Am So., 15.09.2024 hat die Initiative „Nehren für Demokratie & Vielfalt“ zu einem Vielfaltsfest in die ehemalige neuapostolische Kirche in der Bubengasse eingeladen. Selbst wir, das Orga-Team, wussten nicht, wer kommt und wie viele kommen.
Gekommen sind sehr viele Menschen! Rund 130 Menschen, hauptsächlich aus Nehren, aber auch aus der Region Steinlachtal, sind gekommen, um bei einem Mitmach- und Genussnachmittag für Leib und Seele mit Lebensgeschichten, Bildern und Musik aus aller Welt dabei zu sein.
Der Nehrener Improvisationskünstler Jakob Nacken hatte als Moderator eine Vielzahl von Programmpunkten unter einen Hut zu bringen. Parallel zur Veranstaltung waren die Kinderbilder der Global Gallery des Rottenburger Vereins 123Kinderlachen zu sehen. Alexander Ott erläuterte das Projekt und lud dazu ein, ein gemeinsames Nehrener Bild zu gestalten. Einige Kinder und Jugendliche ließen sich das nicht zweimal sagen, sie griffen sofort zu Pinsel und Farbe.
Zunächst durften die Zuhörerinnen und Zuhörer an verschiedenen Lebensgeschichten teilhaben: Wir erfuhren z. B. von einer Russin, die es in ihrem Land nicht mehr aushielt und sich vor 1 ½ Jahren, nach ihrer Ankunft in Berlin-Brandenburg, wie neugeboren fühlte. Youssef Kanjou, ein Archäologe aus Syrien, erzählte, dass er seinen Arbeitsplatz im Museum in Aleppo verlassen musste und er seine Mutter seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. „Schön, dass du bei uns in Nehren bist!“, sagte Nacken nach dem Interview mit ihm. Auch E. aus der Türkei und Arman aus Syrien ließen uns an ihrer Geschichte und ihren Gedanken über das Leben in Deutschland teilhaben.
Viktoria, Musiklehrerin aus der Ukraine, erzählte von ihrer Flucht am Tag des Kriegsausbruchs im Februar 2022. Wie sie sich mit ihren zwei Kindern und zwei kleinen Taschen, in die sie ihr „ganzes Leben“ packen musste, auf den Weg in ein sicheres Land gemacht hat. Hanneli Braungardt an der Flöte und Viktoria am Piano + Gesang, gaben gemeinsam das uralte englische Liebeslied „Greensleeves“ zu Besten, es ist in der Ukraine ein Weihnachtslied.
Der Musiker und Nehrener Roland Seitz begleitete die Veranstaltung mit Mitsing-Liedern, wie „Imagine“ von John Lennon, „Über den Wolken“ von Reinhard Mey, dem Volkslied „Die Gedanken sind frei“ und dem Bürgerrechtsklassiker „We shall overcome“. Dieses Lied wurde begleitet vom Kirchenchor, geleitet von Anja Schmid. Der Chor sang noch zwei weitere Stücke aus seinem Friedenslieder-Repertoire. Zwischendurch sahen wir noch einen eindrücklichen Kurzfilm der Filmemacher Maja Tillmann und Rodrogo Otero, beide wohnen in Nehren. Der Film soll ein Zeichen setzen gegen die rassistischen Angriffe eines rechten peruanischen Fernsehsenders auf indigene Frauen. Er zeigt Frauen, die sich poetisch und ausdrucksstark gegen die Herabsetzung zur Wehr setzen.
Last but not least: Dieser Ort soll künftig für vielfältige kulturelle Veranstaltungen Platz bieten – hat aber noch keinen geeigneten Namen! Im Rahmen der Veranstaltung wurden weitere Vorschläge gesammelt. Bürgermeister Egen Betz versprach, dass alle Ideen in den weiteren Namensfindungs-Prozess einfließen werden. Kulturbud|be, mit Bezug zur Bubengasse, oder Kulturzentrum Bubengasse, einprägsam abkürzbar mit „KuBu“, Kulturraum Bubengasse 41 etc. stand auf den Flipcharts.
Zum Abschluss gab ein üppiges internationales Fingerfood-Buffet mit ausländischen und einheimischen Spezialitäten – gespendet von tollen Bürgerinnen und Bürgern! Vielen Dank nochmal an ALLE! Der Freundeskreis Asyl Nehren hat in der Organisation des Buffets unterstützt, so dass aus der Ukraine, aus Syrien, aus der Türkei, aus Afghanistan, aus Gambia etc. leckere und wundervoll dekorierte Speisen beigesteuert wurden. Danke auch an Jan von banam-CreativeStudio für das einladende Plakat. Für die Initiative: Katrin Lauhoff, Sonja Dietsche, Afra Korfmann, Thomas Schlegel, Heike Sinner