jog. Das größte Rätsel ist bei den MLP Academics Heidelberg der plötzliche Energieverlust. Denn das, was diese fleißige, nie aufgebende Mannschaft bereits die gesamte Saison in der easyCredit Basketball Bundesliga auszeichnete, ist in den letzten beiden Spielen beim 80:85 in Bonn und zuletzt bei der enttäuschenden Heimpartie gegen Braunschweig (74:94) abhanden gekommen. Statt die Playoffs dingfest zu machen, wird es nunmehr für die Jungs vom Neckar sowie einige andere Teams nochmals eng in Sachen Postseason. „Im Endspurt zählt momentan jede Partie doppelt“, sagt Niklas „Niki“ Würzner zurecht.
Joschka Ferner: Buzzer Beater in Frankfurt
Wer legt den Playoff-Schalter zum Showdown der Hauptrunde frühzeitig um? Bereits am Mittwochabend (18.30 Uhr/live ab 18.15 Uhr bei Dyn) erwartet RASTA Vechta die Heidelberger zu einem weiteren direkten Duell. Die RASTA-Männer haben schwere Wochen hinter sich. Sechs Niederlagen in Folge sorgten für eine manifeste Krise. Die Pleitenserie schien sich auch am vergangenen Samstag bei den SKYLINERS Frankfurt fortzusetzen. Sieben Sekunden vor dem Ende lagen die Vechtaer in „Mainhattan“ noch hinten, dann erlöste Kapitän Joschka Ferner die Niedersachsen mit einem Buzzer Beater zum 75:74-Auswärtssieg. Dadurch dürfen die Schützlinge von Headcoach Martin Schiller weiter als derzeitiger Tabellenelfter vom Erreichen der Play-Ins träumen. Mit einer Bilanz von 15:14-Siegen ist RASTA bei einem Erfolgserlebnis im RASTA Dome gegen die MLP Academics (aktuell 16:12) in Schlagdistanz zum Mittwoch-Gegner und zu den direkten Playoff-Plätzen. Es ist eine verrückte Spielzeit – so viele Szenarien sind in den letzten beiden Englischen Wochen der regulären Saison noch denkbar.
Marcel Keßen hat seinen Vertrag verlängert
Ungeachtet des dramatischen Finishs wird in der Universitätsstadt hinter den Kulissen an der Kontinuität gearbeitet. Am Montag konnte der Klub vom Neckar die nächste frohe Botschaft verkünden: 2,07-Meter-Mann Marcel Keßen hat seinen Zwei-Jahres-Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert – freilich mit dem Passus einer beidseitigen Option nach dem ersten Jahr. Der 28-jährige Center zu seiner Entscheidung: „Die Entwicklung, die der gesamte Verein gemeinsam mit den Fans in dieser Saison gemacht hat, ist wirklich unfassbar stark. Jedes Spiel mit dieser Mannschaft ist ein absoluter Segen für mich. Ich freue mich, weiterhin ein Teil dieser Entwicklung zu sein und werde alles dafür geben, noch besser zu werden, um dem Klub so viel wie möglich zurückgeben zu können.“
Nach Center-Kollege Osun Osunniyi und Sprungwunder Michael Weathers, Erol Ersek und Mateo Seric ist der gebürtige Hohenlimburger bereits der fünfte Profi, der Heidelberg treu bleibt. „Niki“ Würzner (bis 2027) und der 19-jährige Karlsruher Dominic Vengert haben ohnehin Verträge bei den Blauhemden. Dass mit Osunniyi und Keßen zwei Protagonisten der Position fünf verlängert haben, erleichtert maßgeblich die Zukunftsplanungen.
Relevanter direkter Vergleich?
In der Gegenwart zählt erst einmal das intensive Kräftemessen mit Vechta. Das Hinspiel hatten die MLP Academics nach einem leidenschaftlichen Fight und begeisternden Schlussviertel mit 80:74 im SNP dome gewonnen. Das Maximalziel ist selbstverständlich der achte Auswärtserfolg, das Minimalziel die Sicherung des direkten Vergleichs. RASTA Vechta weiß genauso um die Bedeutung dieser Korbjagd, die wesentlichen Einfluss auf den Schlusssprint bis zum 11. Mai haben kann.
RASTA wollte sich vor dieser Runde als letztjähriger Überraschungssechster unbedingt die Unbekümmertheit nach der BBL-Rückkehr 2023 bewahren. Doch wie so oft, wenn Vereine neben dem Alltagsgeschäft die internationale Bühne betreten, gerät der Motor ins Stottern. Kurz vor Weihnachten verpassten die Vechtaer die Play-Ins in der Champions League. Die entscheidende Partie verlor die Mannschaft aus dem westlichen Teil Niedersachsens gegen den Favoriten Galatasaray Istanbul mit 64:74 und musste das frühe Ausscheiden nach der Gruppenphase akzeptieren.
Schlimmer wurde es in den letzten Wochen, als die vielen Niederlagen am Gemüt der Protagonisten von RASTA nagten. In einer prominent besetzten Talkrunde räumte Klubchef und Hauptsponsor Stefan Niemeyer vor fünf Tagen ein: „Ich kann nicht wirklich abschalten. Zurzeit rechne ich beim Blick auf die Tabelle hin und her. Die letzten Wochen rauben einem schon etwas den Schlaf. Die Niederlagenserie wurmt mich. Denn wir wollen ja gerne wieder ins internationale Geschäft.“ Martin Schiller legte beim gleichen Termin seine leidende Trainerseele offen: „Ich hasse es, zu verlieren. Dass wir den Klassenerhalt praktisch schon im Januar sicher hatten, war gut. Darauf wollten wir uns aber nicht ausruhen und haben das auch nicht getan. Solange wir die Play-Ins erreichen können, bin ich radikal optimistisch.“ Vechtas Zuversicht liegt vor allem in den Wurfkünsten von Topscorer Brandon Randolph (17,9 Punkte im Schnitt), Playmaker Tyger Campbell (12,7) und Forward Jayden Gardner (10,7/7,4 Rebounds) begründet.
Johann Grünloh wechselt ans College
Am späteren Montag sickerte durch, dass der 19-jährige Youngster Johann Grünloh von RASTA im Sommer an die University of Virginia (NCAA-Champion von 2019) wechselt, um dort seinen NBA-Traum verfolgen zu können. Grünloh gilt als Leistungsträger und Publikumsliebling beim ambitionierten Bundesligisten. „Wir freuen uns für Johann, dass er diese Möglichkeit bekommt und sind stolz darauf, ihn für seinen weiteren Weg top vorbereitet zu haben“, konstatierte Klubchef Stefan Niemeyer.
Der 2,12 Meter große und 106 Kilogramm schwere Big Man, der seit 2021 für drei Jahre in einer Gastfamilie in Vechta lebte, legt nach seiner herausragenden Rookie-Saison 2023/2024 in seinem zweiten Erstligajahr noch bessere Zahlen auf, kommt aktuell auf 8,6 Punkte, 5,7 Rebounds und 1,6 Blocks bei durchschnittlich 22:38 Minuten Einsatzzeit. Johann Grünloh ist zugleich der beste Beweis für die exzellente Nachwuchsarbeit in der 33.000-Einwohner-Stadt. Die „Zweite“ spielt in der ProA und bildet somit den idealen Unterbau.
Und das Familiäre gehört – bei aller Professionalität - rund um den „Hexenkessel“ RASTA Dome sowieso zum bewährten Programm.
Fernsehen:
Die Partie wird ab 18.15 Uhr live bei Dyn übertragen.