Barbara Kingsolver: Die Unbehausten
Alles scheint um Willa zusammenzubrechen: Als freie Journalistin steht sie ohne Aufträge da. Ihr Mann Iano verliert seine Professur, Sohn Zeke, als Harvard-Absolvent der große Hoffnungsträger der Familie, ist gerade Vater geworden. Und ihr schwerkranker Schwiegervater schwärmt vom »Megafon«, dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Am selben Fleck, 150 Jahre zuvor, freundet sich ein Lehrer namens Thatcher mit seiner eigenbrötlerischen Nachbarin an. Die Naturforscherin Mary Treat steht in lebhaftem Austausch mit Charles Darwin, doch in der verschworenen Ortsgemeinschaft wird die Theorie von der Evolution als Sünde angeprangert.
Benjamin Myers: Strandgut
Bucky hat mit seinen siebzig Jahren noch nie das Meer gesehen. Und doch treibt er seit dem Tod seiner Frau durch Chicago wie ein Schiffbrüchiger. Zwischen Bett und Apotheke zählt er die Stunden bis zum Ende. Da erreicht ihn eine unerwartete Nachricht: eine Einladung zu einem Soul-Festival im englischen Scarborough. Tatsächlich hat Bucky eine Vergangenheit als Soulsänger, doch in den USA sind seine wenigen Songs längst vergessen. An der britischen Küste angekommen, begreift er, dass er hier eine Art Legende ist. Und er trifft auf Dinah, eine melancholische Mittfünfzigerin, die ihren deprimierenden Alltag am besten vergessen kann, wenn sie Buckys Lieder hört oder sich in die kalte Nordsee stürzt.
André Hülsbömer: Winterling
An einem ohnehin finsteren Tag im Herbst 1670 geraten Ortsvorsteher Dieffenbach und einer der vorderen Bauern im oberhessischen Dauernheim, der Leibeigene Johannis Edler, bös‘ aneinander. Ihr Landesherr im Bingenheimer Schloss will die Abgaben erhöhen, doch das Bauernvolk weiß jetzt schon kaum über den nächsten Winter zu kommen. Edlers Gerechtigkeitssinn ringt mit der Fügsamkeit seines Standes. Erstmals will er sich widersetzen. Während sein besonnener Schwiegervater ihn gerade noch einfangen kann, nimmt Edlers leidenschaftlicher Erstgeborner die Sache schließlich allein in die Hand.
Rebecca Ross: Dreams Lie Beneath
Das Reich Azenor steht seit Jahrzehnten unter einem schrecklichen Fluch. In jeder Neumondnacht werden die schlimmsten Albträume der Einwohner lebendig. Als angehende Hüterin ist es die Aufgabe von Clementine und ihrem Vater, ihre Stadt davor zu beschützen. Doch als eines Tages zwei junge Magier auftauchen und ihnen dieses Amt streitig machen, ändert sich alles. In einem Wettkampf verliert Clementine nicht nur ihre Position, sondern auch ihr Zuhause. Sie schwört Rache, vor allem an dem geheimnisvollen Phelan, der sie bezwungen hat und sie trotz allem fasziniert. Aber um den Neumondfluch ein für allemal zu brechen, muss sie mit ihrem Rivalen zusammenarbeiten.
Ocean Vuong: Der Kaiser der Freude
Der queere Hai, Sohn einer vietnamesischen Mutter, lebt in East Gladness, einem Kaff in New England. Auf den Straßen hängen noch die Schilder der Obama-Kampagne »Yes, we can«, doch Hai schluckt Pillen und denkt an Selbstmord. Bis er Grazina aus Litauen kennenlernt, eine Überlebende des Zweiten Weltkriegs, in deren Kopf die unerlösten Geister ihres Lebens schwirren. Hai wird ihr Pfleger und fängt an, in einem Diner zu arbeiten, dessen Belegschaft alles Underdogs sind wie er, die »in dieser angeblich freien Welt aus Arbeit und Schlaf gefangen sind.
Katja Keweritsch: Alice und das Blau des Wassers
Ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag erfährt Alice, dass ihr Mann sie verlässt. Mit 49 Jahren findet sie sich plötzlich allein und ohne Job wieder. Um mal für einige Wochen kostengünstig rauszukommen und Abstand zu gewinnen, bestätigt sie die erste Anfrage auf einer Haustauschplattform: Guernsey, die zweitgrößte der Kanalinseln zwischen England und Frankreich. Vielleicht kann sie dort, weit weg von Hamburg, herausfinden, wie es weitergehen soll. Ist es möglich, mitten im Leben noch einmal die Richtung zu ändern? Wie soll das funktionieren? Und was erwartet sie eigentlich von der zweiten Hälfte ihres Lebens? Alice wagt sprichwörtlich den Sprung ins kalte Wasser: Auf Guernsey wird sie zur Freischwimmerin im offenen Meer.