“ – Rodrigo Pastore, Headcoach der NINERS
„Es hat sich sehr gut angefühlt. Die letzten Spiele habe ich mich körperlich sehr gut gefühlt. Die Jungs brauchen mich, wir brauchen alle – deswegen hat es sich bei der Kulisse auch besonders gut angefühlt.“ – Paul Zipser, Power Forward der MLP Academics
Nächstes Spiel:
Playoff-Viertelfinale, 25. Mai, 3. Spiel (Sonntag, 16.30 Uhr): NINERS Chemnitz – MLP Academics Heidelberg.