Am 15. September haben die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger von Schwetzingen die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben und zu entscheiden, ob Matthias Steffan, der amtierende 1. Bürgermeister der Stadt Schwetzingen, oder die Juristin Dr. Rebecca Ziegler die Nachfolge von Oberbürgermeister Dr. René Pöltl antreten wird. Am 9. September hatten die beiden Kandidaten die Gelegenheit, sich einem breiten Publikum vorzustellen.
Zu diesem Zweck hatte der Wahlausschuss zu einer Veranstaltung im Lutherhaus eingeladen.
Trotz der allgemeinen Annahme und der Erwartungen, vor allem durch die vorangegangenen Irritationen und Kontroversen, dass der Saal gut gefüllt sein würde, waren tatsächlich viele Sitzplätze unbesetzt. Die Veranstaltung bot beiden Kandidaten die Möglichkeit, ihre Vorstellungen und Pläne für die Stadt zu präsentieren und im Anschluss dem Publikum Fragen zu beantworten.
Hinweis: Die Veranstaltung startet bei ungefähr 18:20 Minuten.
Da der erkrankte Wahlausschussvorsitzende Dr. René Pöltl nicht anwesend sein konnte, übernahm Gemeinderat Markus Bürger in seiner Vertretung die Aufgabe, sowohl die Kandidaten als auch das Publikum herzlich willkommen zu heißen. "Heute Abend haben wir die Möglichkeit, eine Kandidatenvorstellung zu erleben, die sich von dem ursprünglich geplanten Format unterscheidet, da sie in Zusammenarbeit mit der Stadt Schwetzingen durchgeführt wird", erklärte Markus Bürger.
Dr. Rebecca Ziegler und Matthias Steffan nutzten die Chance, sich dem Publikum in Form einer bis zu 15-minütigen Rede vorzustellen, in der sie ihre Positionen und Ziele präsentierten.
Die 45-jährige, unabhängige und parteilose Juristin Dr. Rebecca Ziegler aus Mauer ergriff als Erste das Wort. Zu Beginn gab sie den anwesenden Zuhörern einen Überblick über ihren beruflichen Werdegang. Ihre Karriere umfasst bedeutende Stationen wie die Tätigkeit als Sozialrichterin, Engagement in der Finanzverwaltung sowie die Führung ihrer eigenen Kanzlei, in der sie sich auf Steuer- und Wirtschaftsrecht spezialisiert hat.
Dr. Ziegler betont: „Ich habe erkannt, dass es für mich entscheidend sein wird, was ich für andere Menschen getan habe.“ Mit dieser Aussage erläutert sie ihre persönliche und berufliche Neuausrichtung, die sie als eine Art Wendepunkt in der „Mitte ihres Lebens“ beschreibt. Ihre umfassende Fachkompetenz und die gesammelten Erfahrungen möchte sie nun zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen.
Sie fügt hinzu: "Für mich ist es wie eine Berufung, hier und heute vor Ihnen zu stehen." Ihr geplantes Vorhaben und Ihr Wahlprogramm sind das Resultat zahlreicher Zuschriften von Bürgerinnen und Bürgern sowie der wertvollen Gespräche, die ich mit Ihnen führen durfte. Diese Form der Bürgerbeteiligung möchte die Kandidatin auch während ihrer möglichen Amtszeit umsetzen und verkörpern.
Einige Ideen konnte sie aufgrund der begrenzten Redezeit nur stichwortweise anreißen: neues Jugendhaus, alternative Wohnformen für Senioren, Verbesserung der Verkehrssituation, einschließlich Prüfung einer Straßenbahnverbindung Schwetzingen - Heidelberg.
Auf einige Schwerpunkte ging Dr. Rebecca Ziegler detaillierter ein. „Mein Anliegen ist es, bezahlbaren Wohnraum für alle Schwetzinger zu schaffen,“ sagte sie und sie kritisiert umgehend die zu hohen m²-Preise mit 14 Euro/m² in den Schwetzinger Höfen. Besser sei es, wenn die Stadt auf städtischem Boden zu besseren Konditionen selbst baut. Zur Schaffung von Wohnraum schlägt sie auch den Leerstand von Wohnungen zu erfassen.
Klimatische Anpassungsmaßnahmen, ein Maßnahmenkatalog zur Beseitigung von Leerständen in der Schwetzinger Innenstadt und die Ansiedlung von Gewerbe stehen bei ihr ganz oben.
Sie bemängelt, dass die Verwaltung bei der Konversion der Tompkins Kaserne nicht über die Konzeptphase hinausgekommen ist. Die Ansiedlung von Unternehmen, bevorzugt in Zukunftsbranchen, macht sie zur Chefsache. „Erfahrung im Rathaus ist für den Erfolg nicht entscheidend. Das unternehmerische Denken, den Gestaltungswillen sowie den Mut, große Dinge anzupacken, das alles hat man oder auch nicht“, ist sie überzeugt und sie habe das.
In eigener Sache blickte sie noch kritisch auf den Wahlkampf zurück. Ihr Wahlkampf sei sabotiert worden, sie sei beschimpft und bedroht worden. „Ich lasse mich nicht einschüchtern. Ich kämpfe für Schwetzingen. Jetzt erst recht. Es wird Zeit für frischen Wind“, zeigte sie Stärke.
„Unsere Stadt ist etwas Besonders, eine Stadt, in der wir gemeinsam mit unseren Vereinen, den Kirchen, den vielfältigen Unternehmen und dem Gemeinderat vieles erreicht haben, in der wir alle gerne arbeiten, wohnen und leben“, begann Matthias Steffan seine Bewerbungsrede. 48 Jahre alt ist er und er hat 25 Jahre Erfahrung sammeln können als Gemeinderat, Bürgermeister-Stellvertreter und Führungskraft in der Verwaltung. „Mit gleichem Herzblut, wie ich es als 1. Bürgermeister tue, möchte ich mein Engagement und mein Fachwissen in das Amt des Oberbürgermeisters einbringen und gemeinsam mit Ihnen unsere Stadt gestalten“, sagte er eingangs.
Auch er konnte aus Zeitmangel nur auf Schwerpunkte aus seinem Wahlprogramm eingehen. Unter dem Stichwort Tradition, möchte Steffan die Traditionen bewahren und die Lebensqualität erhalten, die Schwetzingen hat, und er verspricht einen sorgsamen Umgang mit den Finanzen. „Wir haben einen Höchststand bei den Rücklagen, wir haben eine Liquidität von 28 Millionen EURO und mit 1,6 Millionen EURO den niedrigsten Schuldenstand im Rhein-Neckar-Kreis. „Ich stehe auch in Zukunft für eine nachhaltige, solide Haushaltspolitik, damit Schwetzingen nichts an der Lebensqualität verliert, die wir alle so schätzen,“ so seine Zielsetzung.
Familienfreundlichkeit, starke Bildung und bestmögliche Ausstattung von Betreuungseinrichtungen sowie gute Generationenangebote und eine vernünftige Krankenhausreform will Matthias Steffan bei einem Wahlerfolg angehen. Die Konversion der Tompkin Kaserne sieht er als große Chance. „Auf über 17 ha haben wir die einmalige Möglichkeit, einen modernen Gewerbepark mit attraktiven Arbeitsplätzen zu realisieren.
2028 bis 2030 werden dort die ersten Gewerbesteuereinnahmen entstehen,“ ist er optimistisch. Auch bezahlbarer Wohnraum hat bei ihm eine hohe Priorität. Dort, wo Häuser frei werden, möchte er Bestand erwerben und den aktuellen Bestand von 368 Wohnungen erweitern. Und schließlich will er sich für starke Vereine einsetzen und diese im Blick auf Inklusion öffnen. „Vereine können sich weiterhin auf die Unterstützung der Stadt und meine Unterstützung verlassen,“ sagt Steffan und verspricht ein Sportentwicklungskonzept zu forcieren.
„Mehr als 21.000 Einwohnerinnen und Einwohner sind mehr als 21.000 Gründe, jeden Tag mein Bestes zu geben, Schwetzingen zu gestalten und auf Kurs zu halten“, so sein Statement zu Schluss.
Wer nach der Vorstellungsrunde noch unschlüssig war, wem er am 15. September seine Stimme gibt, könnte den Kandidaten an ihren Info-Ständen im Saal noch weitere Fragen stellen.
Am Sonntag, 15. September 2024, sind die Schwetzinger Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, für die kommende Wahlperiode von 8 Jahren eine neue Oberbürgermeisterin oder einen neuen Oberbürgermeister zu bestimmen. Oberbürgermeister Dr. René Pöltl appelliert deswegen an die Schwetzinger Wahlberechtigten:
„Das Amt der Oberbürgermeisterin / des Oberbürgermeisters ist wegen der zahlreichen Aufgaben und Funktionen, die es beinhaltet, ein Schlüsselamt in unserer Stadt. Gesucht wird eine Person, der die Leitung der gesamten Stadtverwaltung, der Vorsitz des Gemeinderats und die Vertretung und Präsentation der Stadt nach außen übertragen sind, und die für die Belange der Bürgerschaft stets ansprechbar ist.
Deswegen bitte ich Sie alle, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger: Machen Sie bitte von Ihrem Wahlrecht Gebrauch und geben Sie am Wahltag des 15. September 2024 Ihre Stimme ab, damit auch meine Nachfolgerin / mein Nachfolger ein starkes Mandat für die herausfordernden kommenden 8 Jahre innehat.
Wir wissen in Schwetzingen, wie wichtig eine hohe Wahlbeteiligung ist, sie ist vor allem aber Grundlage einer starken und repräsentativen Demokratie. Ich danke Ihnen allen für Ihre Stimmabgabe am kommenden Sonntag!“