Die Calmbacher Kläranlage braucht ein neues Blockheizkraftwerk (BHKW). Altersbedingt läuft das BHKW nicht mehr zuverlässig, sodass Störungen schon fast an der Tagesordnung und Ersatzteile nur schwer oder gar nicht mehr zu bekommen sind. Die Schäden sind mittlerweile sogar schon so groß, dass keine Reparaturen mehr gemacht werden können. Kurzum: Es muss etwas Neues her. „In einer Notsituation muss das Blockheizkraftwerk funktionieren“, sagt Stadtbaumeister Volkhard Leetz, der deshalb den Beschlussvorschlag empfiehlt: Neues Blockheizkraftwerk kaufen. Da die Investitionssumme über 70.000 Euro liegt, konnte in der Bau- und Umweltausschusssitzung „nur“ ein Empfehlungsbeschluss aufgestellt werden – keine Vergabe. Die ist jetzt, nachdem die Empfehlung einstimmig angenommen wurde, ein Fall für die Gemeinderatssitzung am 2. Juli. Die geschätzte Investitionssumme liegt bei rund 390.000 Euro, die Honorarkosten für die Fachplaner bei 100.000 Euro. Für die Beauftragung der Ingenieurleistung sind im Wirtschaftsplan 2024 bereits Mittel eingestellt. Aufgrund der guten bestehenden Zusammenarbeit beim Sanierungsabschnitt 4 der Kläranlage Calmbach empfiehlt die Verwaltung die weitere Zusammenarbeit mit der IEPA Ingenieurgenossenschaft eG.
Wie Stadtbaumeister Volkhard Leetz erläuterte, wird der Gasmotor mit dem in der Faulung produzierten Faulgas (Biogas) angetrieben und erzeugt elektrische Leistung. Der produzierte Strom wird direkt auf der Kläranlage zur Abwasserreinigung verwendet. Auch die Abwärme des Gasmotors wird zum Heizen der Faulung (Biogasanlage) und der Gebäude auf dem Klärwerksgelände verwendet. Dadurch werden Kosten gespart und der Verbrauch von fossilen Brennstoffen vermieden.
Eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben ist die nachhaltige, CO₂-neutrale Energieversorgung. Die Nutzung von Klärgas ist ein Schritt in diese Richtung. Klärgas entsteht bei der Faulung des Klärschlamms. Dieser wiederum besteht aus den festen Inhaltsstoffen des Abwassers sowie aus Bakterien, die sich von den gelösten Schmutzstoffen im Abwasser ernährt haben. Hauptquelle der Abwasser-Inhaltsstoffe sind fast ausschließlich menschliche Ausscheidungen, die aus der aufgenommenen Nahrung entstehen. Damit sind nachwachsende Rohstoffe die Grundlage des Klärschlamms. Tritt dazu noch die Strom- und Wärmeerzeugung in Blockheizkraftwerken (BHKW) mit Kraftwärmekopplung, ergibt sich eine nachhaltige und effiziente Nutzung der Ressourcen. Bei der konventionellen Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen wird die im Kraftwerk entstehende Abwärme in der Regel nicht genutzt. Dadurch ergeben sich Wirkungsgrade um 45 Prozent. Zieht man den Energieaufwand für Gewinnung, Aufbereitung und Transport des Brennstoffs in Betracht, so verringert sich der Wirkungsgrad weiter. Eine Erhöhung des Wirkungsgrads auf über 80 Prozent lässt sich durch die Nutzung der Abwärme in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen erzielen. Hierfür ist es hilfreich, wenn – wie es in Klärwerken der Fall ist – ein ganzjähriger Wärmebedarf vorhanden ist. Damit sind diese für den Einsatz von klimaschonenden Kraftwärmekopplungs-Anlagen besonders gut geeignet. (mm)