In dieser Serie stellen wir das Schauspielerteam des „theater am puls“ (tap) näher vor. Diese Woche stellt sich die 28-jährige Natalie Heiß aus Eckental bei Erlangen den Fragen von Birgit Schillinger vom Freundeskreis. Sie hat am Europäischen Theater Institut ETI in Berlin ihre Schauspielausbildung absolviert. Im tap spielt sie die Hauptrolle des Lämmchens in Falladas „Kleiner Mann – was nun?“, eine Inszenierung dieses Mal unter der Regie von Till Weinheimer
Schillinger: Warum sind Sie Schauspielerin geworden?
Heiß: Schon in meiner Jugend war ich eine leidenschaftliche Filmliebhaberin. Ich ging regelmäßig ins Kino, bewahrte alle meine Kinotickets auf und tauchte voller Begeisterung in fremde Welten ein. Besonders fasziniert hat mich die Möglichkeit, durch Filme Dinge zu „erleben“, die im echten Leben unmöglich erscheinen. Mein absoluter Lieblingsfilm war – und ist bis heute – „Fluch der Karibik“. Ich wollte unbedingt Piratin sein, und so keimte in mir der Gedanke, dass ich durch die Schauspielerei in jede erdenkliche Rolle schlüpfen kann. Die Liebe zum Theater entdeckte ich dann im Jugendclub des Münchner Volkstheaters, wo ich die Kraft und Magie des Live-Spiels hautnah erlebte.
Schillinger: Wie und wann sind Sie zum theater am puls gekommen?
Heiß: "Kleiner Mann – was nun?" ist meine erste Produktion am Theater am Puls. Ich hatte mich gezielt für die Rolle des Lämmchens beworben. Nach meinem Vorsprechen erhielt ich einen Anruf von Joerg, der mir mitteilte, dass sie mich gerne für die Rolle engagieren würden – ein Moment, der mich sehr gefreut hat.
Schillinger: Was war oder ist Ihre Lieblingsrolle?
Heiß: Eine meiner bisher liebsten Rollen war die Tochter in „Zeit im Dunkeln“. In diesem intensiven Zwei-Personen-Stück geht es um einen Vater und seine Tochter, die als Flüchtlinge nach Schweden kommen. Die Geschichte ist unglaublich berührend, voller Zwischentöne und emotionaler Tiefe – eine Herausforderung, die mich als Schauspielerin sehr gefordert und bereichert hat.
Schillinger: Was ist das Besondere am theater am puls?
Heiß: Das theater am puls hat eine wunderbar intime Atmosphäre. Die Nähe zum Publikum erlaubt eine sehr reduzierte, fast filmische Spielweise – man kann auf der Bühne mit minimaler Gestik und Mimik große Wirkung erzielen. Diese Unmittelbarkeit schafft eine besondere Verbindung zwischen Schauspielenden und Zuschauenden. Es fühlt sich an, als wären die Zuschauer nicht nur Beobachter, sondern Teil des Geschehens – ein echtes Kammerspiel-Erlebnis.
Schillinger: Welche Engagements haben Sie sonst noch?
Heiß: Ich war zwei Jahre lang fest am Mittelsächsischen Theater engagiert, bevor ich mich im Juli letzten Jahres wieder für die Freiberuflichkeit entschieden habe. Derzeit spiele ich am Dehnberger Hof Theater (Nürnberger Land) ein Klassenzimmerstück, das mich besonders reizt, weil es unmittelbar und direkt an den Schülern dran ist. Zudem werde ich dort ab März mit den Proben für "Nein zum Geld!" beginnen, eine Produktion, auf die ich mich schon sehr freue.
Schillinger: Was sind Ihre Stärken und Schwächen?
Heiß: Eine meiner Schwächen ist vielleicht mein Hang zur Logik – manchmal verliere ich mich zu sehr in analytischen Überlegungen und lasse dadurch bestimmte kreative Möglichkeiten ungenutzt. Eine meiner Stärken ist mein gutes Gedächtnis: Ich kann mir Abläufe und Szenen schnell einprägen und brauche selten Notizen nach den Proben. Das erleichtert die Arbeit und ermöglicht mir, mich voll auf das Spiel zu konzentrieren.
Schillinger: Haben Sie sonstige Interessen oder Hobbys?
Heiß: Neben der Schauspielerei mache ich gerne Pilates und Yoga, male leidenschaftlich gern und liebe es, draußen in der Natur unterwegs zu sein. Besonders begeistert mich auch Bühnenkampf und Bühnenfechten – die Verbindung aus körperlicher Präzision, Choreografie und Ausdruckskraft fasziniert mich immer wieder aufs Neue.