Volker Knopf hat Politik, Anglistik und Medien studiert. Nach einem Volontariat schreibt er seit 30 Jahren für Tageszeitungen im Südwesten und arbeitet seit 2013 auch als Buchautor. Der 56-Jährige lebt in Karlsruhe.
Wochenjournal Durlach: Wie konzipieren Sie Ihre Bücher?
Volker Knopf: Ich schreibe eher Kultur- und Genussführer und keine Reiseführer im klassischen Sinne, in denen Sehenswürdigkeiten kurz abgehakt werden. Es geht mir um Entdeckungen, die oft abseits der Wege liegen: kleine Manufakturen, kulinarische Virtuosen und versteckte Museen; quasi ein Blick hinter die Kulissen. Natürlich erwähne ich die großen Highlights einer Region. Gleichzeitig sind es auch Reise-Lesebücher, bei denen die Akteure zu Wort kommen.
WJ: Woher stammt Ihr Interesse für die nahegelegenen französischen Regionen?
Knopf: Die Nähe zum Elsass war schon immer inspirierend. Als Jugendliche sind wir von Karlsruhe aus mit dem Rad nach Straßburg zum Zelten gefahren, mit den Eltern zum Essen über den Rhein und später, auch heute noch, geht es in die Laiterie nach Straßburg, dem coolsten Club für Independent-Rock-Konzerte weit und breit. Dann kam das Interesse für Lothringen hinzu, das ja auch um die Ecke liegt, zumal Nancy Partnerstadt von Karlsruhe ist.
WJ: Was an Lothringen ist eher französisch, was eher deutsch?
Knopf: Es war ja nur die Region Metz, das heutige Moselle, die zwischen 1871 und 1918 zum deutschen Kaiserreich zählte. Nancy nicht. An die deutsche Historie erinnern vor allem die alten, wilhelminischen Gebäude. Ansonsten ist Lothringen durch und durch französisch.
WJ: Was ist Ihr Lieblingsort in Lothringen?
Knopf: Ich mag Metz sehr. Ich schätze die Atmosphäre der Stadt mit dem melancholisch wirkenden gelben Kalkstein und der Mosel, die sich durch die Stadt schlängelt. Die Altstadt hat ihren ganz eigenen Charme. Nancy mit seinen italienisch anmutenden Plätzen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen, ist eine Liebe auf den ersten, Metz dagegen eher eine auf den zweiten Blick.
WJ: Welches Ziel war für Sie unverzichtbar?
Knopf: Die Brasserie Excelsior in Nancy. Das ist eine Reise in die Zeit um 1900. Selbst wenn man dort nur einen Kaffee trinkt oder ein Croissant isst, weiß man in diesem Jugendstil-Tempel gar nicht, wo man hinschauen soll. Ironischerweise wollten die Stadtväter im Beton-Zeitalter der 70er-Jahre das Gebäude abreißen.
WJ: Welche Ziele in Lothringen würden Sie Menschen für einen zwei-, dreitägigen Besuch empfehlen?
Knopf: Metz und Nancy eignen sich gut für eine Wochenendreise und sind mit dem Zug bequem zu erreichen. Das ist quasi ideal für einen City-Trip. Wer mit dem Pkw unterwegs ist, kann in die Vogesen oder das eher unbekannte Pays du Phalsbourg reisen. Auch das Kristall-Museum von Baccarat oder das Geburtshaus von Jeanne d’Arc sind interessant. Auf dem Land kommt man allerdings mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht weit. Dort benötigt man schon den Pkw, da der ÖPNV nicht sonderlich gut ausgebaut ist.
WJ: Bleiben Sie bei Reisen eher an einem Ort oder zieht es Sie immer wieder weiter?
Knopf: Meist zieht es mich an mehrere Orte. Ich kann aber auch entschleunigt an einem besonders schönen Ort bleiben.
WJ: Welche anderen Regionen in Frankreich gefallen Ihnen?
Knopf: Die Franche-Comté südlich des Elsasses - Jura, Wasserfälle, Käse. Ein Traum für Outdoor-People. Ich mag auch Burgund, die Bretagne oder die Auvergne mit seinen Vulkankratern. Ich könnte die Liste endlos verlängern. (rist)