Wildpark Schwarzach
74869 Schwarzach
Tiere, Natur & Umwelt

Natur- und Umweltschutz endet nicht mit dem Feierabend

So ging es nicht nur P. Herzog und S. Keilhauer, denn auf dem Nachhauseweg haben sie abends immer über mehrere Wochen hin und wieder Feuersalamander...
Foto: Selina Keilhauer

So ging es nicht nur P. Herzog und S. Keilhauer, denn auf dem Nachhauseweg haben sie abends immer über mehrere Wochen hin und wieder Feuersalamander auf der Straße entdeckt. Kurz anhalten und die Tiere über die Straße tragen, war selbstverständlich. Doch nach dem ersten Regen am 15. April dann der Schock: 14 überfahrene Feuersalamander und nur ein Lebender konnte gerettet werden. Nach einer kurzen E-Mail an den NABU meldete sich bereits am Mittwoch der NABU Eberbach-Schönbrunn. Nach kurzer Schilderung der Sachlage waren sich alle Beteiligten einig: Hier muss schnellstmöglich ein Zaun gestellt werden. Doch auch ein Amphibienzaun muss bürokratische Hürden überwinden.

Eine Genehmigung musste her, und zwar so schnell wie möglich, denn donnerstags war schon der nächste Regenschauer gemeldet. Da es in der Vergangenheit sehr trocken war, nutzen die auf Feuchtigkeit angewiesenen Salamander die Gunst der Stunde und wandern in Richtung der Gewässer los, um dort die Larven zu gebären.

Die Paarung der Salamander erfolgt an Land. Ebenso sind die Weibchen lebendgebärend. Das heißt, in den Weibchen findet die Eientwicklung schon statt und es wachsen in dem Tier bereits die fertigen Larven heran. Die Salamander paaren sich zwischen Juli und September und die Weibchen können die Samen bis zu 2 Jahren speichern, sodass der Fortbestand auch gesichert ist, sollte mal kein geeigneter Partner zur Verfügung stehen.

Rund 30 Larven legt ein adultes Weibchen dann direkt in das Gewässer. Diese ernähren sich dann zum Beispiel von Fliegenlarven und Wasserasseln, dienen aber auch selbst als Nahrungsgrundlage für andere Tiere.

Die Entwicklungszeit der Larve beträgt in der Regel 2 bis 4 Monate, das hängt neben der Wassertemperatur auch stark von dem Nahrungsangebot ab. So wurden in nährstoffarmen Gewässern bereits Entwicklungszeiträume von bis zu 2 Jahren festgestellt. Auch Kannibalismus unter den Larven konnte bei Nahrungsknappheit beobachtet werden.

Als adultes Tier stehen dann Schnecken, Asseln, Tausendfüßler, Laufkäfer oder Spinnen auf dem Speiseplan. Gelegentlich auch kleine Amphibien.

Bis zu 5 Jahre dauert es, bis sich aus dem Jungtier, das an Land ging, ein geschlechtsreifes adultes Tier entwickelt.

Natürliche Fressfeinde haben erwachsene Feuersalamander dank ihrer Hautgifte nur wenige. Bei Gefahr wird aus den Hautdrüsen ein weißliches Sekret abgesondert. Bei uns Menschen verursacht dies ein Brennen auf der Haut. Für Tiere ist das Sekret jedoch giftig. Abgesehen davon, dass der Feuersalamander damit ihre Fressfeinde abwehrt, dient es zusätzlich als Schutz vor Bakterien oder Pilzwachstum auf ihrer feuchten Haut. Die gelb-schwarze Färbung ist zusätzlich eine wirksame Abschreckung für Fressfeinde. Dennoch kommt der Name des Feuersalamanders weder von der Färbung noch von dem „Brennen“ auf der Haut, welches das Sekret hinterlässt.

Seinen Namen verdankt der Feuersalamander nämlich einem menschlichen Aberglauben aus dem Mittelalter. Man glaubte, er könne Brände löschen. Eben durch sein giftiges Hautsekret. Dies führte dazu, dass viele Tiere ihr Leben in den Bränden verloren, da man sie in großer Zahl in das Feuer geworfen hat.

Doch zurück zur Rettung der Salamander:

Dank der Hilfe von Jan Frey, Bürgermeister von Schönbrunn, konnten die bürokratischen Hürden schnell überwunden werden und der Zaun konnte donnerstags bereits schon gestellt werden. Der guten und schnellen Vernetzung des NABU Eberbach-Schönbrunns war zu verdanken, dass sich bis mittags einige freiwillige Helfer finden konnten, die ihren Feierabend dem Naturschutz widmen. Mit darunter neben den Mitgliedern des Naturschutzbundes auch der Wildpark Schwarzach mit P. Herzog und dessen Auszubildenden B. Zehrer, ebenfalls S. Keilhauer. Knapp 450 Meter Zaun konnte in ca. 3 Stunden gestellt werden. Welch Glück, denn so konnten am Abend, nachdem es geregnet hatte, bereits 11 adulte Männchen und 4 trächtige Weibchen über die Straße geholfen werden.

Nicht nur für die Amphibien, sondern auch für die Sicherheit der Helfer, die solche Zäune in der Nacht ablaufen, ist es extrem wichtig, dass die Autofahrer aufmerksam sind und ihre Geschwindigkeit drosseln. Um Amphibien zu töten, muss man diese nämlich nicht zwingend mit dem Reifen überrollen. Durch den Strömungsdruck unter dem Fahrzeugboden reichen bereits 30 km/h aus, um die Tiere tödlich zu verletzen.

Doch nicht nur die Autos und die Straßen stellen eine Gefahr für die wechselwarmen Feuersalamander dar. Durch immer weniger Wald, mehr Städte und die längeren Hitzeperioden haben die Salamander nicht mehr viel zu fressen oder die Gewässer, in denen die Larven heranwachsen, sind ausgetrocknet. Aber nicht nur das gefährdet die schwarz-gelben Lurche. Die „Salamanderpest“, ein bestimmter Hautpilz aus Asien, setzt der Population zu.

Im Zuge des weltweiten Tierhandels wurde der Pilz erstmals über einen infizierten Salamander nach Europa gebracht. In Asien sind die Amphibien immun gegen den Pilz. In Europa leider nicht. 2008 waren dann bereits innerhalb weniger Jahre in den Niederlanden und Belgien fast alle Feuersalamander verschwunden. Seit 2015 gibt es diesen Pilz auch in Deutschland. Besagter Hautpilz ernährt sich von Kreatinen in der Haut des Salamanders. Zwar kann die Krankheit mit Hilfe von einer Wärmetherapie und Pilzmitteln in den Griff bekommen werden, doch die Wärmetherapie ist für den Salamander schmerzhaft. Außerdem bereitet sich der Pilz innerhalb von kurzer Zeit auf dem Salamander aus. In der Wildnis bedeutet das für das Tier das Todesurteil. Sobald die Tiere infiziert sind, bilden sich Flecken und Geschwüre auf der Haut der Tiere. Diese verliert dann ihre natürlichen, überlebenswichtigen Funktionen. Innerhalb weniger Tage verenden dann die infizierten Tiere.

Hier in der Region ist sowohl der gefleckte als auch der gebänderte Feuersalamander anzutreffen. Wichtig ist der Erhalt der größten und mit bis zu 20 Jahren Lebenserwartung wohl auch langlebigsten einheimischen Amphibienart.

Für den Schutz dieser wird sich in den nächsten Jahren nicht nur der NABU Eberbach-Schönbrunn an dem betreffenden Straßenabschnitt einsetzen, sondern auch der Wildpark Schwarzach. Hier gibt es die Überlegung schon seit einem guten Jahr, sich diese Tiere anzuschaffen, um in den nächsten Jahren im Wildpark mit ihnen zu züchten und sie dann bestenfalls in Gewässern hier in der Umgebung auszuwildern. Aber auch hier muss erst mal die Bürokratie überwunden werden …

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Kleiner Odenwald – aktuell
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Ausgabe 18/2025

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von Wildpark Schwarzach
02.05.2025
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