Ökumenischer Kirchweihgottesdienst / Feierliche Eröffnung mit Schlumpeltaufe /
Abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm und kulinarische Köstlichkeiten
Mühlhausen – rka – An diesem Oktoberwochenende war es wieder einmal so weit: Die Mühlhäuser und viele Gäste aus nah und fern feierten über drei Tage die traditionelle Wein- und Straßenkerwe, welche sich nunmehr seit 47 Jahren als fröhliches Wein- und Straßenfest präsentiert. Dass der Wettergott zur Zeit der Kerwe alle drei Ortsteile – Mühlhausen, Rettigheim und Tairnbach – gleichermaßen mit herrlichem, aber kühlem Altweibersommer oder Spätsommerwetter beschenkt, hat schon Seltenheitswert. Unter diesen günstigen Voraussetzungen stürzte sich eine ganze Menge unternehmungslustiges Kerwevolk in den Rummel, um einige Stunden unbeschwerter Geselligkeit zu erleben. Sicher waren es wieder einige Tausend, die durch die Straßen bummelten, an den Theken plauderten oder die Attraktionen des Vergnügungsparks ausprobierten. Ausschankstellen, Zelte und Stände der örtlichen Gruppen und Vereine lockten zu vergnüglichen Stunden. Man zeigte sich gut gerüstet mit Getränken und einem überaus reichlichen kulinarischen Angebot. Ein Anziehungspunkt für die Kinder und die Jugend war wieder einmal der Vergnügungspark mit Autoscooter, Kinderkarussell, Loseverkauf, Schießbude, Spielwaren- und Süßwarenständen. Vertreten waren auch die Marktverkäufer mit ihren vielseitigen Angeboten an Süßwaren, Textilien, Hand- und Bastelarbeiten und Geschenkartikeln. Um die historische Verbindung von Kirchweih und Kerwe zu dokumentieren, hatten die Katholische Kirchengemeinde St. Cäcilia und die Evangelische Kirchengemeinde Mühlhausen-Tairnbach das Kerwekomitee mit Bürgermeister Jens Spanberger, Bürgermeisterstellvertreter Hans Becker die Weinhoheiten und die Kerwemädel und Kerweborscht zuvor zum ökumenischen Kirchweihgottesdienst in die Pfarrkirche St. Cäcilia eingeladen und eigens die ersten Reihen für die vollzählig erschienene Kerweprominenz reserviert. Die Pastoralreferentin Antje Kaminski wies in ihrer
Begrüßung auch im Namen von Pfarrer Klemens Dittberner auf diese Verbindung von Kirchweih und Kerwe hin, die ihren Ursprung im Weihetag der Pfarrkirche habe. Es sei schön, an diesem Brauchtum festzuhalten und in einem gemeinsamen Gottesdienst die Kerwe unter den Schutz Gottes zu stellen. Der Predigtdialog stand unter dem Leitwort „Gott gibt den Menschen Brot und Hoffnung“. Dann kündigten Salven aus der historischen Kanone den Beginn der drei fröhlichen Tage an. Auf dem Kirchplatz erklang Marschmusik durch die Brass Band des Kraichgau Fanfarenzugs unter der Leitung von Volker Wachter und die Kerweschlumpel wurde – nachdem sie durch die Kerwemeile gestritten war - auf den Namen „Krummberta“ getauft. Hunderte Schaulustiger waren auch in diesem Jahr an diesem Herbstabend herbeigeströmt, um das Eröffnungsspektakel mitzuerleben. Sie wurden von Bürgermeisterstellvertreter Hans Becker herzlich willkommen geheißen. Drei fröhliche und unbeschwerte Tage wolle man in der jetzt beginnenden fünften Jahreszeit in der Metropole, im Epizentrum, in der heimlichen Hauptstadt des Angelbachtals genießen. Viel Prominenz weilte ebenfalls unter den Besuchern, die Weinhoheit Cora-Heidi Vonthron aus Wiesloch, die Ehrenbürger und Kommunalpolitiker, die Kerwemädels und Kerweborschte. Besonders herzlich begrüßte Hans Becker die französischen Gäste aus der Partnergemeinde St. Etienne de Montluc sowie alle Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet von Köln bis München und darüber hinaus. Auf der Kerwemeile gemeinsam ausgelassen feiern, lachen und die kulinarischen Köstlichkeiten genießen, dazu forderte Bürgermeister Jens Spanberger seine Bürgerinnen und Bürger auf. Die Kerwe biete die beste Gelegenheit zum geselligen Beisammensein mit der Familie, den Freunden und Bekannten. Besonders warme Worte
fand Spanberger für die Winzerinnen und Winzer vor Ort, die in der „wunderschönen Weinbaugemeinde im Kraichgau diesen heimischen Wundertrank“ produzieren und zuvor viel Arbeit und Mühe im Weinbau investieren. Ihnen sei es zu verdanken, dass die Landschaft um Mühlhausen durch Weinberge geprägt ist und sich als gepflegte Landschaft präsentiert. Er sei auch sehr glücklich darüber, dass das beliebte Weinfest auf dem Heiligenstein nach der kurzen „Fledermauspause“ wieder gefeiert werden kann. Denn: „Wer feste arbeitet, muss auch Feste feiern.“ Ein besonderer Dank des
Bürgermeisters ging an die fleißigen Helferinnen und Helfern der Gruppen und Vereine für ihre „Tatkraft und Mitwirkung“ sowie für die Gestaltung des abwechslungsreichen Programms. Die Grüße der Weinhoheiten an das Kerwevolk überbrachte Coro-Heidi Vonthron. Von streng geschützten Tieren am Himmel und unter der Erde wusste Ortsbüttel Thomas Wiesendanger zu berichten. Da lebt einerseits auf dem Heiligenstein die seltene Gattung der „Gänse-Fledermäuse“, eine Art Zugvögel, die wegen ihrer Anwesenheit das Weinfest auf dem Heiligenstein verhindert hatten. Auf der anderen Seite sind unter Mühlhausens Gehwegen immer noch „Glasfaser-Wühlmäuse“ bei der Arbeit, welche die
Wege zu einem Trimm-dich-Pfad umgestaltet haben. Entzugserscheinungen für die Dorfbewohner gab es durch den ständigen Ausfall von Telefon, Internet und Fernsehen. Aber man hatte deswegen viel mehr Zeit für den Dorfklatsch. Nicht auszudenken, was die Feuerwehr beim Ausfall des Notrufs getan hätte: Verständigung durch Rauchzeichen. Nichts hält länger als ein Provisorium, heißt es bei der Feuerwehr mit Blick auf das geplante Feuerwehrgerätehaus. Aber man braucht ja Zeit, um das Perfekte reifen zu lassen, jetzt mit Fitness- und Wellnessbereich plus Kinosaal. Schade, dass die geplante
Winterolympiade 2026 in Mühlhausen abgesagt werden musste, denn die Buckelpiste zwischen Mühlhausen und Malsch wird demnächst saniert. Nachdem die Light-and-Fire-Show zum Abschluss der Kerwe die Besucher im letzten Jahr „restlos begeistert“ hat, gibt es in diesem Jahr doch wieder ein Brillantfeuerwerk. Abschließend wünschte der Ortsbüttel den Besuchern eine regen- und gewaltfreie, gesellige und friedliche Kerwe. Ein Höhepunkt am Sonntagnachmittag war sicher das 19. Mühlhäuser Entenrennen, das zum fünften Mal unter erschwerten Bedingungen stattfand, aber auch für zusätzliche
Spannung sorgte. Denn der neu gestaltete Angelbach hatte den Enten so manches zusätzliche Hindernis in den Weg gelegt. Über tausend nummerierte Quietschenten schwammen auf dem Angelbach von Brücke zu Brücke um die Wette. Überaus knapp war schließlich der Zieleinlauf. Auf dem Platz vor der Kirche zeigten dann die Tänzerinnen der TGL einige flotte Showtänze. Mit vielen hundert Kerzen romantisch erhellt, erstrahlte der Angelbach am Abend als leuchtendes Band.
Am Kerwemontag, lud der 1. FC Mühlhausen ab 11 Uhr zum Schlachtfest mit bekannten Hausmacher Spezialitäten, Wellfleisch und Schlachtplatten in sein Zelt ein. Auch die anderen Vereine hatten zum Mittagstisch geladen. Beim Kinderflohmarkt, der ab 14 Uhr am Fuß- und Radweg stattfand, hatten alle Kinder die Möglichkeit, nicht mehr benötigte Bücher, Spielsachen oder dergleichen anzubieten. Ab 15.30 Uhr waren Kinder und Jugendliche zur Disco auf dem Kirchenvorplatz eingeladen. So langsam neigte sich dann die Kerwe ihrem Ende zu. Unter Weinen und Wehklagen wurde bei Einbruch der
Dunkelheit im Zentrum der Kerwe um Ufer des Waldangelbachs die Kerweschlumpel „Krummberta“ beigesetzt. Abschluss und Höhepunkt war zum Abschluss der 47. Wein- und Straßenkerwe das Brillantfeuerwerk, das hinter der Silhouette der Kirche auf dem Heiligenstein gezündet wurde.