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Neue Erkenntnisse zur jüdischen Familie Bodenheimer (Stolpersteine Pforzheimer Str. 10)

Familie Bodenheimer Für drei Angehörige der Familie Bodenheimer haben wir vom Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis von Gunter Demnig Stolpersteine...

Familie Bodenheimer

Für drei Angehörige der Familie Bodenheimer haben wir vom Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis von Gunter Demnig Stolpersteine vor dem Haus Pforzheimer Straße 10 verlegen lassen.

Für Helene Bodenheimer (*27.06.1881 in Kalisch, Großpolen), geb. Reich, die seit 1918 in Ettlingen lebte und mit Emil Bodenheimer verheiratet war. Sie erlitt am 8. Mai 1940 bei einer Razzia der Gestapo einen Herzschlag. Außerdem für Emil (*31.01.1880 in Ettlingen) und Ludwig Bodenheimer *03.11.1883 in Ettlingen), die beide am 22. Oktober mit dem Transport badischer und pfälzischer Juden nach Gurs deportiert und dort ermordet wurden. Emil Bodenheimer war Alteisenhändler und Kriegsteilnehmer im 1. Weltkrieg. 1938 wurde er mehrere Wochen im KZ Dachau inhaftiert. Ludwig arbeitete als Hilfsarbeiter im Altwarenhandel seines Bruders.

Die Eltern der beiden Brüder waren Wilhelm Bodenheimer und Fanny Bodenheimer, geb. Adler.

Das Ehepaar hatte weitere Kinder: Ernestine Schwarz-Hiller von Jiskor (*16.02.1882 in Ettlingen), geb. Bodenheimer, Henriette Hungler, geb. Bodenheimer und Regine Halbreich (*17.04.1877), geb. Bodenheimer.

Ernestine war vom 13. Oktober 1942 bis zum 19. Oktober 1944 im Ghetto Theresienstadt interniert. Dorthin wurde sie aus ihrem Wohnort Wien verschleppt, dann nach Auschwitz deportiert und ermordet. Ihr letzter selbstgewählter Wohnsitz in Wien vor dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland war die Obere Viaduktgasse 2, Wien 3. Vor den Deportationen wurde die jüdische Bevölkerung Wiens zwangsumgesiedelt. Sie wurde in die „Sammelwohnung“ bzw. das „Judenhaus“ in Wien 2, Schwarzingergasse 2/4 verbracht. Sie war die Ehefrau von Rudolf Ritter Schwarz-Hiller von Jiskor (Schwarz), Dr. jur. (*14.08.1876 Wien, gest. 1932 Wien).

Henriette war mit Emil Hungler verheiratet. Über sie konnte bisher nicht mehr in Erfahrung gebracht werden.

Regine, auch Regina oder Gina genannt, war mit Heinrich Halbreich (*1856) verheiratet. Dieser brachte den Sohn Max Mendel Halbreich, geboren 1889 in Mannheim, mit in die Ehe. Heinrich Halbreich verstarb 1934. Max wurde nach Gurs deportiert, von dort nach Auschwitz, wo er im Gas ermordet wurde. Regine deportierten die deutschen Faschisten im Oktober 1940 nach Südwestfrankreich ins Camp de Gurs, später ins Camp de Noé. Sie überlebte den Holocaust und konnte mit Hilfe einer jüdischen Organisation 1948 von Cannes in die USA emigrieren. In New York lernte sie Ernst Wassermann kennen, den sie 1950 heiratete. Ihr Familienname war jetzt Halbreich-Wassermann.

Theresienstadt: Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei im März 1939 lebten 118 000 Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des neuen „Reichsprotektorats Böhmen und Mähren“. Während der ersten zwei Jahre der Besatzung konnten etwa 27 000 von ihnen auswandern oder fliehen. 1941 begannen die deutschen Behörden mit Deportationen. Die meisten Jüdinnen und Juden wurden in Theresienstadt (tschechisch: Terezin) ghettoisiert; die alten Festungsanlagen ermöglichten eine völlige Abriegelung der jüdischen Bevölkerung. Ende 1942 lebten etwa 56 700 Menschen auf engstem Raum zusammengedrängt. Theresienstadt wurde zudem als „Musterghetto“ zu einem Objekt der NS-Propaganda. Bis zuletzt gelang es der NS-Propaganda Theresienstadt als lebenswerte jüdische Stadt darzustellen. In Wahrheit wurden die Einwohner*innen rücksichtslos ausgebeutet, die katastrophalen Lebensbedingungen führten zu einer hohen Sterblichkeit unter den Ghettobewohner*innen. Bereits 1942 begannen Transporte in die östlichen deutschen Besatzungsgebiete, die Menschen wurden dort in andere Ghettos eingewiesen, erschossen oder direkt in Vernichtungslager gebracht. Insgesamt durchliefen etwa 140 000 Menschen das Ghetto, aus dem bei Kriegsende lediglich 19 000 Menschen befreit werden konnten.

Erscheinung
Amtsblatt Ettlingen
Ausgabe 29/2025
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