14 Wahlen stehen an der Spitze der Großen Kreisstädte in Baden-Württemberg in diesem Jahr an – gemessen an den über 100 Kommunen, die unter diese Kategorie fallen, eine vergleichsweise kleine Zahl. Eine (kreisfreie) Großstadt ist nicht darunter. Im „Superwahljahr“ mit den Kommunal- und Europawahlen bedeutet dies für die Bürgerinnen und Bürger von Schwetzingen, Neckarsulm, Fellbach, Weinstadt, Nagold, Überlingen und Friedrichshafen einen zusätzlichen Gang zur Wahlurne. Gewählt wurde bereits in Weil am Rhein, Rottenburg, Leimen, Freudenstadt, Leutkirch, Sinsheim und Bretten. Ein Überblick über die anstehenden OB-Wahlen und die Ergebnisse bisher.
Fellbach bei Stuttgart ist mit rund 46.000 Einwohner*innen unter den Wahl-Städten eine der größten. Hier kandidierte Amtsinhaberin Gabriele Zull (56, parteilos) am 15. September für eine zweite Runde im OB-Büro - als einzige Bewerberin für das Amt. Mit 98,7 % fiel die Wahl dann auch recht eindeutig aus, wenn auch die Wahlbeteiligung mit lediglich 24,3 Prozent sehr gering war.
Im kurpfälzischen Schwetzingen ist der Wechsel vollzogen. Zu Jahresbeginn hatte der parteilose amtierende Oberbürgermeister Dr. René Pöltl seinen Ausstieg nach Ende der Amtszeit am 31. Oktober dieses Jahres erklärt. Um seine Nachfolge hatten sich Matthias Steffan und Juristin Dr. Rebecca Ziegler (45) beworben. Steffan, Jahrgang 1976, seit 2016 Erster Bürgermeister in Schwetzingen, setzte sich gegen seine Mitbewerberin im ersten Wahlgang durch: mit 61,84 Prozent der Stimmen. Auch hier war die Wahlbeteiligung mit knapp 38 Prozent gering.
Am 22. September heißt es dann in Neckarsulm ran an die Urnen. Hier plant Amtsinhaber Steffen Hertwig (55, SPD) seine mögliche zweite Amtszeit. Außer dem Juristen haben sich keine weiteren Kandidat*innen beworben. Hertwig stellt sich und seine Zieleam 5. September im Rahmen einer öffentlichen Kandidatenvorstellung vor.
Am 22. September wird auch in Nagold gewählt: Hier hatte zu Beginn des Jahres Amtsinhaber Jürgen Großmann (CDU) seine erneute Kandidatur verkündet. Für den 61-Jährigen endet die erste Amtszeit. Auch Großmann bleibt nach Ende der Bewerbungsfrist der einzige Kandidat und steht somit alleine auf dem Wahlzettel.
Eine weitere kurzfristige Wahl steht wohl in Friedrichshafen an. In der 59.500-Einwohner-Stadt am Bodensee hat der amtierende OB Andreas Brand (parteilos) im März beschlossen, seine zweite Amtszeit vorzeitig zu beenden und bereits zum 31. Oktober 2024 in den Ruhestand zu treten, anstatt bis zum regulären Amtszeitende im Juni 2025 zu bleiben. Um Brands Nachfolge, der seit 2009 im Amt ist und 2017 wiedergewählt wurde, bewerben sich sieben Kandidaten: Nach Simon Blümcke (Jahrgang 1974, parteilos), amtierender Erster Bürgermeister in Ravensburg, verkündete auch Johannes Henne (36) seit 2016 Bürgermeister in der Bodensee-Stadt Immenstaad, seine Kandidatur. Der Friedrichshafener Frank Schmid (57) zog seine angekündigte Kandidatur zunächst zurück, entschied sich dann aber doch, die Unterlagen einzureichen. Weitere Kandidaten für die Wahl am So., 29. September sind Dieter Baldauf (65, Schlosser), Rocco Granato (48, Qualitätsprüfer), Franz Eduard Gruber (61, Unternehmer) und Markus Werner (56, Geschäftsführer i.R.). Die Bewerbungen von Elvir Lagumdzija (43, parteilos) und Sebastian Schneider wurden vom Wahlausschuss nach Prüfung abgelehnt.
In Weinstadt möchte es Michael Scharmann (49, parteilos) noch einmal wissen. Ob der amtierende OB bei der Bewerbung noch Konkurrenz bekommt, wird sich in den kommenden Tagen zeigen, die Wahl ist für den 20. Oktober terminiert.
In der Bodenseemetropole Überlingen plant Amtsinhaber Jan Zeitler (53, SPD) sich am 10. November zur Wiederwahl aufzustellen: Durchaus eine Herausforderung, denn seinen drei Vorgängern im Amt war je nur eine Amtszeit beschieden.
Den Auftakt zur Wahlrunde eines neuen Stadtoberhauptes machte Weil am Rhein: Im südwestlichsten Zipfel des Ländles endete mit dem Ausscheiden von Wolfgang Dietz (CDU) nach drei Amtszeiten eine Ära. Im Rennen um das Bürgermeisteramt der 31.000-Einwohner-Stadt im Dreiländereck setzte sich am 3. März Diana Stöcker bereits im ersten Wahlgang gegen ihre fünf Mitbewerber*innen durch: Die 53-Jährige vertrat bislang die CDU im Wahlkreis Lörrach-Müllheim im Bundestag und konnte mit 59,73 % die absolute Mehrheit erringen. Auf Platz zwei landete mit 20,97 % die studierte Islamwissenschaftlerin und Ethnologin Jasmin Ateia (Grüne). Die Wahlbeteiligung lag bei den 22.400 Wahlberechtigten bei 42,1 %.
Ein wahrer Wahlkrimi spielte sich in Rottenburg ab: Nachdem im ersten Wahlgang im März Amtsinhaber Stephan Neher (50, CDU) noch zittern musste, weil er die absolute Mehrheit mit denkbar knappen 13 Stimmen und 49,9 Prozent verfehlte, fiel die Entscheidung mit der Stichwahl am 7. April dann deutlicher aus: Am Ende setzte sich der alte und neue OB mit 57,6 Prozent der Stimmen durch und tritt nach dem Sieg gegen den parteilosen Dr. Klaus G. Weber (72) seine dritte Amtszeit an. Weber, der im ersten Wahlgang bereits 25,8 Prozent der Stimmen holte, konnte dieses Ergebnis in Runde 2 noch steigern: Das vorläufige amtliche Endergebnis zeigte am Wahlsonntag 42,4 % für den Arzt. Die Wahlbeteiligung lag mit 44,1 Prozent noch einige Zähler geringer als in Wahlgang 1 (46,4 %).
In der Stadt am Neckar standen neben Neher und Weber in Wahlgang 1 noch Christl Glauder, Beauftragte für Chancengleichheit an der Universität Tübingen, und FaiR-Stadtrat Volkmar Raidt (57), Werkstattleiter an der Psychiatrischen Uni-Klinik, auf dem Wahlzettel, Raidt holte 19,1 % und Christl Glauder 4,5 % der Stimmen. Aufgrund des knappen Ausgangs mussten nach der Feststellung des vorläufigen Endergebnisses vom Wahlausschuss bei einer erneuten Auszählung strittige Stimmzettel nochmals ausgewertet werden. Hierbei bestätigte sich jedoch das Ergebnis.
Die dritte OB-Wahl 2024 hatten die Leimener zu bestreiten. In der immerhin drittgrößten Stadt des Rhein-Neckar-Kreises galt es am 24. März das Kreuzchen zu setzen. Das Rennen um den Rathaus-Chefsessel konnte dabei bereits in Wahlgang eins John Ehret für sich entscheiden.
Der 52-Jährige, bislang amtierender Bürgermeister von Leimens Nachbarkommune Mauer, konnte bereits im ersten Wahlgang 63,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Er verwies so Claudia Felden (63, FDP), amtierende erste Beigeordnete der Stadt, mit 24,7 % und seinen Amtskollegen Holger Karl aus Bammental (58, CDU) mit 11,3 % der Stimmen auf die Plätze.
Nachdem sein Leimener Vorgänger Hans D. Reinwald (55) bereits im vergangenen Herbst sein Ausscheiden aus dem Amt nach einer Amtszeit verkündet hatte, nicht zuletzt wegen einer „Schmutzkampagne“, der sich der CDU-Mann eigenen Aussagen zufolge ausgesetzt sah, stehen seinem Nachfolger Ehret nun acht spannende Jahre ins Haus.
In Freudenstadt stand Amtsinhaber Julian Osswald (58, CDU) nicht für eine dritte Amtszeit zur Verfügung. Das Rennen um seine Nachfolge entschied am 14. April bereits im ersten Wahlgang Adrian Sonder (34) mit knapp 60 % der Stimmen. Der Baden-Badener hat zwar ein CDU-Parteibuch, bezeichnet sich aber als unabhängig.
Mit ihm bewarben sich Tore-Derek Pfeifer (53, parteilos), der im benachbarten Glatten den Gemeindevorsitz innehat und auf rund 28 % der Stimmen kam. Der aus Freudenstadt stammende Diplom-Politologen und Botschaftsmitarbeiter Mathieu Wölper (42) kam auf 11,5 %. Von den 18.225 Wahlberechtigten nutzten knapp die Hälfte, rund 47,4 % ihr Wahlrecht.
Amtszeit Drei steht für Hans-Jörg Henle an: Der 59-Jährige ist bereits seit 2008 OB von Leutkirch im Allgäu (Kreis Ravensburg). Seine Wiederkandidatur gab der parteilose Rathauschef bereits 2023 bekannt, die Wahl fand zeitgleich mit der Kommunal- und Europawahl am 9. Juni statt, weshalb es die Leutkircher mit einem echten „Superwahlsonntag“ zu tun hatten. Die Wahl hat Henle klar gewonnen. Laut vorläufigem Ergebnis entfielen auf Henle 82,79 Prozent der Stimmen. Sein einziger Herausforderer, der Kemptener ÖDP/UB-Stadtrat Franz Josef Natterer-Babych, bekam 16,78 Prozent. Zur Wahl aufgerufen waren gut 18.500 Wahlberechtigte. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Stadt bei 62,48 Prozent.
2024 nicht mit einer OB-Wahl gerechnet haben wohl die Sinsheimer. Doch mit der überraschenden Rücktrittsankündigung von Jörg Albrecht im Februar wurde diese nötig. Albrecht wurde 2020 im Amt bestätigt und hatte nach Hälfte der zweiten Amtszeit verkündet, das Amt aus „persönlichen und familiären Gründen“ nicht mehr weiterführen zu können. Die Frage, wer den 55-Jährigen an der Spitze der Kraichgaustadt ablöst, entschied sich am 7. Juli.
Aus der bunten Mischung der Bewerber setzte sich der Eschelbronner Bürgermeister Marco Siesing (46, CDU) durch: Er holte mit 76,7 Prozent der Stimmen den Sieg bereits klar im ersten Wahlgang. Mit im Rennen waren sein Neckarbischofsheimer Amtskollege Thomas Seidelmann (57, parteilos), auf ihn entfielen 18,8 Prozent der Stimmen. Für DIE PARTEI war Theo Pausch angetreten (1,4 %), und ebenfalls kandidiert hatte Alexander Holder (68, parteilos), der 2,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Die Wahlbeteiligung lag mit 36 Prozent sehr niedrig.
Ebenfalls kurzfristig nötig geworden war die OB-Wahl in der zweiten großen Metropole des Kraichgaus: Auch in Bretten hatte Amtsinhaber Martin Wolff nach 14 Jahren überraschend angekündigt, sein Amt vorzeitig zum 30. September 2024 niederlegen zu wollen. Die Wahl am 7. Juli entschied ebenfalls bereits im ersten Wahlgang Nico Morast (39, CDU). Der gebürtige Brettener war bislang Bürgermeister in Massenbachhausen (Kreis Heilbronn), er konnte 65,6 % der Stimmen holen und setzte sich so gegen seine fünf Mitbewerber*innen durch: Einen Achtungserfolg erzielte mit 18,2 % Jana Freis (24, parteilos), der Brettener Bürgermeister Michael Nöltner (CDU) konnte 13,1 % der Stimmen erringen. Die weiteren Bewerber Fabian Nowak (Grüne), Manfred Westermayer (parteilos) und Frank Trippel (Die Partei) erzielten Ergebnisse über- bzw. unterhalb der 1-Prozent-Marke. Die Wahlbeteiligung lag bei 50 %.