Niklas Schaller ist ein bemerkenswerter, freundlicher junger Mann von 17 Jahren. Einer, der bereits in Kindertagen so einiges durchmachen musste und seine gesundheitliche Beeinträchtigung mit viel Geduld und Optimismus trägt. Seine noch junge Lebensgeschichte wurde nun an mehreren Drehtagen für die ZDF-Sendung „37 Grad“ aufgenommen.
Niklas wohnt mit seinen Eltern im Mosbacher Ortsteil Nüstenbach und kam durch seinen Vater Achim Schaller schon als Vierjähriger zu seinem ersten Verein, den Guggemusikern der „Binemer Schnoogebadscher“ in Binau, die ihm eine Herzensangelegenheit geworden sind. Dort schlägt er die Trommel und ist – mittlerweile bereits ein echter Routinier – für den richtigen Takt mitverantwortlich.
Mit sieben Jahren wurden bei ihm erste Anzeichen des „McCune-Albright-Syndroms“ festgestellt, weshalb er sich zahlreichen Behandlungen unterziehen musste.
Schon als Kind war Niklas von Flugzeugen fasziniert, weshalb ihm seine Eltern nach seiner Operation 2020 einen Schnupperflug mit dem Segelflieger erlaubten. Daraufhin war er ständig am Segelflugplatz und ist seitdem Mitglied der Fliegergruppe Mosbach.
Als Überraschung wollten ihm seine Eltern auch eine Runde mit dem Motorflugzeug organisieren und haben Ralph Faber, einen Bekannten, angesprochen.
Ralph, der mittlerweile ein guter Freund geworden ist, hat sofort zugesagt und Niklas diesen Rundflug mit seiner roten Morane, einem beliebten Motorflugzeug, geschenkt.
Schon nach wenigen Tagen wurde sein Traum zur Wirklichkeit.
Seitdem ist das Fliegen ein fester Bestandteil von Niklas Freizeit, auch wenn er selbst keinen Flugschein erwerben kann.
Nicht nur die Fliegerei selbst fasziniert ihn, sondern auch die Flugzeuge an sich, weshalb er in seiner Freizeit ein freiwilliges Praktikum bei der Flugwerft Steinle am Lohrbacher Flugplatz gemacht hat.
Durch seine Krankheit wurde er auch Mitglied der „Grünen Bande“, des Jugendclubs des Bundesverbandes Kinderhospiz e. V. Dort sind Leute zwischen 14 und 27 Jahren, die chronisch oder lebensverkürzend erkrankt sind, deren Geschwister und engste Bezugspersonen engagiert, um sich auszutauschen und gegenseitig Mut zu machen. Wöchentlich gibt es einen Online-Austausch, wo über alles Mögliche geredet wird, und einmal im Jahr trifft man sich an unterschiedlichen Orten.
Es ist auch ein Anliegen, das Niklas wichtig ist: anderen in ähnlicher Situation ein Mutmacher zu sein. Über die Grüne Bande kam der Kontakt zu Anna-Lisa Gasteier vom TV-Team „medi cine medienproduktions“ zustande, welches für das ZDF Filmbeiträge zur Sendung „37 Grad“ produziert. Die insgesamt elf Drehtage sind für Niklas und für zwei weitere Personen vorgesehen.
Begonnen haben die Dreharbeiten letzten Herbst beim Welthospiztag im Europa-Park Rust. Danach wurden Filmaufnahmen zu Hause, in der Natur, beim Moutainbikefahren, bei der Mosbacher Feuerwehr und zuletzt auf dem Flugplatz in Lohrbach sowie in der Kinderklinik Heidelberg gemacht.
Anfangs war Niklas, wie er zugibt, schon etwas nervös – aber mit der Zeit gewöhnte er sich daran und hat die Dreharbeiten und seine Beiträge mit einer positiven Anspannung, aber auch einer gewissen Gelassenheit absolviert. Durch die Sendung kann er nämlich seinen Umgang mit der Krankheit besser zeigen und Vorbild für andere Betroffene sein.
„Ich will selbst mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt Niklas – „Und dazu gehört es, sich auch aktiv in der Gemeinschaft zu engagieren“, fügt er direkt hinzu.
So ist er Mitglied der Mosbach Jugendfeuerwehr und lernt dort regelmäßig bei den Feuerwehrübungen die vielfältigen und wichtigen Aufgaben eines Feuerwehrmannes kennen. Ebenso ist er in der Jugendarbeit der evangelischen Christusgemeinde aktiv und hilft u. a., Kindergottesdienste vorzubereiten.
Und beim TTV Nüstenbach engagiert er sich und spielt Tischtennis in der Hobbygruppe, wenn es die Zeit noch zulässt.
Vor knapp zwei Jahren wurde er in den Jugendgemeinderat der Stadt Mosbach gewählt und fühlt sich dort sehr wohl. Auf Sitzungen fehlt er fast nie und besucht viele öffentliche Veranstaltungen, um Präsenz zu zeigen. Über die Jugendvertretung kam dann auch der Kontakt zu den politischen Parteien zustande.
Bei den Kommunalwahlen am 9. Juni kandidiert er um einen Sitz im „richtigen“ Gemeinderat. Erstmals haben Minderjährige ab 16 Jahren auch ein sog. „passives Wahlrecht“ – dürfen also nicht nur wählen, sondern können auch gewählt werden.
Derzeit absolviert er ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Stephen-Hawking-Schule in Neckargemünd, wo er auch seinen Schulabschluss gemacht hat. Zu seinen Aufgaben gehört die unterstützende Betreuung der jüngeren Schüler, auch bei den Hausaufgaben, und der Lehrkräfte.
Bei all seinen Aktivitäten mit deren Höhen und Tiefen sind ihm seine Eltern immer eng zur Seite gestanden. Sie unterstützten und ermutigten ihn, wofür Niklas ihnen sehr dankbar ist. Auch von seinen vielen Bekannten und Freunden fühlt er sich uneingeschränkt angenommen.
Dass er „nicht in Watte gepackt“ werden will, zeigt sich im direkten Kontakt mit ihm schnell. Niklas bevorzugt das offene Wort – auch wenn man mal nicht derselben Meinung ist.
Was er später beruflich machen wird, weiß er noch nicht so genau, kann sich aber durch seine vielfältigen Interessen einiges vorstellen. In einer Erkundungsphase nach dem FSJ will er sich die nötige Zeit nehmen, um den richtigen Berufsweg zu finden. (rb)
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Der Beitrag über Niklas Schaller in der Sendung „37 Grad“ wird am Dienstag, dem 21.05.2024, um 22.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.