
„Schwetzingen“ oder „Sexy Gyal“? Diese Frage stellte Sean Paul bei seinem Konzert am Freitag, 8. August im Rahmen von Musik im Park – ein Witz, der sich an der Homophonie der beiden Begriffe belustigt. Aber nicht nur jamaikanischen Humor gab es im Schwetzinger Schlossgarten, sondern auch viel tanzbare Dancehall-Klassiker.
Spannung vor dem Konzert. Fans sammeln sich im Schlossgarten, die Vorfreude ist groß. „Lecker, lecker, lecker“, ruft ein Mann, der Eis am Stiel verkaufen möchte bei 30 Grad. Der Opening Act, Schwetzinger Eigengewächs Loracio, fragt noch, ob jeder genug Wasser getrunken hat – dann geht es endlich richtig los. Ein Countdown, Sean Paul hüpft auf die Bühne, die Menge bebt.
Sean Paul ist ein jamaikanischer Dancehall-Musiker. Seine größten Erfolge feierte der internationale Superstar in den 2000ern mit Hits wie Temperature oder Get Busy, konnte aber auch im Jahr 2017 mit seinem Mega-Hit No Lie mit der albanischen Pop-Sängerin Dua Lipa (über eine Milliarden Streams auf Spotify) einen weltweiten Erfolg feiern.
Und all diese Songs lösen immer noch dieselben Gefühle aus. Die Stimmung im Schlossgarten: ungezwungen, einfach ausgelassen, Spaß pur.
Bei jedem Song wurde getanzt, gejubelt, mal langsam, mal schnell, auch mit Körperkontakt, ohne Hemmungen. Der Altersdurchschnitt in der Menge lag grob geschätzt bei Mitte 30 – Leute, die schon in ihren 20ern zu der Musik in Klubs und auf Partys getanzt hatten, konnten ihre besten Jahre wieder erleben, mit Hüftschwüngen und rhythmischen Bewegungen. Die karibischen Tänzerinnen auf der Bühne machten es vor, Sean Paul feuerte seine Fans an.
Im Populär-Diskurs wird die ikonische Pop-Musik der 2000er oft als „Recession Pop“ bezeichnet: Während der wirtschaftlichen Rezession um 2008 flüchteten viele in die simplen, tanzbaren Melodien und Beats von Dancehall, House oder ähnlichem. 2025 spüren wir die Nebenwirkungen von Pandemie und Krieg, die Wirtschaft schwächelt wieder – und Massen zieht es in den Schwetzinger Schlosspark zum Tanzen.
Im Schlossgarten waren bei dem Konzert keine Ängste, keine Sorgen, kein Stress zu erkennen. Alle tanzten fröhlich miteinander, fremde Menschen luden sich gegenseitig ein, ein unverklemmtes Gemeinschaftsgefühl schwappte durch die tausenden Besucherinnen und Besucher. Nach einem seiner Hits nimmt Sean Paul seine Sonnenbrille ab und fragt in die Crowd: „Do you love your life?“ Die Antwort an diesem Abend: Ein klares ‚Ja‘! (jay)