Das Schloss, die Flößerei und das Bergwerk gehören zu Neuenbürg genauso wie die Pektin-Fabrik, die Evangelische Stadtkirche und vieles andere. Anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums fand am Sonntag ein historischer Stadtrundgang statt. Dabei konnte man so einiges Altes und Neues entdecken.
Bürgermeister Fabian Bader begrüßte vor dem rund eineinhalbstündigen Stadtrundgang am vergangenen Sonntagnachmittag Experten und Publikum. Sehr viele der Bürgerinnen und Bürger hatten Interesse daran, mehr über ihre alte oder neue Heimatstadt zu erfahren. Neben Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger Theo Schaubel verrieten Elke Osterloh, die ehemalige Leiterin des Museums Schloss Neuenbürg; Kurt Fischer und Karl-Heinz Mappus neben geschichtlichen Hintergründen viel über Erfolg und Misserfolg der "malerischen Stadt an der Enz" und ehemaligen Oberamtsstadt Neuenbürg. Gerade auf letztere bedeutende Station in der Stadtgeschichte ging Schaubel ein. "Die Stadt Neuenbürg war schon lange das Zentrum", sagte er. So habe es früher die Stadt und das Amt Neuenbürg gegeben. Um 1819 habe es 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner gegeben, da damals Bad Wildbad, Birkenfeld und Co. dazu gehörten. 1938 kam das Oberamt zu Calw. "Nach Pforzheim können wir nicht hin. Da müssten wir ins 'badische Ausland'", sagte Schaubel. Auch auf dieser Führung betonte er, wie Neuenbürg durch diverse Reformen wie die Funktionalreform 2005 an Institutionen und Zuständigkeiten verloren hat, sodass unter anderem auch das in der heutigen Jugendmusikschule ansässige Amtsgericht aufgegeben sowie seine Zuständigkeiten dann doch demAmtsgericht Pforzheim übertragen wurden. Auch auf die Geschichte der Stadtschultheiße, wie die Bürgermeister bis 1930 genannt wurden, ging Schaubel ein. Mehr davon schildert er in einer Serie der Neuenbürger Stadtnachrichten.
Auf vieles, was er selbst erlebt hatte, ging Karl-Heinz Mappus ein. So schilderte er dem Publikum an der Hirschbrücke, wie hier in der Umgebung alte Industrien und Familienbetriebe ansässig waren. Besonders die Gerber hinterließen durch einen starken Geruch und Häuten, die über den Mauern lagen, damals bleibenden Eindruck.
"Neuenbürg war schon immer Vorreiter hinsichtlich vieler Entwicklungen", sagte Mappus. So erhielten die Arbeiter schon früh einen Vorläufer der heutigen Krankenversicherung. Elke Osterloh ging nicht nur auf die Geschichte des Schlosses, sondern auch auf die der Flößerei und Industrialisierung ein. "Welche Energiequelle nutzt man in Neuenbürg schon immer? - Wasser; nur die Technik hat sich verändert", sagte sie. Die Flößerei in Neuenbürg warnoch bis 1912, als das letzte Floß auf der Enz fuhr, ein bedeutender Wirtschaftszweig. Verdrängt wurde sie von der Eisenbahn. "Viele Firmen waren in Neuenbürg, aber aufgrund der kleinen Gemarkung kann man hier nicht expandieren", sagte Osterloh. Nicht expandiert, aber renoviert wurde die Evangelische Stadtkirche, in der Kurt Fischer zum Beispiel erläuterte, dass statt der Kirchenbänke Stühle genutzt werden, um neuen Gottesdienstformen mehr zu begegnen. Bezirkskantorin Sun Kim und Christian David Karl schlossen die Führung mit einer Konzerteinlage musikalisch ab. (war)