Als Finanzvorständin des Arbeitskreis Asyl Filderstadt verwalte ich, Brigitta Reiner, unter anderem die so genannten FlüAG-Gelder. FlüAG steht für „Flüchtlings-Aufnahme-Gesetz“. Dieses besagt unter vielem anderen, dass die Bundesländer für jede/n aufgenommene/n Geflüchtete*n eine festgelegte Geldsumme zum Erwerb der ersten Grundlagen in der deutschen Sprachebereitstellen. In Baden-Württemberg hat die AWO die Betreuung der Geflüchteten in den so genannten vorläufigen Unterkünften (VUs) übernommen. Die für niederschwelligen Sprachkurse vorgesehenen Gelder gibt die AWO weiter an die lokalen Arbeitskreise, die mit ihren Ehrenamtlichen solche Kursangebote organisieren. In der Coronazeit sind fast all' diese Aktivitäten hier in Filderstadt weggebrochen – und konnten danach leider auch nicht wieder etabliert werden.
In Harthausen gibt es eine VU*, in der vor allem alleinreisende Männer, aber auch ein paar Familien leben. Im Oktober suchte ich diese auf, um herauszufinden, ob die Bewohner*innenInteresse an einem Deutschkurshätten. Sie hatten! Mit Hilfe von E., der bereits so gut Deutsch sprach, dass ich ihm mein Anliegen erklären konnte, war meine Liste nach etwa einer halben Stunde mit gut 20 Namen gefüllt.
Ein neunjähriger Junge hatte mir in der Zwischenzeit die Bitten seiner Mutter und weiterer Frauen übermittelt: ob ich bitte Plätze in der KiTa oder in einer Spielgruppe für die kleinen Kinder vermitteln könne? Tatsächlich wird die Unterkunft von einem Sozialarbeiter der AWO betreut. Einmal in der Woche ist er zur Sprechstunde vor Ort. Ich würde mit ihm Kontakt aufnehmen. Ob die Frauen auch Deutsch lernen möchten? Ihre Namen standen nicht auf der Liste….
Inzwischen hat der Sprachkurs in den Räumlichkeiten des Vereins INTEGRA in Plattenhardt begonnen. Der für solche Aktivitäten in der Unterkunft vorgesehene Raum ist schon seit langem mit Geflüchteten belegt. Nicht alle Männer von der Liste sind gekommen – 20 sind auch zuviel; aber zehn wären eine schöne Gruppengröße. Die Koordinatorin von der AWO tröstete die Lehrerin und mich: wenn es über einen längeren Zeitraum keine Angebote gibt, müssen sich neue erst einmal etablieren.
Gökhan, Yusuf, Arda und Mert haben jedenfalls viel Spaß beim Lernen und kommen gut voran. Neue Schüler sind jedoch noch herzlich willkommen! Kontakt: brigitta.reiner@akafi.de
* Geflüchtete leben in einer VU bis zum Abschluss ihres Asylverfahrens, längstens aber 24 Monate. Danach ziehen sie eine Anschlussunterkunft (AU) um. Diese Unterkünfte werden von den Kommunen finanziert und betrieben. Die Betreuung der Geflüchteten geschieht durch den kommunalen sozialen Dienst und Freiwillige, die sich meist in Arbeitskreisen oder Vereinen organisieren.
(Brigitta Reiner)