Am 9. November gedenken wir der Juden und Jüdinnen, die während der Novemberpogrome 1938 verfolgt, entrechtet, ermordet wurden.
Zwischen dem 7. und 10. November kam es an über 2400 Orten in Deutschland zu gewaltsamen Ausschreitungen. Auch in Schriesheim, Ladenburg und Hemsbach wurden die Synagogen verwüstet, religiöse Gegenstände geschändet, jüdische Wohnungen zerstört, Fenster zersplittert. Hitlerjungen fuhren Bücher, Akten und Teppiche aus der Schriesheimer Synagoge in der Lutherischen Kirchgasse zum Rathausplatz und verbrannten sie dort. In Ladenburg bereiteten SS-Leute die Sprengung der Synagoge vor, sahen dann aber wegen der dichten Bebauung davon ab. Stattdessen wurde die Wohnung des Religionslehrers Sally Rosenfelder völlig demoliert. Deutschlandweit deportierte das Nazi-Regime 30.000 Menschen jüdischen Glaubens in Konzentrationslager. Hunderte wurden während der Ausschreitungen getötet. Die nationalsozialistische Führung hatte zu den Morden und Gewalttaten aufgerufen. Die Ausschreitungen wurden als spontaner Volkszorn inszeniert und erreichten in der Nacht vom 9. auf den 10. November ihren Höhepunkt.
Das Foto zeigt die etwa achtjährige Lore Sussmann vor der Schriesheimer Synagoge und ist im Schriesheimer Rathaus zu sehen. Die 1929 geborene Schriesheimerin konnte 1938 rechtzeitig mit ihren Eltern und ihrem Großvater in die USA emigrieren. Ihr Onkel Ludwig Oppenheimer hatte jedoch wegen einer Behinderung kein Ausreisepapier erhalten können. Er starb im November 1940 im Internierungslager Gurs an Typhus.
Lore Sussmann hat mit ihrer Familie mehrfach Schriesheim besucht. 2018 war sie bei der Verlegung der Stolpersteine für ihre Familie in der Heidelberger Str. 8 dabei. Ich bin dankbar für diese Begegnungen und die tiefempfundenen Momente der Versöhnung. Nie wieder ist jetzt.
Fadime Tuncer
Für den GRÜNEN-Ortsverband