Seit 65 Jahren gehört das Maibaumstellen zum ältesten Brauchtum, das der Sing- und Volkstanzkreis (SVK) Leutershausen hegt und pflegt. Vorsitzender Jürgen Gustke freute sich mit seinen Aktiven in der schmucken Odenwälder Tracht, dass am Vorabend zum 1. Mai erneut zahlreiche Gäste gekommen waren, um bei prächtigem Wetter das Maibaumstellen auf dem Brignais-Platz zu verfolgen. Seine Willkommensgrüße galten auch Bürgermeister Ralf Gänshirt, Ehrengästen und den Gemeinderäten. Er dankte den Mitarbeitern vom Bauhof, die den Platz hergerichtet hatten, sodass die SVK-Aktiven die vielen Brauereigarnituren entsprechend platzieren konnten.
Gustke erinnerte kurz an die Entstehung des Maibaum-Brauchs, der bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht. Galt der Maibaum damals als Ehren- und Tanzbaum für die Obrigkeit, so wurden daraus nach der badischen Revolution 1848 Freiheitsbäume. Heute ist der Maibaum Ausdruck der Freude über den Frühling und den Beginn von Wachsen und Gedeihen in der Natur.
Bevor es so richtig losging, erfreuten sich die Besucher an den volkstümlichen Melodien der Kapelle AM unter der Leitung von Alexander Kropp. „Und jetzt emool alle uffbasse, 's geit glei lous“, schallte die Stimme von Gustke aus den Lautsprechern. Dank der zupackenden Gemeinderäte samt Bürgermeister und muskulösen Vereinsvertretern sowie mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr und des DRK konnte mit Seilen und Stangen der 22 Meter hohe Maibaum nach und nach aufgerichtet werden.
„Awa net sou schnell“, kam die mahnende Zimmermann-Stimme von Bernhard Götz. Der schäumende Gerstensaft motivierte die "Hirschberger Zugpferdchen" zusätzlich. Nach dem zweiten Hau-Ruck-Kommando kam der Baum erstmals in leichte Schieflage, die Bürgermeister-Stellvertreter Werner Volk schnell mit dem Zugseil korrigieren konnte. An der Spitze befindet sich eine Fichte, die mit roten-weißen Bändern den Maibaum ziert. Auf fünf Tafeln sind die Wappen von Großsachsen, Leutershausen, Hirschberg, dem SVK und dem BDS zu sehen. Weitere 19 Tafeln erinnern an alte Zünfte und an das Handwerk in der Gemeinde. Nach gut 20 Minuten konnte der Maibaum unter Beifall befestigt werden. Nach dem Richtspruch von Zimmermeister Bernhard Götz übergab dieser den Maibaum offiziell in die Obhut der Gemeinde. Zuvor wurde das Lied „Großer Gott, wir loben dich“ gesungen.
Bürgermeister Ralf Gänshirt freute sich auch über die Anwesenheit von Ehrenbürgermeister Werner Oeldorf, der Ehrengemeinderäte Peter Johe und Fritz Bletzer sowie der grünen Landtagsabgeordneten Fadime Tuncer. Er dankte dem Zimmermeister für die symbolische Handlung und betonte dabei, dass der Maibaum seit 50 Jahren auch als Zeichen einer selbstbewussten Gemeinde Hirschberg zusammen mit Großsachsen und Leutershausen stehe. Nur gemeinsam könne man sehr vieles in der Gemeinde bewirken und erreichen. Gänshirt dankte allen Einsatzkräften und besonders dem SVK für die jahrzehntelange Brauchtumspflege.
Nachdem man zusammen auf das Tagwerk angestoßen hatte, wurden die Kinder vom SVK-Vorsitzenden eingeladen, mit den rot-weißen Bändern, um den Maibaum zu tanzen und das Geflecht dann wieder aufzulösen. Wie das rot-weiße Baumgeflecht beim Bändertanz aufgelöst wird, zeigten anschließend die Tänzerinnen und Tänzer vom SVK. Gut verpflegt und unterhalten blieben die Gäste noch gern eine Weile beim Mai Hock. Der Maibaum bleibt einige Wochen als Zeichen der Brauchtumspflege im Jahr der Goldenen Hochzeit von Hirschberg stehen.
Von Walter Brand