Es ist die älteste erhaltene Skulptur Schwetzingens: der Nepomuk – oder richtiger der Heilige Johannes von Nepomuk. Jeder, der schon mal zum Schlossgarten gelaufen ist, hat ihn irgendwann gesehen, denn er steht rechts neben dem Schlossgarten-Haupteingang am Ende der Balustrade am Leimbach. Tatsächlich ist dies eine Kopie aus dem Jahre 1927.
Das Original von 1751 wurde gerade erst von dem Mannheimer Diplom-Restaurator (FH) Eik Lehmann restauriert und am Freitag, 7. Juni dem Museum der Stadt Schwetzingen übergeben. Die aufwendige Restaurierung war vom Freundeskreis Schwetzinger Museum (FSM) e. V. mit einem Zuschuss von 10.000 Euro aus Vereinsmitteln ermöglicht worden.
Bei der Übergabe im Karl-Wörn-Haus zugegen waren der Zweite Vorsitzender des Freundeskreises Dr. Volker Kronemayer, Museumsleiter Lars Maurer, der Mannheimer Diplom-Restaurator (FH) Eik Lehmann sowie der Erste Bürgermeister der Stadt Matthias Steffan. 1751 wurde der Schwetzinger Nepomuk an der Oftersheimer- bzw. Johannisbrücke am Leimbach (heutige Markgrafenstraße) aufgestellt.
Eine Jagdszene des kurpfälzischen Hofkupferstechers Barthélemy de la Rocque von 1758 zeigt diesen ursprünglichen Standort. Heute steht eine Kopie, angefertigt 1927, an der Leimbachbrücke rechts neben dem Schlosseingang. Nepomuk ist gekleidet wie ein katholischer Priester; er trägt eine Tracht mit einem weitärmeligen, langen Obergewand, das sogenannte Talar, darüber ein Rochett und als Kopfbedeckung ein vierkantiges Birett.
Zu seinen Attributen gehören das Kreuz und eine Märtyrerpalme, die auf dem Sockel liegt. Weitere Attribute, die jedoch nicht Teil des Schwetzinger Nepomuks sind, ist die Zunge, die angeblich bei der Exhumierung seines Leichnams 1719 noch vollkommen unverwest erhalten war, sowie ein Kranz aus fünf Sternen um den Kopf.
Der Mannheimer Diplom-Restaurator (FH) Eik Lehmann hat die stark restaurierungsbedürftige Figur in wochenlanger und minutiöser Detailarbeit aufwendig restauriert. Eine besondere Herausforderung war die Wiederherstellung der Hände, die im Laufe der Zeit mehrfach abgeschlagen worden waren. Insgesamt mussten etwa Zweidrittel der Vorderansicht erneuert werden. Noch befindet sich die Skulptur in ihrer Zwischenresidenz, aber in absehbarer Zukunft wird der Schwetzinger Nepomuk eine prominente Stellung in der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung des Rothackerschen Hauses in der Wildemannstraße, neben dem alten Messplatz einnehmen.
Die Renovierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes wird komplett saniert, durch einen Anbau erweitert und zum neuen Spargel- und Stadtmuseum mit Touristeninformation umgewandelt. Geplante Eröffnung: 2027.
Johannes Nepomuk wurde um 1350 als Johannes Welflin im westböhmischen Pomuk oder Nepomuk unweit vom heutigen Pilsen geboren und starb am 20. März 1393 in Prag. 1729 wurde er von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen. Er studierte Jura und Kirchenrecht in Prag und Padua und wurde katholischer Priester und später Generalvikar, Stellvertreter des Bischofs. Nepomuks Amtszeit fiel in die Zeit des Großen Schismas, als mehrere Päpste in Rom und Avignon um die Macht und „Rechtmäßigkeit“ ihres Amtes stritten. Streit gab es auch zwischen dem damals in Prag regierenden König Wenzel IV. und seinem früheren Kanzler, dem Erzbischof Johannes Jenstein von Prag.
Dabei ging es um die Abgrenzung der weltlichen und kirchlichen Machtbereiche. Im Laufe dieser Auseinandersetzungen wurde 1392 ein Günstling des Königs von einem Gericht, dem Nepomuk vorsaß, exkommuniziert; fast zeitgleich verfasste der Erzbischof ein Schreiben an den König, in dem er eine Klärung der kirchenrechtlichen Verhältnisse erreichen wollte. Der König aber wollte den kirchlichen und wirtschaftlichen Einfluss des Erzbischofs schmälern und plante, das Gebiet des Erzbistums Prag durch Errichtung eines westböhmischen Bistums Kladrau zu verkleinern.
Der Abt des Klosters Kladrau starb. Der König schlug als einen Nachfolger und gleichzeitig ersten Bischof vor, die Mönche aber wählten ihren Mitbruder Olen zum Abt. Johannes von Pomuk, seines Zeichens erzbischöfliche Generalvikar, reichte den König das Wahlergebnis sofort ein, der König war aber außer Landes und konnte daher keinen fristgerechten Einspruch erheben. Hin und her - im weiteren Verlauf wurde Johannes von Pomuk zusammen mit anderen erzbischöflichen Beamten verhaftet und gefoltert, während dem Erzbischof selbst die Flucht gelang.
Schließlich wurde der zum Tode verurteilte Nepomuk von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt und ertrank. Angeblich soll sein Haupt von fünf Flammen bzw. „hell glänzenden Wunderzeichen“ umsäumt gewesen sein. Johannes von Nepomuk wurde nach seiner Heiligsprechung als Brückenheiliger betrachtet und hat daher seinen Platz an vielen Gemeinden genau da: An einer Brücke, und sein Haupt ist oftmals mit fünf Sternen geziert.
Aber er ist auch Schutzheiliger des Beichtgeheimnisses. Denn andere frühen Legenden und Erzählungen zufolge hatte sich Nepomuk geweigert, gegen das Beichtgeheimnis zu verstoßen, als König Wenzel partout wissen wollte, was seine Frau gebeichtet hatte. Sie war nämlich des Ehebruchs verdächtigt. Nepomuk hielt sich an das Beichtgeheimnis und schwieg, was den König erzürnte und zum Todesurteil veranlasste.
Mit dem Tode Nepomuks war jedoch nicht das Ende erreicht. Er wurde zu einer Kultfigur der Gegenreformation. Von den Jesuiten vorangetrieben, die ihn zu ihrem Ordenspatron erkoren hatten, verbreitete sich der Nepomuk-Kult zunächst im 18. Jahrhundert im Reich der Habsburger und dann weiter in Frankreich, Italien und Spanien. Und so kam er schließlich auch nach Schwetzingen, wo schon seit jeher Katholiken und Protestanten leben. (rw)