
Auch in begehrten Orten wie Neckargemünd gibt es zahlreiche leerstehende Häuser und Wohnungen. Dabei sind mit Leerstand für alle Beteiligten nur Nachteile verbunden: Die Eigentümer haben keine Einnahmen und die Objekte verfallen mitunter sogar, die Nachbarn sehen traurige, dunkle Fenster und sprießendes Unkraut, Wohnungssuchende haben es noch schwerer, eine Bleibe zu finden und der Stadt entgehen Einnahmen.
Grund genug für die „Leerstandsinitiative Neckargemünd“, sich dieses Thema vorzunehmen und bei einem Auftakttreffen am vergangenen Donnerstag in der Arche nach Lösungen zu suchen. Inspirieren ließen sich die Anwesenden, darunter Vertreter der Gemeinderatsfraktionen, des BUND und der Archegemeinde dabei von dem Beispiel der Leerstandsinitiative in Landau/Pfalz, wo man seit längerem mit pfiffigen Ideen an dem Thema dran ist.
So setzt man in Landau auf das Konzept „Zwischennutzung“. Oft bleiben Objekte leer, weil die Eigentümer den Abschluss eines Mietvertrags scheuen – wer weiß, ob man das Mietverhältnis dann wieder beenden kann, wenn es an der Zeit ist? Bei der „Zwischennutzung“ jedoch entsteht gar kein Mietverhältnis, die neuen Bewohner bezahlen zunächst lediglich die Nebenkosten, das Objekt ist bewohnt und wird gepflegt. In Landau hat man sich von Experten einen entsprechenden Vertrag ausarbeiten lassen und so zahlreiche Objekte dadurch wieder mit Leben füllen können.
Eine weitere Aktivität der Initiative in der Pfalz war es zunächst zu ermitteln, wie viel Leerstand gibt es denn eigentlich in der Stadt, berichtete Grünen Kreisrat Stefan Geißler, der die Landauer Initiative unlängst besucht hatte, um sich deren Erfahrungen anzusehen. Und siehe da, es konnten in Landau über 700 Objekte ermittelt werden, die ungenutzt waren. Am Ende mag auch diese für alle Beteiligten überraschend hohe Zahl an Leerstand dazu beigetragen haben, dass ein vor Jahren in Landau geplantes 100 Hektar großes Neubaugebiet nie realisiert wurde. Warum kostbare neue Flächen zubauen, wenn bereits so viel ungenutztes Potenzial in der Stadt existiert?
Denn auch hier in der Stadt werden gleichzeitig neue Baugebiete überlegt, während jeder und jede, die mit offenen Augen durch die Stadt geht, zahlreiche ungenutzte oder leerstehende Häuser sieht. „Wir haben uns auch in unserer Fraktion unlängst mit dem Thema beschäftigt“, berichtete CDU-Stadtrat Norbert Sy. „Zwar gibt es derzeit in Neckargemünd keine offiziell festgestellte Wohnungsnotlage, dennoch ist Leerstand ein drängendes Thema und das Angehen desselben fände unsere Unterstützung.“ Die BUND-Ortsvorsitzende Alexandra Inama-Knäblein erläuterte in ihrem Beitrag, oftmals zielten Neubaugebiete auf die inzwischen vergleichsweise kleine Bevölkerungsgruppe der Familien mit Kindern, während Singles, ältere Menschen oder Menschen mit schmalem Geldbeutel andere Bedarfe hätten. Was fehle, seien forciertes kommunales Flächenmanagement, Wohnraummagement, zielgruppengerechte Angebote. Die nachhaltige Siedlungsplanung müsse sich viel stärker auf den Altbestand konzentrieren. Sonst drohe neben klammen Gemeindekassen auch die Verödung der Ortskerne.
„Auch die ökologische Bedeutung unbebauter Flächen und des Boden für Natur, Klima und Gesundheit sprechen gegen eine ungebremste weitere Ausweitung des Siedlungsbaus.“, so Inama-Knäblein.
Das Thema mehr ins öffentliche Bewusstsein rücken sei sinnvoll und nötig, waren sich die Anwesenden zum Abschluss einig. Das Ermitteln von Leerstand in Neckargemünd wird dabei eine der nächsten Aktivitäten der neuen Gruppe sein. 
Die neue Leerstandsinitiative Neckargemünd freut sich über jede Mitwirkung und jede Anregung. Kontakt: leerstand-neckargemuend@web.de. (pr/red)