Wenn die Bigband des Musikvereins Plankstadt e.V. live spielt, dann ist die Botschaft klar: Jazz lebt! Das konnten die Besucher hautnah spüren bei dem Neujahrskonzert „Jazz of Now and Then“ am vergangenen Samstagabend im voll besetzten Lutherhaus. Unter der Leitung des jungen Dirigenten, Arrangeurs, Multi-Instrumentalisten und Moderator – kurzum: des Allround-Entertainers – Julian Seiler führte die Bigband durch die Geschichte des Jazz seit seinen Anfängen bis in die Gegenwart.
Mit Informationen und kleinen Anekdoten aus der Welt des Jazz machte er diese Musik für alle auf unterhaltsame Weise verständlich, sogar so sehr, dass das Publikum sich immer wieder zu begeistertem Applaus hinreißen ließ. Mit Charme und Können vervollständigte Sängerin Amelie Schürmann die Darbietungen auf der Bühne. Das über zwei Stunden währende Programm war pausenlos im wahrsten Sinne des Wortes, denn in der Pause spielte die neue Band „Four on the Floor“, die ebenfalls zum Musikverein gehört, weitere klassische Jazzstücke. Dieses Neujahrskonzert veranstaltete die Jazzinitiative Schwetzingen. Den Einstieg in das Konzert wagte die Bigband mit der Ouvertüre zu Pjotr Tschaikowskis „Nussknacker Suite“ – natürlich in einer Jazz-Version; die Vorlage hatte Duke Ellington bereits geliefert. Wie alle nachfolgenden Stücke hatte Seiler diese Komposition für die Plankstädter Bigband neu arrangiert.
Im Schnelldurchlauf erzählte Seiler – mit musikalischen Beispielen – die Geschichte des Jazz, der mit Trommeln aus Afrika seinen archaischen Ursprung hatte. Mit der Zeit kamen Gesang und verschiedene Instrumente sowie Einflüsse lateinamerikanischer und karibischer Musik wie Rumba und Tango hinzu. „How Jazz was born“, ein Stück aus dem gleichnamigen Film von und mit Benny Goodman war für Seiler Inspiration für die frühe Geschichte des Jazz. Die Bigband und das Gesangsduo Seiler/Schürmann interpretierten das Jazzstück, zuerst im Stil des klassischen New-Orleans-Jazz und dann in der Weiterführung als Swing mit kurzen solistische Einlagen der Bläser. Die Filmwelt hat es Seiler angetan. Wiederum aus einem dokumentarischen Film stammte die Geschichte des Bluesmusikers W. C. Handy. Sein Vater hasste Jazz und warf eines Tages das Kornett des armen Jungen vor eine Kutsche. Irgendwann starb der Vater, und Handy komponierte für seine Mutter „The Morning Star“, die ebenfalls unglücklich gewesen war mit Handys Vater. Seiler führte diese Story an als Beispiel dafür, dass im Jazz schon früh Emotionen verarbeitet und wiedergegeben wurden. Ebenfalls aus Filmen kamen „The Blues in Hoss‘ Flat“ von Count Basie und „Who wants to be a Millionaire“, geschrieben von Cole Porter für den Film „High Society“; das Stück wurde hier szenisch persifliert durch Janis und Laurin Stieger, den Söhnen des Musikvereinsvorsitzenden Albert Stieger.
Den zweiten Teil des Konzerts widmeten die Musiker dem modernen Jazz und Musikstücken, die ihren Ursprung in anderen Stilen haben. Beispielsweise ist „It will Come in Time“ von Billy Preston, den manche als Sideman von den Beatles kennen, ein Disco-Funk, der hier natürlich im Bigband-Stil wiedergegeben wurde, wobei sogar ein paar Takte Reggae-Groove einflossen.
Look and feel: Für „Mean Green“, einer Komposition der Jazz-Rock-Formation Snarky Puppy, wurde der Zuschauerraum weitgehend in grünes Licht getaucht, für „Mr Blue Sky“ der britischen Rockband Electric Light Orchestra saßen zumindest die vorderen Reihen in blauem Licht. Cory Wong, ein zeitgenössischer Gitarrist und Komponist hatte das Stück „Meditation“ geschrieben, das David Simon mit einem fast sanften melodischen Gitarrensolo begann; im Gegensatz zum Original, wo rockige Gitarrenklänge das Stück fortführen, setzte die Bigband langsam ein, brach aber wieder ab, denn nun hatte Petra Schostak die Gelegenheit für ein ebenso gefühlvolles Solo auf dem Klavier. Den Abschluss des Konzerts bildete „Natural Woman“ von Aretha Franklin und interpretiert von Amelie Schürmann. Schließlich kam der Vorsitzende des Plankstädter Musikvereins, Albert Stieger, auf die Bühne und dankte den allen Beteiligten, Musizierenden, Caterer und Techniker sowie den zahlreichen Gästen, unter denen sich auch der Plankstädter Bürgermeister Nils Drescher und dessen Frau befanden. Auch Manfred Kern, der erste Vorsitzende der Jazzinitiative, wurde auf die Bühne gebeten; Stieger bedankte sich bei ihm für sein Engagement. (rw)