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Sicher einsteigen – mit Rollator oder Rollstuhl in den Bus Wie komme ich mit Rollator oder Rollstuhl sicher in den Bus – und wieder hinaus? Welche...
Rollstuhlfahrer rollt über Rampe in Bus
Rollstuhlfahrer Michael Messmer übt das Einsteigen über die Rampe in einen Bus.Foto: Maren Moster

Sicher einsteigen – mit Rollator oder Rollstuhl in den Bus

Wie komme ich mit Rollator oder Rollstuhl sicher in den Bus – und wieder hinaus? Welche Hilfen kann der Fahrer geben? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer besonderen Übung in Bad Wildbad, die erstmals in dieser Form im Oberen Enztal angeboten wurde.

An einem Morgen verwandelte sich ein Bereich an der Ladestraße in Bad Wildbad in eine praxisnahe Übungsstrecke für mobilitätseingeschränkte Menschen. Unter dem Motto „Mit Rolli und Rollator Bus fahren“ organisierten der Seniorenrat Oberes Enztal e.V., das Landratsamt Calw, die AMSEL Kontaktgruppe Landkreis Calw und der Sozialverband VdK gemeinsam mit dem Busunternehmen Eberhardt-Reisen diese Veranstaltung.

„Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Angebot gemeinsam auf die Beine stellen konnten“, betont Claudia Ollenhauer, Vorsitzende des Seniorenrats Oberes Enztal. „Es ist ein sichtbarer Baustein für den begonnenen Aufbau der Sorgenden Gemeinschaft im Oberen Enztal.“

Eine Herausforderung im Oberen Enztal

Für Rollstuhlfahrer und Nutzer von Rollatoren ist der öffentliche Nahverkehr oft mit Hindernissen verbunden. Im Oberen Enztal gibt es nur wenige barrierefreie Haltestellen, viele Buslinien führen über kurvenreiche Strecken und Steigungen. Zudem kommen verschiedene Busunternehmen mit unterschiedlich ausgestatteten Fahrzeugen zum Einsatz.

Johanna Albrecht, Nahverkehrsplanerin beim Landratsamt Calw, erklärt: „Wir arbeiten Schritt für Schritt daran, den gesamten Landkreis barrierefrei auszubauen. Unsere Mobilitätsgarantie sorgt dafür, dass stündlich ein barrierefreier Bus fährt. Es gibt aber Ausnahmen, etwa bei sehr großen Rollstühlen oder E-Rollstühlen.“

Praktische Tipps vom Profi

Busfahrer Berto Valerio kennt die Herausforderungen aus erster Hand. Seit 1996 ist er im Einsatz. Er empfiehlt: „Ältere Menschen mit Rollator sollten am besten vorne einsteigen. So habe ich sie im Blick und kann helfen, falls nötig.“ Außerdem rät er: „Immer vorwärts rein, rückwärts raus. Nie auf den Rollator setzen – das ist gefährlich beim Bremsen.“

Norbert Gliche von AMSEL ergänzt: „Im Bus ist gegenseitige Rücksichtnahme wichtig. Fahrgäste sollten fragen: ‘Darf ich Ihnen helfen?’ – und nicht einfach handeln.“

Petra Nych, Mitglied der Sorgenden Gemeinschaft und des Seniorenrats, berichtet aus eigener Erfahrung: „Meine Schwiegermutter war unsicher, wie sie in den Bus kommt. Solche Übungen helfen, Berührungsängste abzubauen.“

Ein Blick in die Praxis

Erika Braun aus Sprollenhaus, die erst kürzlich einen Rollator gekauft hat, nahm gemeinsam mit ihrem Ehemann Gerhard teil. „Ich wollte einfach sehen, wie das funktioniert. Jetzt fühle ich mich sicherer, auch allein mit dem Rollator unterwegs zu sein“, sagt Erika. „Ich habe sogar schon einen Schirm bestellt, damit ich bei Regen nicht zögern muss, in den Bus zu steigen.“

Karin Penkalla, ebenfalls Mitglied des Seniorenrats Oberes Enztal, probierte den Ein- und Ausstieg mit dem Rollator ihres Lebensgefährten aus. „Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, wie es geht“, berichtet sie.

Michael Messmer, Rollstuhlfahrer, erlebte den Ablauf ebenso als wertvolle Übung. Für ihn sei es wichtig, die Rampe richtig zu handhaben und den Rollstuhl korrekt zu positionieren. „Mit dem Rücken zur Fahrtrichtung – das ist sicherer, besonders beim Bremsen“, erklärt er.

Blick nach vorne

Für alle Beteiligten ist klar: Die Aktion soll keine Einzelveranstaltung bleiben. Beim verkaufsoffenen Sonntag im Mai 2026 ist ein weiteres Rollatortraining der AMSEL-Gruppe geplant. Wer den Termin in Bad Wildbad verpasst hat, hat unter anderem in Wurmberg oder in Nagold die Chance, teilzunehmen.

Claudia Ollenhauer zieht ein positives Fazit: „Es geht nicht nur um Technik, sondern um Selbstvertrauen. Nach solchen Übungen fühlen sich die Teilnehmer sicherer und trauen sich, den Bus zu nutzen.“ (mm)

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von Stadt Bad WildbadRedaktion NUSSBAUM
26.09.2025
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