Erstmals im Jahre 1899 ist im Reilinger Gewerberegister von Möbel und dem Namen „Ohnsmann“ die Rede. Diese lange Tradition hat das in der Region etablierte Möbelhaus „Ehrmann“ seit 2005 mit großer Leidenschaft fortgesetzt. Das familiengeführte, mittelständische Unternehmen betreibt seither in der Reilinger Hauptstraße 201 erfolgreich eine Dependance seines im pfälzischen Landau angesiedelten Stammhauses. Unter dem Motto „Einfach schöner wohnen“ erarbeitete sich das Reilinger Einrichtungshaus in all den Jahren einen ausgezeichneten Namen. Umso mehr überrascht jetzt die Ankündigung der Geschäftsleitung, den Reilinger Filialbetrieb mit seinen 14.000 Quadratmetern Verkaufs- und Ausstellungsflächen zum 31. August final zu schließen.
Dies erfolge keinesfalls aus eigenem Impuls, sondern auf Betreiben des Vermieters, so Geschäftsinhaber Horst Ehrmann. Dieser habe den Mietvertrag für den Hallenkomplex einseitig aufgekündigt, auch weil der gerade für ein Möbelhaus unverzichtbare Brandschutz nicht mehr umfänglich den heutigen Anforderungen entspricht. „Wir haben alles versucht, unseren unfreiwilligen Abgang aufzuhalten, leider vergebens“, beteuert Ehrmann glaubhaft.
Von einer „schockierenden Nachricht für Reilingen“ spricht Bürgermeister Stefan Weisbrod, „dem Fortfall einer weiteren Einkaufsadresse“ und „dem drohenden Ende einer schon über 125 Jahre bestehenden Möbelhaus-Tradition“. Schmerzlich sei der Verlust an Arbeitsplätzen im Ort und auch bei den kommunalen Steuereinnahmen werde die Betriebsaufgabe fühlbar werden. Jetzt gelte es, angestrengt darauf zu achten, dass auf dem weitläufigen Areal über längere Zeit keine Brache entsteht. Schließlich weist der maßgebliche Bebauungsplan dort ein Sondergebiet aus, wo explizit nur ein großflächiger Einzelhandelsbetrieb für Möbel mit einer maximalen Verkaufsfläche von 15.000 Quadratmetern zugelassen ist. Auch der am Montagabend vorab informierte Reilinger Gemeinderat zeigte sich über die Entwicklung bestürzt und besorgt.
„Dieser Schritt fällt uns unglaublich schwer, da es auch für unser gesamtes Team, das uns über zwei Jahrzehnte begleitet und unterstützt hat, eine berufliche Neuausrichtung bedeutet“, beschreibt Geschäftsführer Horst Ehrmann seine Gefühlslage. „Wir haben uns in Reilingen stets sehr wohlgefühlt und uns längst zur Reilinger Familie gezählt“, unterstreicht Ehrmann, der auch die aus dem Rathaus gewährte Unterstützung lobend erwähnt.
Für die 60 Beschäftigten der Reilinger Filiale, davon 36 vor Ort, verspricht Ehrmann sozialverträgliche Ersatzlösungen und eine Weiterbeschäftigung in anderen Häusern seines Unternehmens. Die Kunden des Reilinger Möbelhauses könnten sich in den kommenden fünf Monaten auf satte Rabatte freuen. „Wir starten jetzt zeitnah unseren Abverkauf, um das Haus komplett zu räumen“, kündigt Ehrmann an. Alle Möbel, Küchen und Wohnaccessoires würden stark reduziert. Bei den Öffnungszeiten gebe es bis zur endgültigen Schließung keine Veränderung und auch das Garantieversprechen von fünf Jahren bleibe unangetastet.
Im 30. Jahr seines Bestehens betreibt das Familienunternehmen inzwischen sieben Einrichtungshäuser und zwei Küchenhäuser, wo renommierte Marken und qualitativ hochwertige Hersteller zu entdecken sind. Über 700 Mitarbeiter tragen aktuell zum Erfolg des Unternehmens bei und sorgen für zufriedene Kunden. Demnächst kommt eine weitere Filiale in Heidelberg-Rohrbach mit 125 Beschäftigten dazu. „Wir werden dort zum 1. Mai das bekannte Möbelhaus „Breitwieser“ unter dem Logo „Ehrmann“ neu eröffnen“, macht Horst Ehrmann erstmals publik. (jd)