Albrecht Ritter, 73 Jahre alt, hat Geografie und Geologie studiert und in der Informatik-Branche gearbeitet. Vor rund 20 Jahren entdeckte er auf dem Jakobsweg das Wandern für sich, im Rentenalter wurde es, wie er sagt, zu seiner Berufung. Inzwischen hat er neun Wanderbücher geschrieben, darunter „Rund um Karlsruhe“. Nussbaum-Medien hat er Fragen beantwortet.
Grötzingen Aktuell: Was fasziniert Sie am Wandern?
Albrecht Ritter: Ich habe Freude an der Natur und an der Kultur einer Landschaft. Natürlich zählt auch der Erhalt der körperlichen Fitness und der Aufenthalt im Freien zu meinen Motiven.
GA: Was ist Ihre Lieblingsregion?
Ritter: Meine Lieblings-Wanderregion ist nicht weit von meinem Wohnort Dossenheim entfernt. Es ist der Pfälzerwald mit seinen Mischwäldern und vielen Edelkastanien und Kiefern. Ich liebe diese Wälder. Sie haben für mich fast mediterranes Flair. Ich mag auch die zahlreichen Burgen, Felsen und die Pfälzer Hütten. Diese Gastronomie ist einmalig.
GA: Wie können sich Neu-Wander*innen positive Wandererlebnisse verschaffen?
Ritter: Wandern ist kein Leistungssport, man sollte sich also nicht überfordern. Ein gutes Wanderbuch und einfach mit Freunden loszumarschieren, kann ein guter Einstieg sein. Auch Wandervereine sind gut geeignet. Je mehr junge Menschen mit kreativen Ideen in solchen Vereinen mitmachen, umso mehr werden sich auch andere angesprochen fühlen. Seit der Corona-Zeit wandern vermehrt junge Menschen und Familien mit Kinderwagen.
GA: Wie lange sollte eine Tour sein?
Ritter: Die Länge hängt von der Topographie und von der Kondition ab, um den Spaß am Wandern zu erhalten. Eine Tour mit heftigen Anstiegen darf nicht so lange sein wie eine auf ebenem Grund. Wenn ich die letzten fünf Kilometer einer 25-Kilometer-Runde mit hängender Zunge absolviere, verliere ich leicht die Motivation. Meine persönliche ideale Länge liegt im Schnitt bei 15 Kilometern.
GA: Nach welchen Kriterien haben Sie die Touren für „Rund um Karlsruhe“ ausgewählt?
Ritter: Wichtig waren mir gute Erreichbarkeit, wenn möglich mit ÖPNV, Highlights wie Schlösser, kulturelle Sehenswürdigkeiten, Heimatkundliches, geologische Besonderheiten, Aussichtspunkte und Einkehrmöglichkeiten.
GA: Welche Tour dürfte im Buch nicht fehlen?
Ritter: Das ist die Tour von Weisenbach zum Rockertfelsen. Sie beinhaltet einen mehrere Kilometer langen Kunstweg und prächtige Aussichtsfelsen über das Murgtal.
GA: Gefährdet Wandern natürliche Lebensräume?
Ritter: Ich kenne diese Problematik. Wanderer sind jedoch in der Regel umweltbewusste Menschen, die Freude an der Natur haben und demzufolge diese pfleglich behandeln. Auch meine Wanderungen verlaufen größtenteils auf ausgewiesenen Wanderwegen von Schwarzwaldverein, Pfälzer Waldverein, Odenwaldklub, Gemeinden oder Naturparks. Allen Organisationen unterstelle ich eine pflegliche Auswahl und Gestaltung der Wanderwege unter Berücksichtigung ökologischer Belange. Wandern ist nach wie vor kein Massenphänomen. Solange im Internet nicht einzelne Hotspots beworben werden, werden naturbelassene Gegenden kaum überrannt werden. Allerdings werden in Südtirol oder auf Madeira inzwischen Eintritt für Wanderwege verlangt, um dem Massenansturm gerecht zu werden.
GA: Was raten Sie Wander*innen?
Ritter: Lasst die Natur in natürlichem Zustand so zurück, wie Ihr sie vorgefunden habt! Stört Tiere nicht in ihrem natürlichen Umfeld! Bleibt auf den ausgewiesenen Wanderwegen! Unterschätzt die Gefahren der Natur nicht, etwa Astbruch bei stürmischem Wetter, Rutschgefahr bei Nässe oder Blitzeinschlag bei Gewitter. (rist)