Mosbacher Tanzgruppe im Vatikan

Plötzlich bei der Papstverkündung dabei

Als sie vor einem halben Jahr eine einwöchige Reise nach Rom buchten, ahnten sie nicht, dass diese sie mitten in ein historisches Ereignis führen sollte: Eine Mosbacher Tanzgruppe erlebte die Ergebnisverkündung des Konklaves und die Vorstellung von Papst Leo XIV. auf dem Petersplatz mit.

Wolfgang und Petra Roth sind in der Katholischen Seelsorgeeinheit MOSE Mosbach-Elz-Neckar engagiert. Während Wolfgang Roth seine berufliche Expertise als Rechtsanwalt in die Position eines Stiftungsrats einbringt und daneben auch den Lohrbacher Kirchen- und Heimatverein führt, gehört seine Ehefrau Petra dem Pfarrgemeinderat an. Beide sind auch Teil einer Tanzgruppe, die aus fünf freundschaftlich verbundenen Ehepaaren besteht, welche die Privatreise zusammen unternahmen.

ZDF-Interview

Der skurrile Zufall wollte es nicht nur, dass sie genau zum Zeitpunkt des Aufstiegs von weißem Rauch aus der Sixtinischen Kapelle, der die erfolgreiche Papstwahl signalisiert, vor Ort im Vatikan waren, sondern auch, dass ein Kamerateam des ZDF sich in ihrer unmittelbaren Nähe positionierte. Unter den Tausenden von Menschen war die „Gruppe aus Baden-Württemberg“, wie ZDF-Korrespondentin Barbara Lueg anmoderierte, ein willkommener Pool von interessanten Gesprächspartnern. Und so flimmerten die Mosbacher automatisch auch „live“ über den Bildschirm von Millionen von Fernsehzuschauern in ganz Deutschland.

Hoffnung Leo XIV.

„Er muss die Menschen berühren und die katholische Kirche öffnen. Sie muss moderner werden und Frauen zulassen. Es gibt so viele Regeln, die man nicht mehr unterstützen kann. Wir wünschen uns einen modernen neuen Papst!“, beschrieb Petra Roth ihre Hoffnungen auf das neue Kirchenoberhaupt. Nachfolgende Wortbeiträge schlossen sich ihr weitgehend an und lehnten ganz überwiegend eine Rückkehr zu konservativerer christlicher Glaubensauslegung ab.

„Wir wünschen uns eigentlich alle, dass die Kirche die Basis mehr hört und dass auf die Basis gehört wird. Wir wünschen uns mehr Ökumene, mehr Zusammenarbeit, mehr Öffnung. Und hoffen jetzt, dass es auch der neue Papst umsetzt“, erklärte Wolfgang Roth vor der ZDF-Kamera. Nur wenig später war es so weit, dass sich die Vorhänge auf der Loggia des Petersdoms öffneten und Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti das „Habemus Papam“ ausrief.

Überraschende Wahl

Der Namen des US-amerikanischen Kardinals Robert Francis Prevost – nun Papst Leo XIV. – war in der Mosbacher Gruppe zunächst niemandem bekannt. In den deutschen Medien war er kaum überhaupt als einer der Anwärter mit realistischen Wahlchancen gehandelt worden. Als Favoriten galten im Vorfeld des Konklaves mit dem Vatikan‑Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin und dem Erzbischof von Bologna, Kardinal Matteο Zuppi, zwei Italiener. Einmal mehr bewahrheitete sich der alte, in Verbindung mit Papstwahlen häufig zitierte Spruch: „Wer als (wahrscheinlicher) Papst in das Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus.“

Bleibende Erinnerung

Mit den Smartphones war wegen Netzüberlastung zunächst ebenfalls kaum ein Durchkommen zu mehr Informationen über den bis dahin noch Unbekannten, der dem verstorbenen Papst Franziskus auf dem Heiligen Stuhl nachfolgt. Lange musste aber ohnehin nicht mehr gewartet werden, bis Leo XIV. selbst von der Mittelloggia seine erste Ansprache hielt und den Segen „Urbi et orbi“ spendete.

Es dürften bleibende Erinnerungen sein, mit der die Mosbacher Tanzgruppe – von der ein Mitglied an eben dem Tag der Papstwahl (08.05.) sogar seinen Geburtstag feierte – aus der „ewigen Stadt“ zurückkehrte. Und möglicherweise stärkt sie auch noch einmal zusätzlich für das ohnehin ausgeprägte Engagement in der heimischen Kirchengemeinde. (frh)