Edo Zanki arbeitete zu Lebzeiten mit Giganten wie Herbert Grönemeyer und Tina Turner zusammen und hinterließ bei seinem Tod 2019 ein gewaltiges, musikalisches Vermächtnis. Jetzt plant Brother Records die Veröffentlichung von bisher unbekannten Alben des „Paten des deutschen Souls“.
Am 1. September 2019 verstarb der bekannte Musiker, Sänger und international gefragte Produzent Edo Zanki – bundesweit auch bekannt geworden als „Pate des deutschen Soul“ – nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren. Er hatte mit Größen wie Herbert Grönemeyer, Xavier Naidoo, Tina Turner oder Julia Neigel zusammengearbeitet, schrieb Songs für zahlreiche weitere Künstler und für sich selbst, galt als liebevoller, charismatischer und neugieriger Mensch, der die Musik liebte, in wechselnden Konstellationen musizierte und das Leben feierte. Dies ist leider Geschichte.
In seiner Konzertreihe „Edo Zanki präsentiert ...“ hatte er viele Jahre lang bekannte Künstler aus der ganzen Republik in das Kammertheater Karlsruhe eingeladen. So gaben in der Vergangenheit Bands wie Fools Garden oder Größen wie Anne Haigis, Julia Neigel, Inga Rumpf, Sandie Wollasch oder Gregor Meyle Kostproben ihres Könnens.
Edward „Edo“ Zanki wurde am 19. Oktober 1952 in Zadar/Jugoslawien geboren und kam als Fünfjähriger mit seinen Eltern und den älteren Brüdern Vilko und Melchior als Flüchtling nach Deutschland, zunächst in ein Auffanglager bei Nürnberg und später nach Karlsdorf. Schon früh wurde er mit dem Musikvirus infiziert, zumal Vilko Zanki Berufsmusiker wurde und den erst 14-jährigen Bruder in seine Bands holte, „Edo und die Markees“ oder „Edo and Friends“.
Gemeinsam mit Vilko schrieb Edo Zanki einige Jahre später erste Songs für Joy Fleming oder Peter Horton. Einem breiten Publikum wurde er als Komponist des Liedes „Fruits Of The Night“, gesungen von Tina Turner, bekannt. Mit Ulla Meinecke und dem Song „Tänzerin“ gelang ihm ein richtiger Hit.
In den 90er Jahren wurde er durch die Zusammenarbeit mit Xavier Naidoo und den Söhnen Mannheims, mit denen er auch auf Tour ging, für ein junges Publikum interessant. Schon zuvor war Zanki unter dem Künstlernamen Don Anderson unterwegs und wäre in den 70er Jahren fast der erste, weiße Sänger geworden, der beim renommierten US-Label „Motown-Records“ unterschrieb.
Mit Herbert Grönemeyer produzierte er die beiden Alben „Total egal“ (1982) und „Gemischte Gefühle“ (1983), bei Andre Hellers Projekt „Afrika, Afrika“ fungierte er als musikalischer Direktor. Auch mit Sasha, Thomas D. von den „Fantastischen Vier“, Till Brönner, Sabrina Setlur, Cae Gountt, „4 Your Soul“ oder Tournee-Impresario Fritz Rau arbeitete Edo Zanki viele Jahre lang eng zusammen.
Um Edo Zankis musikalisches Erbe neu zu entdecken, hat Brother-Records mit Edos Bruder und Produzent Vilko Zanki aus Karlsdorf seit Kurzem eine „Tribute Collection“ am Start, die insgesamt elf Alben umfassen wird und die kreative Phase von Edo Zanki als Künstler, Songwriter und Musiker in unterschiedlichen „Special Editions“ zusammenfasst. „Diese Sammlung ist das Ergebnis langer Arbeit, in der wir ein mehr als 40-jähriges Archiv durchforstet, digitalisiert und neu aufbereitet haben“, so Vilko Zanki. Er hält zusammen mit der „guten Seele“ Melanie Greulich nach wie vor das „Kangaroo-Tonstudio“ in Karlsdorf-Neuthard am Laufen.
Die nun zur Veröffentlichung anstehenden Alben, die zum Teil lange Zeit nicht verfügbar waren – den Anfang macht „Wache Nächte“ aus dem Jahre 1983 – präsentieren sich in frischem Gewand und laden dazu ein, in die musikalische Welt von Edo Zanki einzutauchen. „Die Tribute Collection zeigt Edo Zanki nicht nur als Musiker, sondern auch als Mensch, Produzent und Freund, der stets innovativ und visionär war“, betont Vilko Zanki, der die Silberlinge zusammen mit Thomas Mark gemastert hat. Seine Bezeichnung als „Pate des deutschen Souls“ würde den Respekt und die Anerkennung widerspiegeln, die ihm von seinem Publikum und seinen Kollegen entgegengebracht wurde, sowie die immense Bedeutung seines musikalischen Schaffens für die deutsche Musikkultur, heißt es. Mit vielen Überraschungen und neuen Entdeckungen bietet die Sammlung ein einzigartiges Eintauchen in die musikalische Zeitgeschichte und lädt alle Musikliebhaber ein, das Erbe von Edo Zanki neu zu entdecken.
Was viele Nachgeborene nicht wissen: Edo Zanki war 1969 bereits als 15-Jähriger bei der regionalen Kultband „The Markees“, die sein Bruder Vilko gegründet hatte, als Keyboarder und Sänger eingestiegen. Neben Kurt „Casey“ Meister am Bass und Jürgen Kuhr am Schlagzeug war auch Multiinstrumentalist und Sänger Gunter Lepp aus Münzesheim in der jungen Schülerband, die zu Beginn „Tanzmusik“ spielte und bei einem Kapellenwettstreit in Bruchsal den ersten Platz belegte. Mit der Single „7 Tage noch“ (B-Seite: „Maria, du bist wundervoll“) hatte man einen regionalen Hit und unterzeichnete einen Plattenvertrag bei CBS-Records. Edo Zanki war Texter und Sänger, die Band nannte sich in der Folge „Edo und die Markees“.
Da beide Zanki-Brüder künftig den Fokus mehr auf Studioarbeit und Solokarriere legen wollten, trennte man sich bereits 1970. „The Markees“, deren Mitglieder auf dem Weg zu einer Profikarriere waren, sich jedoch für eine solide Ausbildung oder ein Studium entschieden, machten noch eine Zeit lang weiter, 1975 war aber Schluss. Beruf und Familiengründung hatte Vorrang.
Gunter Lepp, der später in Vaihingen als Realschullehrer arbeitete, verstarb unerwartet im Jahre 2021 im Alter von 71 Jahren. Alle seine drei Töchter erbten das Musiker-Gen des Vaters. Agnes Lepp ist heute als Gesangsdozentin an der Hochschule für Musik in Nürnberg tätig, hat Saxophon und Klavier gelernt und singt. Auch ihre beiden älteren Schwestern Stephanie und Viola, die im schwäbischen Spielberg (Sachsenheim) leben, machen haupt- oder nebenberuflich Musik. „Mein Vater hat über 300 Songs geschrieben und komponiert“, sagt Agnes Lepp. Mit ihrer Band „Soundrise Quartett“ spielt sie bei Livekonzerten auch Stücke von Gunter Lepp und hält das Erbe ihres Papas am Leben. Da Verwandte der Lepp-Schwestern noch in Kraichtal wohnen, wäre ein Konzert in der Region doch eine gute Gelegenheit, Freunde zu treffen und über alte Zeiten zu reden? „Wir sind dran und wollen jetzt unbedingt im Kraichgau auftreten“, heißt es. (hjo)