Das Land fördert den Bau einer vierten Reinigungsstufe auf der Kläranlage Neckarsulm mit rund 5,7 Millionen Euro. So wird das Abwasser künftig noch besser von Rückständen aus Arzneimitteln oder Chemikalien gereinigt. Das schützt die Sulm, den Neckar – und unsere Umwelt. Regierungspräsidentin Susanne Bay übergab jetzt den Förderbescheid.
Täglich gelangen Spurenstoffe wie Arzneimittelrückstände, Pflanzenschutzmittel und Industriechemikalien mit dem Abwasser in die Kläranlagen. Trotz des hohen Ausbaustandards können dort mit den herkömmlichen Verfahren nicht alle Stoffe ausreichend entfernt werden. Mit der sogenannten vierten Reinigungsstufe – einer weitergehenden Stufe der Abwasserreinigung – werden die Rückstände gezielt aus dem Abwasser entfernt; weniger Spurenstoffe gelangen in unsere Gewässer. Das innovative Verfahren ist damit ein wichtiger Meilenstein für den Gewässerschutz in Baden-Württemberg.
Der Abwasserzweckverband (AZV) Unteres Sulmtal setzt bei der Kläranlage Neckarsulm auf diese neue Technologie und hat den Einsatz der vierten Reinigungsstufe beschlossen. Die Baukosten betragen rund 25 Millionen Euro.
„Die Herausforderungen an unsere kommunale Abwasserreinigung wachsen. Mit diesem Neubau zeigt der Abwasserzweckverband Unteres Sulmtal, wie aktiver Gewässerschutz und technologische Innovation Hand in Hand gehen“, sagte Regierungspräsidentin Susanne Bay bei der Bescheid-Übergabe an den Vorsitzenden des Abwasserzweckverbands, Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig, auf dem Gelände der Kläranlage Neckarsulm. „Ich freue mich sehr, dass wir als Land dieses wegweisende Vorhaben mit einer Förderung von 5.740.400 Millionen unterstützen können.“
Im Vorfeld wurde der neue Verfahrensaufbau der vierten Reinigungsstufe im Rahmen eines Forschungsprojekts auf der Kläranlage Neckarsulm anhand eines Versuchsreaktors im Pilotmaßstab untersucht. Dieses Forschungsprojekt förderte das Land bereits mit 187.000 Euro.
„Mit der neuen vierten Reinigungsstufe gehen wir einen großen Schritt über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus“, erklärte AZV-Vorsitzender Steffen Hertwig. „Mit der Bewilligung der Fördermittel setzen wir gemeinsam ein Zeichen für zukunftsweisenden Gewässerschutz und nachhaltige Entwicklung in unserer Region. Das ist ein Meilenstein für den Abwasserzweckverband Unteres Sulmtal und für den Schutz unserer Umwelt.“ Steffen Hertwig dankte dem Land und Regierungspräsidentin Bay für die Unterstützung des ambitionierten Bauvorhabens und die offene und partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Die Kläranlage Neckarsulm behandelt die Abwässer von etwa 75.000 Bürgerinnen und Bürgern sowie von zahlreichen Gewerbe- und Industriebetrieben und verfügt über eine Reinigungsleistung von 200.000 Einwohnerwerten. Mit dem neuen Verfahren wird erstmals in Neckarsulm eine moderne Technik eingesetzt, die besonders platzsparend und wirkungsvoll ist. Die neue Reinigungsstufe wird nicht nur die Gewässerqualität der Sulm und damit auch des Neckars verbessern. Sie trägt gleichzeitig dazu bei, die Einhaltung erhöhter Anforderungen für die Phosphor-Elimination zu gewährleisten.
„Mit dieser Investition leisten wir einen aktiven Beitrag zum Schutz unserer Wasserressourcen – heute und für kommende Generationen. Dass der Abwasserzweckverband Unteres Sulmtal rund 25 Millionen Euro in dieses Projekt investiert, zeigt Weitsicht und ein bemerkenswertes Maß an Verantwortung“, so Susanne Bay.
Der Abwasserzweckverband Unteres Sulmtal bildet sich aus den Städten und Gemeinden Bad Friedrichshall, Bad Wimpfen, Eberstadt, Erlenbach, Neckarsulm, Offenau, Untereisesheim und Weinsberg.
In der Sitzung am 4. Juli 2024 beschloss die Verbandsversammlung des AZV Unteres Sulmtal einstimmig den Bau der sogenannten vierten Reinigungsstufe – in Fachkreisen auch als Ulmer Verfahren im Aufstaubetrieb bekannt – auf der Verbandskläranlage Neckarsulm. In dieser weitergehenden Stufe der Abwasserreinigung werden Spurenstoffe und Phosphor aus dem Abwasser entfernt. Eliminiert werden Arzneimittelrückstände und weitere Spurenstoffe wie Röntgenkontrastmittel, Duftstoffe aus Körperpflege- und Reinigungsmitteln, Pflanzenschutzmittel, Industriechemikalien und Flammschutzmittel. Diese Spurenstoffe und Chemikalien können mit der bisherigen Technik nicht ausreichend aus dem Abwasser entfernt werden.
Für das innovative, richtungsweisende Verfahren der Spurenstoff- und Phosphor-Eliminierung genehmigte die Verbandsversammlung Baukosten von rund 25 Millionen Euro. Für diese Maßnahme hat der AZV Unteres Sulmtal Fördermittel beim Land Baden-Württemberg beantragt, die nun durch das Regierungspräsidium Stuttgart bewilligt wurden.
Die neue Reinigungsstufe befindet sich derzeit in der Ausführungsplanung. Der Baustart ist im Dezember 2025 vorgesehen.
Das Projekt in Neckarsulm ist Teil der Umweltstrategie des Landes zur Reduzierung von Schadstoffen im Wasserkreislauf. Insgesamt stellt das Land im Jahr 2025 rund 96 Millionen Euro für kommunale Maßnahmen im Bereich der Abwasserreinigung bereit.
Informationen rund ums „kommunalen Abwasser“ finden Interessierte auf der gemeinsamen Internetseite der Regierungspräsidien Baden-Württemberg unter rp.baden-wuerttemberg.de > Umwelt > Wasser > Kommunales Abwasser.
Mehr Infos zum Thema Spurenstoffe gibt es auf der Internetseite des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg unter um.baden-wuerttemberg.de > Umwelt & Natur > Wasser > Abwasser > Spurenstoffe. (RPS)