Kerwe & Straßenfeste

Nicht ohne den beliebten Hansa - „Die Weiße Frau vom Turmberg“ besucht die Grötzinger Kerwe

Von Susanne Hilz-Wagner Von meinem Hohen Turm auf dem Turmberg habe ich schon auf dieses Fest gewartet, das vom Obst- und Gartenbauverein mit viel Liebe...
Beim Vereinsheim inmitten des Kleingartenanlage "Sandäcker" hinter der Emil-Arheit-Halle lud  der Obst- und Gartenbauverein Grötzingen zum diesjährigen Kirchweihfest ein. Für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt und ein Zelt schützte die Gäste, die auf den Biergartengarnituren Platz nehmen konnten.
Beim Vereinsheim inmitten des Kleingartenanlage "Sandäcker" hinter der Emil-Arheit-Halle lud der Obst- und Gartenbauverein Grötzingen zum diesjährigen Kirchweihfest ein. Für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt und ein Zelt schützte die Gäste, die auf den Biergartengarnituren Platz nehmen konnten.Foto: sh

Von Susanne Hilz-Wagner

Von meinem Hohen Turm auf dem Turmberg habe ich schon auf dieses Fest gewartet, das vom Obst- und Gartenbauverein mit viel Liebe und großem Engagement vorbereitet und am Samstag, dem 14. September 2025 gefeiert wurde – die Kerwe. Vor allem war der beliebte Hansa wieder dabei. Von diesem einzigartigen traditionellen Ereignis im Grötzinger Festkalender berichte ich euch heute.

Kleine Chronik des Vereins

Der Obst- und Gartenbauverein wurde am 5. März 1911 von den Fabrikanten Eugen Wollfarth und Friedrich Fießler im damaligen Gasthaus zum „Engel“ gegründet und zählte schon nach einem Jahr 70 Mitglieder. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg kam das Vereinsleben weitgehend zum Erliegen, dennoch fanden in den 1920er Jahren weiterhin Zusammenkünfte zum Gedankenaustausch statt. Am 16. Februar 1935 erfolgte unter Bürgermeister Franz Scheidt die Neugründung, Otto Hettmannsperger übernahm den Vorsitz. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 kam das Vereinsleben erneut zum Stillstand. Nach dem Krieg wurde am 11. Februar 1949 Rektor Karl Fuchs zum Vorsitzenden gewählt, unter dessen Leitung sich der Verein weiterentwickelte. 1967 übernahm Ferdinand Stutz die Führung, später Kurt Bender, der 1974 auch das Kirchweihfest ins Leben rief, das seither jährlich am dritten Samstag im September gefeiert wurde. 1976 wurde der Verein als e.V. eingetragen und feierte sein 65-jähriges Bestehen. In den folgenden Jahren entstanden die Kleingartenanlage „Sandäcker“ mit mehreren Bauabschnitten, ein Vereinsheim sowie zahlreiche weitere Aktivitäten, darunter Baumpflanzungen und Ausstellungen. Bedeutende Jubiläen wie das 70-, 75-, 90- und 100-jährige Bestehen wurden jeweils mit Festen und Ausstellungen gewürdigt. Seit 2006 ist Andreas Siegele 1. Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins. 2008 ging die Vereins-Website online, und 2011 wurde das 100-jährige Jubiläum mit einem Festbankett gefeiert. Regelmäßig organisiert der Verein Fachvorträge und Lehrfahrten und bleibt so bis heute ein aktiver Bestandteil des kulturellen und gemeinschaftlichen Lebens in Grötzingen.

Kerwefeier im Gartengelände Sandäcker

Auch in diesem Jahr lud der Obst- und Gartenbauverein Grötzingen zu seiner traditionellen Kerwe am vergangenen Samstag ein. Während die Feier früher an wechselnden Orten stattfand, lud der Verein in diesem Jahr in sein Vereinsgelände Sandäcker ein. Auf der Speisekarte standen Haxen, Schupfnudeln mit Sauerkraut sowie Zwiebelkuchen mit oder ohne Speck. Als besondere Spezialität wurde neben anderen Getränken der bekannte und beliebte Hansawein ausgeschenkt, der für seine kräftige Note bekannt ist und daher auch gernenur als Schorle geschlürft wird. Er rundete die Kerwestimmung perfekt ab.

Herstellung des Hansa

Der 1. Vorsitzende Andreas Siegele verriet, wie der beliebte Hansa hergestellt wurde: Rote und schwarze Johannisbeeren wurden in der Beerenpresse ausgedrückt, anschließend abgepresst, mit etwas Hefe, Zucker und Wasser versetzt und zum Gären gebracht. Das Getränk ist eigentlich ähnlich wie Federweißer nur zwischen einem und zehn Tagen haltbar. Für die Kerwe wurde der Hansa jedoch in einem Edelstahl-Druckfass mit 8 bar Druck gelagert, sodass der bereits im Juni bereitete Hansa noch jetzt im September frisch ausgeschenkt werden konnte – ein echtes Highlight für alle Gäste.

Gäste und Atmosphäre

Rund 300 Besucherinnen und Besucher, überwiegend aus Grötzingen, kamen an diesem Tag zum Vereinsgelände, um gemeinsam zu feiern. Das kulinarische Angebot wurde gerne angenommen und war in Grötzingen seit Jahren schon sehr beliebt. Der Beginn war um 12 Uhr mittags angesetzt und zahlreiche Familien mit Kindern nutzten die Gelegenheit zum geselligen Beisammensein. Alles fand im Grünen inmitten des Gartengeländes vor dem zentralen Vereinsheim statt. Dort baute der Verein Bierbänke und Biertische unter Zelten auf, was für eine besonders gemütliche und wettersichere Atmosphäre sorgte.

Gemeinschaft, Engagement und Dank

Die Kerwefeier wäre ohne das große ehrenamtliche Engagement und ohne den starken Zusammenhalt des Vereins nicht möglich gewesen. Für dessen Vorbereitungen und Begleitung packten etwa 30 engagierte Helferinnen und Helfer tatkräftig an – sowohl bei der Speisenvorbereitung wie auch beim Auf- und Abbau der Bierbänke und Zelte oder am Grill- und Getränkestand. Der Zwiebelkuchen-Belag wurde vom Küchenteam des Vereins frisch zubereitet, die mehr als 20 Böden des Zwiebelkuchens ließen sie von einer Bäckerei fertig ausgebacken. Für dieses gemeinsame Anpacken gebührt dem Verein ein herzliches Dankeschön. So sorgt der Obst- und Gartenbauverein dafür, dass die traditionelle Kerwe in Grötzingen lebendig bleibt. Die Kirchweih, ursprünglich ein Fest zum Gedenken an die Einweihung einer Kirche, war früher mit einem Jahrmarkt verbunden und galt als eine Art Nationalfeiertag, auch in Grötzingen. Könnte man nicht vielleicht sogar von einem immateriellen Weltkulturerberbe sprechen? Heute hat sich die Kerwe zu einem geselligen Dorffest entwickelt, bei dem Essen, Trinken und Gemeinschaft im Mittelpunkt stehen. In diesem Jahr wurde die Kerwe schon eine Woche früher wegen Terminüberschneidungen gefeiert. Ich habe das dortige Beisammensein sehr genossen und sage bis zum nächsten Jahr: Danke an euch alle und ich freue mich schon auf die nächste Kerwe. Herzlichst, eure „Weiße Frau vom Turmberg“.

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exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
15.09.2025
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