Von Michael Rappe
Kurz zusammengefasst:
In der Saison 1977/78 waren die Academics noch unter dem Namen USC Heidelberg letztmals in den Playoffs, nun gelingt mit 93:90 (46:44) bei den Niners Chemnitz ein fulminantes Comeback. Das Spiel des Hauptrunden-Vierten gegen den Fünften versprach Spannung und eine ausgeglichene Begegnung, Heidelberg hatte Chemnitz aus dem Pokal geworfen, in der Liga hatten beide Teams ihr Heimspiel gewonnen.
Und es kommt wie erwartet, vielleicht bis auf die Tatsache, dass einige Experten eine eher defensiv dominierte Partie erwartet hatten. Die Niners und die Academics liefern sich ein hochklassiges, temporeiches und punktreiches Spiel, das das Herz jedes Basketball-Fans höherschlagen lässt. Die ersten zwei Minuten waren von Nervosität geprägt, Kevin Yebo kann einen Freiwurf zum 1:0 verwandeln. Bis zum ersten Feldkorb der Begegnung dauert es fast zwei Minuten, Paul Zipser ist es, der die Academics im Offensivrebound mit 2:1 in Führung bringt. Eine Führung, die lange Bestand haben sollte. Die Gäste erwischen den deutlich besseren Start. Vor allem aus der Distanz flutschen die Würfe von Ryan Mikesell, Bakary Dibba und Mateo Seric nur so durch die Chemnitzer Reuse. Serics zweiter Dreier sorgt für die höchste Führung im ganzen Spiel (29:17). Mit einem genialen „Windmill“-Dunk plus Foul verkürzt DeAndre Lansdowne zum 20:29-Viertelstand.
Das zweite Viertel beginnt mit einem Schock für Heidelberg. Aufbauspieler DJ Horne kassiert bereits sein drittes Foul, er muss bis weit in die zweite Halbzeit erst einmal auf die Bank. Der US-Amerikaner erwischt einen gebrauchten Abend. Beide Teams treffen weiterhin überragend. Die Academics bleiben zunächst durchgehend vorne, doch Chemnitz legt defensiv zu. Der überragende Victor Bailey bringt die Gastgeber immer näher heran, sein Pass zu Jacob Gilyard führt zum 44:44-Ausgleich. Zwei Freiwürfe von Mikesell bringen die 46:44-Halbzeitführung für die Academics.
Das dritte Viertel wird zur Dibba-Show, mit acht Punkten in schneller Folge bringt der Däne seine Farben wieder mit acht Punkten nach vorne. Doch da ist ja Victor Bailey. Per Dreier sorgt er nach gut fünf Minuten für die erste Chemnitzer Führung nach langer Zeit. (58:57). Nach weiteren Distanztreffer von Bailey und Garret scheint die Partie zu kippen, doch weit gefehlt. Michael Weathers gelingen sieben Punkte in folge, er ist es auch, der fast mit der Schlusssirene des dritten Viertels das 73:68 erzielt.
Mitte des vierten Viertels geht Chemnitz durch Garretts Dreier 83:78 in Führung, aber die Academics zeigen Nervenstärke. Den 85:87-Rückstand kontern sie mit dem entscheidenden 8:0-Lauf. Mateo Seric sorgt neun Sekunden vor Schluss mit zwei Freiwurftreffern für die Entscheidung.
Zahlenspiegel:
Die einzelnen Viertel: 20:29, 24:17 (Halbzeit 44:46), 24:27, 22:20. Freiwürfe: 76:86 Prozent, 2-Punkte-Würfe 54:62 Prozent, Drei-Punkte-Würfe 38:41Ürozent (12/32:11/27, Punkte aus dem Feld: 46:52 Prozent. Überraschend ist vor allem, dass die Academics im Rebound mit 44:35 (Defensivrebound 30:22) besser sind - und das ohne Center Osun Osunniyi. Das war ein siegbringender Faktor. Ein weiterer ist die Nervenstärke, denn die Schützlinge von Danny Jansson verlieren nach einem 11:0-Lauf der Chemnitzer zum 83:78 nicht die Nerven. Die Punkte der Academics verteilten sich auf nur sechs Spieler. Ryan Mikesell, Michael Weathers und Bakary Dibba erzielten zusammen 68 Punkte. Auch ein Highlight: Niklas Würzner bestritt sein 100. BBL-Spiel.
Auffälligste Akteure:
Bei Chemnitz auf jeden Fall Victor Bailey, der nach „nur“ sieben Punkten in der ersten Halbzeit mächtig aufdrehte und mit 27 Punkten Topscorer wurde. Dann Oldie DeAndre Lansdowne, der mit spektakulären Dunkings gefiel und Jacob Gilyard, der gut traf, blendend passte und gut den Ball klaute.
Bei den Academics überragte wieder einmal Ryan Mikesell. Er wiederholte seine 27 Punkte vom Pokalsieg. Bärenstark auch Michael Weathers, der mit 21 Punkten seine BBL-Bestleistung einstellte und Bakary Dibba, der mit 21 nur einen Punkt unter seiner Karriere-Bestmarke blieb und durch seine 10 Rebounds ein Double-Double schafft.
Statistik:
MLP Academics: Mikesell 27/3, Weathers 21/1, Dibba 20/4 (10 Rebounds, 4 Blocks), Seric 13/3, Keßen 7, Zipser 5, Horne, O'Brien, Würzner.
NINERS Chemnitz: Bailey 27/6 Dreier, Yebo 17/1 (6 Rebounds), Lansdowne 12, Garrett 11/2, Gilyard 11/3 (8 Assists, 4 Steals), Nkamhoua 6, Richter 4, Bedime 2, Jefferson, Tischler.
Statements:
„Unser Team ist eine echte Wundertüte. Man weiß nie genau, was man bekommt und manchmal bin ich selbst überrascht. Wenn ich sehe, wie schwer wir uns noch letzte Woche gegen Frankfurt getan haben… und heute zeigten die Jungs eine der solidesten, konstantesten Leistungen in dieser Saison. Defensiv waren wir über weite Strecken ganz ordentlich, offensiv gab es auch mal Durchhänger, allerdings bei beiden Teams. Insgesamt konnten wir uns aber viele gute Würfe erarbeiten und diese hochprozentig verwandeln. Ich glaube, in diesem engen Duell zwischen Chemnitz und Heidelberg wird es sich letztlich über das Energielevel entscheiden. Da hatten wir heute vielleicht die Nase etwas vorn und konnten unter anderem das Rebound-Duell gewinnen. Aber es bleibt spannend und es geht Dienstag wieder bei 0:0 los.“ - Danny Jansson, Headcoach der MLP Academics
„Dieser Sieg ist großartig, aber der Job ist nicht erledigt. Wir haben zwei weitere Siege, die wir brauchen. Es wird eine harte Serie, aber wir haben den ersten Sieg auswärts geholt, das ist wichtig für uns. Manche von uns waren schon mal in den Playoffs, für manche ist das neu. Wir müssen weiter zusammenhalten, es braucht ein Team, um zu bestehen.“ – Michael Weathers, Guard der MLP Academics
Nächstes Spiel:
Playoff-Viertelfinale, 20. Mai, 2. Spiel (Dienstag, 20 Uhr): MLP Academics Heidelberg – NINERS Chemnitz.