Werke von 18 iranischen Künstlerinnen, geprägt von Widerstandskraft, für ein selbstbestimmtes Leben stehend, sind aktuell in den Räumlichkeiten der GEDOK Karlsruhe in der Markgrafenstraße 14 in Karlsruhe zu sehen. Die Ausstellung und sämtliche Veranstaltungen der GEDOK Karlsruhe in Kooperation mit dem Künstlerinnenverband Bremen, GEDOK, dauern bis zum Sonntag, 30. März, an.
"In dieser Ausstellung wollen wir den starken Frauen im Iran eine Stimme geben", sagte die inzwischen verstorbene Kuratorin der Ausstellung, Elke Prieß, in der Vertretung ihres Mannes, Michael Dörfler, stellvertretend, für die gesamte Ausstellung. Er bot bei der Vernissage am Donnerstag der Vorwoche tiefergehende Einblicke in die Motivation und Aussageabsicht der Ausstellung. Zwischen 2014 und 2018 reiste Elke Prieß dreimal in den Iran, um sich Künstlerinnen und Werke – Foto und Videokunst und Landart aus dem Iran – vor Ort anzusehen. Dabei ging es ihr vor allem darum, differenzierte Sichtweisen unabhängig von der europäischen Kultur und oftmals überheblichen Haltungen darzustellen.
Kritik übte die Kuratorin darin, dass man allgemein oft nur das sehen wolle, was man kenne. Ihr Anliegen war es, klarzustellen, dass die Künstlerinnen um ihre Autonomie kämpfen und aktuelle Statements entwicklen möchten. Es gehe um die Transformation der Entwicklung und die Erfahrung, die man aus der Kunst heraus weitertragen möchte.
Zwei Kunstwerke gilt es, in der aktuellen Ausstellung, die von den Künstlerinnen Mina Behkar; Kimia Bidar; Nastaran Fallah; Katayon Fathali; Kimia Fathali; Morvarid Ghasemirahni; Marzieh Golestaneh; Razieh Goudarzi; Tara Goudarzi; Negar Honarpisheh; Atefeh Khas; Marzieh Motamedi; Farzaneh Najafi; Rojano; Farzaneh Sana'i; Farzaneh Soleimani Neisiani; Hana Tarkhan und Zahra Torki gestaltet werden, vorzustellen. Wie Elke Prieß und ihr Mann Michael Dörfler stellvertretend vorstellten, sehen beide besonders zwei Arbeiten innerhalb der aktuellen Ausstellung als bemerkenswert an. So gingen Elke Prieß und Michael Dörfler gezielt auf die Arbeit „Chador“ von Marzieh Golestaneh ein. „Die Künstlerin lebt in Isfahan, hat persische Literatur und Malerei studiert und hat an zahlreichen Ausstellungen innerhalb und außerhalb des Iran teilgenommen.“ Prieß und Dörfler beschreiben es so, wie es auch aktuell in einem Video der aktuellen Ausstellung zu sehen ist: "In einem leicht vertrockneten Garten irrt eine Frau mit Koffer herum. Solche Gärten, mit einer Mauer drumherum und dem runden Wasserbecken, sind im Iran häufig anzutreffen. Bei ihrer Oberbekleidung spricht die Künstlerin selbst hier nicht von Tschador, sondern von einem Zelt.
Der Tschador wird im Iran vor allem im ländlichen Raum noch getragen. Er ist im Iran für manche Berufszweige verpflichtend, gehört an einigen Schulen zur Schuluniform und muss beim Betreten von Moscheen getragen werden. Es handelt sich eigentlich um ein großes, aus einem Halbkreis gebildetes Tuch, das über der Kleidung getragen wird. Der Tschador ist auch Symbolträger: Zur Zeit des Schahs Mohammad Reza Pahlavi trugen Frauen im Iran den Tschador auch, um als Gegenpol zur Amerikanisierung des Landes für ihre islamische Lebensweise ein
Zeichen zu setzen. Heute gilt er als Zeichen besonderer Glaubensstrenge."
Das Foto „Requital“ zeigt die Künstlerin mit einer Distel im Mund. Kuratorisch betrachtet heißt es: "Das Foto ist von 2016. Sie setzt sich der Stacheligkeit dieser Pflanze aus. Sie nimmt die Distel in sich auf, behütet sie. Die Distel ist ihr im Mund verletzlich nahe. Die Distel im Mund ist unangenehm, schmerzhaft, sie verhindert das Sprechen. Die besondere Kraft aller Arbeiten dieser Ausstellung liegt in ihrer Poesie. Sie lassen Spielraum für Assoziationen, transportieren Stimmungen, bieten einen emotionalen Zugang, haben aber eine klare künstlerische Struktur, ein Zeichensystem. Sie verweist immer wieder auf die egoistische Ausbeutung der Natur durch die Menschen. Aber neben diesem Aspekt sind ihre Arbeiten auch aufgeladen mit Fragen zur menschlichen Existenz. Nie illustrativ, immer tiefgründig und als Anspielung", so Dörfler. (war)
Wer sich selbst einen Eindruck zur Ausstellung verschaffen möchte, kann dies noch bis zum Sonntag, 30. März, tun. Öffnungszeiten sind mittwochs bis freitags, von17 - 19 Uhr und samstags und sonntags, von 14 - 16 Uhr. Am Freitag, 21. März, um 19 Uhr, liest Sara Ehsan, die 1977 im Iran geboren ist und schon lange ihre Anbindung über ihr Studium in Heidelberg, der Literaturwissenschaft, Iranistik und Kunstgeschichte an die aktuellen Bedingungen gefunden und Texte in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht sowie an zahlreichen internationalen Literatur- bzw. Poesiefestivals teilgenommen hat.