Ortef – das ist griechisch, oder? Nein, eher eine schwäbische Verballhornung von „hors d‘oeuvres“, so werden wir belehrt von Werner Roth, einem der Musiker aus dem Ammertaler Quartett Ortef, das am Samstag, 17. Mai, ein begeistertes Publikum im voll besetzten Rittersaal bestens unterhielt. Jedenfalls handelt es sich bei Ortef um musikalische Appetithäppchen aus aller Welt und allen Epochen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, gesungen und gespielt auf mindestens zehn Instrumenten. Staunen kann man über die mittelalterliche Drehleier – gespielt von Hans-Christoph Böhringer –, diverse Flötenarten und nicht zuletzt das „Sinfon“, bestehend aus verschiedenen dickeren und dünneren Rohren aus dem Sanitärbedarf. Oder das „Trübsal“, das man zur Begleitung eines Männerchors blasen kann. Die tiefsten Töne kommen von Siegfried Keppeler am Kontrabass.
„Von ellem ebbes“: Griechische Liebeslieder sind im Repertoire dabei, vor allem aber umgedichtete schwäbische Volkslieder, dazu Klezmer, Irish Folk – mit beeindruckenden Soli des Violinisten Siegfried Härers – und vieles mehr. Schon über 40 Jahre lang hat die Band, die sich auch als „Spielleute“ versteht, ihre Stücke angesammelt. Bei diesem bunten Mix gibt es aber auch einen roten Faden: jeweils zwei Stücke sind thematisch oder musikalisch miteinander verwandt. Zum Beispiel ist „die blonde Frau“ zum einen eine griechische Kellnerin und zum anderen eine schwäbische Loreley. Oder die gemeinsamen parallelen Tonarten a-moll und c-Dur (kurz Paracetamoll!) verbinden ein Renaissance-Stück mit einem aus der Moderne. Das Thema Geld hat ein mittelalterlich-klerikaler Gesang „Diri Dari – credo in pecuniam“ mit dem Hit „Babababa-Banküberfall“. Immer wieder ist auch das Publikum gefragt, als Chor oder an ausgefallenen Instrumenten, nach dem Motto aus dem Volk, für das Volk. Der ganze Abend, so waren sich im Schluss alle einig, war ein riesiges Vergnügen!
Ergänzt wurde das musikalische Ortef durch ein kulinarisches – Liebevoll zubereitete Vorspeisen – Tsatsiki, Bohnen, 200 gerollte Weinblätter und mehr –, kunstvoll auf Platten arrangiert, machten auch die Pause im Schlosshof an kleinen Tischen bei Kerzenschein zum Genuss. Besonderer Dank gebührt Doro Graf, die diese originelle Band für Kirchentellinsfurt entdeckt und aus dem nicht so fernen Ammertal in den Rittersaal geholt hat und auch zusammen mit zahlreichen HelferInnen von Kultur im Schloss die Speisenteller zubereitet hat.
Dank der Tatsache, dass sich ein paar Regentropfen schnell verzogen, konnte hiermit für Kultur am Schloss auch die Freiluftsaison eingeleitet werden, die sich bei hoffentlich noch sommerlicherem Wetter mit dem Open-Air-Konzert im Schirm-Areal am 28.6. mit Black Cat Bone fortsetzen wird.
Bericht und Foto: Katrin Lütjens