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Neubau für Forensische Psychiatrie eingeweiht – Kosten liegen bei rund 40 Mio Euro – Mitarbeitende gesucht

Die Festhalle am PZN war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Geschäftsführerin Anett Rose-Losert konnte dazu Sozialminister Manne Lucha aus Stuttgart...
Foto: LIP

Die Festhalle am PZN war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Geschäftsführerin Anett Rose-Losert konnte dazu Sozialminister Manne Lucha aus Stuttgart begrüßen, neben OB Dirk Elkemann auch viele VertreterInnen aus Politik, der Polizei, von Ministerien und natürlich Mitarbeitende aus dem gesamten Bereich. „Wir haben ein bewegendes Programm, zunächst den Festakt hier, dann bewegen wir uns zum Neubau, um ihn zu besichtigen“. Rose-Losert sprach in ihrer Begrüßung wie alle anderen Redner von einer vertrauensvollen Arbeit mit der Stadt, die im September 2023 auf eine harte Probe gestellt hatte. Damals gelang einem 33-jährigen psychisch Kranken die Flucht auf dem Weg in die Arbeitstherapie. In einem Einkaufszentrum in der Innenstadt erstach er dann eine junge Frau, die wenige Tage später verstarb. „Es vergeht kein Tag, an dem unsere Mitarbeiter und deren Angehörige an diesen Tag zurückdenken“, so Rose-Losert. „Ich bin froh, dass wir durch den Neubau weitere 54 Plätze für den Maßregelvollzug ans Netz nehmen können und dadurch unsere Patienten und auch unsere Mitarbeitende entlasten.“

Die Schaffung zusätzlicher Plätze im Maßregelvollzug war nötig geworden, weil die Zahl der gerichtlich angeordneten Unterbringung von psychisch kranken wie auch suchtkranken Straftätern landesweit seit 2018 kontinuierlich zugenommen hat. Auch die forensich-psychiatische Klinik am PZN verzeichnete in diesem Zeitraum einen erheblichen Belegungsanstieg. Dabei werden in Wiesloch ausschließlich Patienten aufgenommen, die wegen Delikten im Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung nach § 63 verurteilt wurden. Mit ihrer Zuständigkeit für die vier Landesgerichtsbezirke Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe und Mosbach ist die Klinik die größte Maßregelvollzugseinrichtung in Baden-Württemberg.

Auch für Sozialminister Manne Lucha war der Neubau von enormer Wichtigkeit, sei doch ein enormer Zuwachs der Fallzahlen zu erkennen. Für diese Entwicklung selbst hatte er keine Erklärung, nur so viel „alles geschieht in der Mitte unserer Gesellschaft, es gibt keine Ränder“. Auch er erinnerte an die Straftat vom September 2023, die für ihn zum schwärzesten Tag in seiner Amtszeit geworden ist. Der Neubau ermöglicht eine moderne Patientenversorgung auf der Höhe der Zeit, ebenso wie die erforderliche Sicherheit im Inneren und nach draußen.

Für Oberbürgermeister Dirk Elkemann ist die Fertigstellung des Erweiterungsbaus für die Forensik ein wichtiger Meilenstein bei der Schaffung neuer Unterbringungsmöglichkeiten. Sie eröffnet vielen Patienten zusätzlich Chancen auf Rehabilitation. „Die Genehmigung des Baus im Gemeinderat wurde zwar kritisch registriert, es gab jedoch keinen nennenswerten Widerstand. Auch bei der Info-Veranstaltung für die Bevölkerung zeigte das PZN absolute Transparenz. Wiesloch und das PZN haben eine gemeinsame Geschichte, ein respektvolles und kollegiales Miteinander. Unsere Einwohner leben mit der Klinik, gerade auch deshalb, weil das PZN mit seinen 200 Mitarbeitenden in 55 Berufsgruppen den größten Arbeitgeber darstellt.“

Der Medizindirektor Dr. Christian Oberbauer und die Pflegedienstleisterin Annette Diemer waren von der „überschaubaren Stationsgröße, den Aufenthaltsmöglichkeiten in einem jederzeit zugänglichen Innenhof überzeugt. Diese Rahmenbedingungen unterstützen das Behandlungskonzept und helfen dabei, unsere Patienten an einen normalen Lebensalltag heranzuführen, wie es unser gesetzlicher Auftritt vorsieht.“ Diemer betonte explizit, dass man sich über weitere Bewerbungen freue, die nicht nur ein spannendes und anspruchsvolles Tätigkeitsfeld vorfinden, sondern auch attraktive Weiterentwicklungschancen.

Mit einer Filmpräsentation konnten die Besucher das Baugeschehen der vergangenen Monate verfolgen, ehe die Möglichkeit bestand, den Neubau zu besichtigen. (chs)

INFOS

Auf 3 Stockwerken gibt es Platz für Therapie und Sicherung von 54 PatientInnen auf 3 18-Betten-Stationen. Zusätzlich entstand eine Halle für die Sporttherapie sowie ein Gemeinschaftszentrum. Die Kosten belaufen sich auf rund 40 Millionen Euro.

Tag der offenen Tür

Blick hinter die Mauern werfen

Die Bevölkerung hat am Samstag, 19. Oktober, die Möglichkeit, den Neubau zu besichtigen. Während einer 45-minütigen Führung werden die Räumlichkeiten gezeigt und Fragen vom Personal beantwortet. Die Anmeldung erfolgt zwingend über www.ticket-regional.de/besichtigung-mrv-neubau-pzn

Treffpunkt ist an der Sicherheitsschleuse Station 11 neben der Mauer.

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