Die geplante Schließung mehrerer Notfallpraxen im Landkreis Calw hat in der Bevölkerung Besorgnis ausgelöst. „Wie soll man in einem Notfall schnell Hilfe bekommen, wenn die Praxen weg sind?“, fragt der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Mack. Viele Bürger teilen diese Bedenken, da die Schließung nicht nur die lokale Gesundheitsversorgung gefährdet, sondern auch die Sicherheit der Menschen in einer Region, die oft durch weite Wege und eingeschränkte medizinische Infrastruktur geprägt ist.
Die Situation in ländlichen Gebieten wie dem Landkreis Calw ist besonders angespannt. Der Zugang zu ärztlicher Hilfe außerhalb der regulären Sprechzeiten ist oft stark eingeschränkt. Laut aktuellen Statistiken werden in den beiden bestehenden Notfallpraxen in Calw und Nagold jährlich rund 10.000 Patienten behandelt. Die Schließung einer dieser Praxen könnte zu einer Überlastung der verbleibenden Einrichtungen führen und die Erreichbarkeit medizinischer Hilfe für viele Bürger gefährden.
Klaus Mack und seine Parteikollegen, darunter Landtagsabgeordneter Thomas Blenke und Mediziner Dr. Bernhard Plappert, warnen vor den möglichen Folgen: „Längere Anfahrtswege zu den verbleibenden Praxen benachteiligen die Menschen hier.“ Dies ist besonders relevant in einer Region, in der viele Bürger auf das Auto angewiesen sind, während der öffentliche Nahverkehr oft nicht ausreicht, um die notwendigen Fahrzeiten zu gewährleisten.
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) wird für die geplanten Schließungen verantwortlich gemacht. Sie argumentiert, dass der Ärztemangel in Deutschland eine Neuausrichtung der Ressourcen erfordere. Dabei sollen Notfallpraxen geschlossen werden, um die verbliebenen Praxen besser auszulasten. Kritiker befürchten jedoch, dass dies die Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen weiter gefährdet und dass die Einsparungen letztlich auf Kosten der Patienten gehen.
„Die Effizienzsteigerung darf nicht auf Kosten der Patienten gehen“, betonen Mack und seine Kollegen. Sie fordern ein Eingreifen des Gesundheitsministeriums und unterstützen Landesminister Peter Hauk in seinem Bestreben, die KVBW zur Rechenschaft zu ziehen. In der nächsten Sitzung der CDU-Landtagsfraktion wird das Thema intensiv diskutiert, und Vertreter der KVBW werden zur Rede gestellt.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die drohende Überlastung der Notaufnahmen in den Krankenhäusern. Durch die Schließung der Notfallpraxen werden viele Patienten gezwungen, die Notaufnahme aufzusuchen, was bereits jetzt in vielen Einrichtungen zu langen Wartezeiten und einer Überlastung des Personals führt. In vielen Krankenhäusern in Baden-Württemberg sind die Notaufnahmen ohnehin schon am Limit, was durch den aktuellen Fachkräftemangel weiter verschärft wird.
„Die Bürger dürfen in einer Notsituation nicht auf grundlegende medizinische Versorgung verzichten“, warnen Mack, Blenke und Plappert. Der Zugang zu schnell verfügbarer medizinischer Hilfe ist für die Sicherheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung unerlässlich.
Die Bevölkerung wird aufgerufen, sich aktiv für den Erhalt der Notfallpraxen einzusetzen. „Wir brauchen mehr Koordination, Aufklärung und digitale Strukturen, um die Notfallversorgung in unserer Region zu verbessern“, lautet der Appell der CDU-Politiker. Veranstaltungen zur Aufklärung und Mobilisierung der Bürger sind bereits geplant, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Notfallpraxen zu schärfen.
Landrat Helmut Riegger hat die Schließung der Notfallpraxis in Nagold bereits scharf kritisiert und betont die ernsthafte Bedrohung der medizinischen Versorgung im Landkreis. „In beiden Notfallpraxen werden jährlich rund 5000 Patienten behandelt. Wie kann man die Versorgungslage in einem Flächenlandkreis derart unterschätzen?“, fragt Riegger. Zusammen mit anderen Landräten aus Baden-Württemberg hat er ein Schreiben an den Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, Manfred Lucha, verfasst. In diesem wird die geplante Schließung heftig kritisiert, und ein Dialog mit der KVBW gefordert.
Riegger kritisiert auch die Kriterien der KVBW, die eine maximale Fahrzeit von 30 oder 45 Minuten für Patienten vorsehen. „Diese Parameter sind in vielen ländlichen Regionen unrealistisch“, sagt er. Viele Menschen haben keinen Zugang zu einem eigenen Fahrzeug, und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel kann oft längere Fahrzeiten erfordern. Die Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung müssen bei der Planung dringend berücksichtigt werden.
Die Schließung der Notfallpraxen im Landkreis Calw hat weitreichende Konsequenzen für die Menschen vor Ort. Es ist entscheidend, dass die Planung der Gesundheitsversorgung die spezifischen Bedürfnisse und Lebensrealitäten der Bevölkerung berücksichtigt. Die Verantwortung liegt bei der Gesundheitspolitik, um auch künftig eine verlässliche medizinische Versorgung für alle sicherzustellen. Die Bürger im ländlichen Raum dürfen nicht im Stich gelassen werden – die Gesundheitsversorgung muss flächendeckend und zuverlässig bleiben. Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um sicherzustellen, dass die Stimme der Bevölkerung gehört wird und die notwendigen Schritte unternommen werden, um die medizinische Versorgung im Landkreis Calw zu sichern. (pm/red)