Wie beispielsweise im Juli 1969 in Rauenberg und Wiesloch. In den folgenden Jahren gab es weitere Starkregenereignisse, bei denen im Wesentlichen der Leimbach, der Wald- und der Gauangelbach beteiligt waren. Dies führte dazu, dass die Mitglieder des Abwasserverbandes Leimbach-Angelbach diesen beauftragten, den Hochwasserschutz zu übernehmen und für Abhilfe zu sorgen. Damit sollte ein Hochwasser verhindert werden, wie es statistisch nur einmal in 100 Jahren vorkommt.
In der Folge wurden ab 2007 neun Rückhaltebecken eingerichtet, nämlich in Dielheim-Baiertal, Hohenhardter Hof, Dielheim-Unterhof, Gauangelloch, Maisbachtal, Ochsenbachtal, Schatthausen und Horrenberg. Das schon bestehende in Mühlhausen wurde umgebaut. Als Letztes wurde dieser Tage das im Altwieslocher Naturschutzgebiet gelegene Becken durch Vertreter der Stadt, des Abwasser- und Hochwasserschutzverbandes, des Planungsbüros und den Verantwortlichen der Baufirma in einem kleinen Festakt seiner Bestimmung übergeben.
Im Januar 2020 war die Maßnahme der Öffentlichkeit vorgestellt und zwei Jahre später, nach Prüfung der Umweltverträglichkeit und Räumung der Kleingärten, mit dem Bau begonnen worden. Veranschlagt war das Projekt mit 4,3 Millionen Euro, gekostet hat es am Ende 6,2 Millionen.
Man stieß unter dem Bachbett zwar auf eine wasserundurchlässige Lehmschicht, die aber das Bauwerk nicht tragen konnte. Deshalb musste das Bauwerk und durch Pfähle im 15 Meter tiefen Felssockel stabilisiert werden. In diesem Zusammenhang wurde eine Granate aus dem Zweiten Weltkrieg durch den Kampfmittelräumdienst entfernt.
Das neue Becken kann im Notfall bis zu 53.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen. Bei sinkenden Pegelständen fließt das Wasser durch das Bachbett kontrolliert ab. Normalerweise wird das Öffnen der Wehre elektronisch gesteuert, aus Platzgründen wurde aber in Altwiesloch ein mechanischer Weg gewählt. Ein eingebauter Schwimmer steigt mit dem Wasser hoch und öffnet das Wehr, wenn das „Stauziel“ erreicht ist. Das neue Wehr liegt mitten in einem Naturschutzgebiet. Der Fahrradweg von Wiesloch, der ganzjährig von Schülern und Freizeitaktivisten stark frequentiert wird, führt direkt hindurch. Die Beleuchtung wird nachts über Bewegungsmelder ein- und ausgeschaltet.
Im Bereich des Rückstaubeckens musste eine Umfahrung auf dem gegenüberliegenden Ufer eingerichtet werden. Ärgerlich fand Oberbürgermeister Dirk Elkemann, der bei der Übergabe als Verbandsvorsitzender sprach, dass auf Betreiben der Naturschutzbehörde auf dieser neuen kurzen Strecke keine Beleuchtung eingerichtet werden durfte. Man habe sich auch mit umweltschonenden Alternativen weder hier noch beim Fahrradweg Wiesloch-Rauenberg durchsetzen können, der ebenfalls durch ein Naturschutzgebiet führt. Schülerinnen und Schüler sind dadurch im Winter gezwungen, am frühen Morgen nicht beleuchtete Wege zu befahren.
Ergänzend zu den Rückhaltebecken hat man die betroffenen Bäche erweitert und renaturiert, um dem abfließenden Wasser mehr Raum zu geben. Damit werden nicht nur die Lebensbedingungen der Fische, Kleinlebewesen und Wasserpflanzen erhalten, sondern den Einwohnern der angrenzenden Gemeinden mehr Sicherheit gewährt.
In diesem Zusammenhang wurden auch Freizeitmöglichkeiten am Bachufer geschaffen. Für alle Baumaßnahmen wurden bisher rund 40 Millionen Euro investiert. Das Land hat sich daran mit Zuwendungen in Höhe von rund 70 Prozent oder 27 Millionen Euro beteiligt. Der Rest wurde von den fünf Mitgliedsgemeinden Wiesloch, Dielheim, Rauenberg, Mühlhausen und Leimen übernommen.
Mit der endgültigen Fertigstellung können zeitweise über eine Million Kubikmeter Niederschlagswasser gespeichert werden, die dann nach und nach gesteuert abfließen. Die Schäden eines Hochwasserereignisses werden damit wesentlich eingegrenzt, können aber ein Unwetter, wie im Ahrtal, trotzdem nicht verhindern, wie Elkemann bei seinen Ausführungen erklärte. Auch seien die durch den Klimawandel und die Erderwärmung zu erwartenden Auswirkungen nur mit einem Risikozuschlag von 15 Prozent berücksichtigt worden.
Nicht bedacht wurde, dass man Wasser bei Starkregen speichern müsste, um es dann in Trockenphasen in der Landwirtschaft einsetzen zu können. Lediglich am Fontenay-aux-Roses-Platz in Wiesloch habe man einen derartigen Versuch gestartet. Dort wird in einer unterirdischen Zisterne Regenwasser gesammelt und in Trockenphasen an die neu gepflanzten Bäume in der Unteren Hauptstraße geleitet.
Im Rückblick wäre da vielleicht doch der Bau eines Staubeckens sinnvoll gewesen, wie es in den 1980er Jahren schon einmal geplant war. Es hätte, wie im Rückhaltebecken in Mühlhausen, dauerhaft Wasser speichern und in Trockenphasen Landwirte mit Wasser für die Berieselung ihrer Felder versorgen können. Doch die Gemeinden Wiesloch und Dielheim konnten sich seinerzeit nicht auf einen Standort einigen, zumal es durch die bereits vorhandene Bebauung ohnehin schwierig gewesen wäre, überhaupt eine geeignete Fläche zu finden. (aot)