In der vergangenen Gemeinderatssitzung wurde nach einem zähen, mehrjährigen Verfahren der Bebauungsplan für das Gebiet um die Johann-Nikolaus-Kolb-Straße beschlossen. Die CDU-Fraktion hat dem Plan letztlich zugestimmt. Das Verfahren hatte bereits so lange gedauert, so viele personelle und finanzielle Ressourcen gebündelt, das alles sollte nicht umsonst gewesen sein, sodass wir aus Verantwortungsbewusstsein die Zustimmung erteilt haben.
Zufrieden sind wir mit diesem BPlan aber keineswegs. Wir hatten unsere Kritikpunkte während dieses langen Verfahrens immer wieder thematisiert und an einigen wenigen Stellen wurde der Plan auch nach unseren Vorstellungen überarbeitet, einige Kritikpunkte bleiben aber offen. Die nachfolgenden Punkte sollen bei künftigen Planverfahren Beachtung finden, um den Schwachstellen des jetzt beschlossenen Plans vorzubeugen.
Klar ist, jeder muss einen Beitrag zum Erhalt der Umwelt leisten. Aber grünen Lungen, wie sie in diesem BPlan ausgewiesen sind, werden wir in der Form künftig nicht mehr zustimmen. Was anfangs nur ein kleiner Bereich war, ist ausgeartet und greift viel zu stark in die Baufreiheit der Eigentümer ein. Hier gilt es, eine bessere Abwägung zwischen sinnvollen Grünflächen einerseits und der bestmöglichen Ausnutzung der Baufläche andererseits zu finden. Denn womit Natur und Mensch auch nicht geholfen ist, ist die Ausweisung neuer Baugebiete, weil eine Nachverdichtung auf Grund von Ideologie im bestehenden Ortsgebiet nicht mehr möglich ist. Hinzu kommt, dass das Bauen immer teurer wird, für jüngere Generationen eigentlich gar nicht mehr leistbar, sodass eine Nachverdichtung z. B. auf dem Grundstück der Eltern die einzige Option für ein Eigenheim ist.
Der nächste Kritikpunkt ist und bleibt das Bürokratie- und Überregulierungsmonster. Dachneigung, Buschart, ja fast millimetergenaue Abmessung von Giebeln und vor allem die kleinteilige Regelung der Bebauung für jedes einzelne Grundstück. Was gut gemeint ist im Sinne einer einheitlichen Außenwirkung und genauen Planung, ist für uns schlicht bevormundend und überreguliert. Weniger ist eben doch oftmals mehr. Klar, ein BPlan soll Regeln setzen, sonst müsste man ihn nicht erlassen, aber Grundregeln statt Überregulierung wäre hier der goldene Weg.
Weiter sprechen wir uns gegen die Festlegung der Baulinie an der Straße aus. Das Gebiet zeichnet sich aus durch ohnehin schon enge Straßen, erschwerte Durchfahrt und eine zum Zerreißen angespannte Parksituation. Das Zulassen von zurückgesetzten Häusern mit Parkplätzen vor dem Haus hätte dies entschärft. Leider eine vertane Chance.
Stattdessen wird die Parkplatzsituation nun sogar noch dadurch verschärft, dass im rückwärtigen Bereich kaum mehr Stellplätze geschaffen werden können. Auch hier ging der Gedanke von mehr Grün vor der Zweckmäßigkeit und Sinnhaftigkeit. Das gleichzeitige geplante Vorgehen gegen Falschparker in ebendiesem Gebiet ist insgesamt ein inkohärentes Verwaltungshandeln. Das wird den Anwohnern in diesem Bereich sehr schwer zu vermitteln sein. Sandhausen ist und bleibt auf das Auto angewiesen. Man kann es sich noch so sehr anders wünschen, aber das ist die Lebensrealität des Großteils der Sandhäuser.
Wir bitten die Verwaltung, bei künftigen Verfahren unsere Bedenken und Kritikpunkte in die Planungen einfließen zu lassen.
Anna Ostermeier (vormals Köhler) für die CDU-Fraktion