Hohe Kosten und Investitionen

OB Zeitler informierte über das Aquadrom Hockenheim

Bei einer Bürgerinformationsveranstaltung am Mittwoch, 9. Juli 2025, informierte OB Marcus Zeitler über die Zukunft des Aquadroms Hockenheim.
Mann spricht
OB Marcus Zeitler stellte bei einer Bürgerinformationsveranstaltung in der Stadthalle Hockenheim am 9. Juli 2025 die Varianten für die Zukunft des Aquadroms vorFoto: GK

Kommunale Schwimmbäder befinden sich in einem grundlegenden Dilemma. Auf der einen Seite verursachen sie aufgrund ihrer hohen Betriebskosten und der notwendigen fortlaufenden Investitionen häufig ein betriebswirtschaftliches Defizit. Auf der anderen Seite kommen sie aber den Anforderungen der Daseinsvorsorge nach, insbesondere wenn es um das Angebot für Schul- und Vereinsschwimmen geht. Auch das Aquadrom bleibt von dieser defizitären Entwicklung nicht verschont. Bereits im Wirtschaftsjahr 1981 verzeichnete das Hallenbad ein negatives Betriebsergebnis in Höhe von 934.199 DM. Dr. Kurt Buchter führt in seinem 1995 veröffentlichten Buch diesen chronischen Defizitposten hauptsächlich auf die hohen Personal- und Investitionskosten zurück. Über viele Jahre hinweg konnten die Stadtwerke, die das Aquadrom 1981 im Rahmen eines Querverbunds übernommen hatten, das kontinuierlich steigende Defizit durch die Erträge aus den Bereichen Strom und Gas ausgleichen. Doch für das Geschäftsjahr 2024 wird ein Defizit von 4,2 Millionen Euro prognostiziert, das die Stadtwerke nicht länger allein durch den Betrieb abdecken können. Die Stadt hat den Stadtwerken 1 Million Euro zum Ausgleich des negativen Ergebnisses zahlen müssen.

„Es ist nicht fünf vor zwölf, es ist zwölf“, machte Oberbürgermeister Marcus Zeitler am 9. Juli während einer Bürgerinformationsveranstaltung über das Aquadrom in der Stadthalle deutlich. Die technisch bedingte Schließung des Hallenbads von Oktober 2024 bis Juli 2025, die mit hohen Investitionen und dem Wegfall von Eintrittsgeldern einherging, hat die Situation zusätzlich verschärft. Bereits vor der geplanten vorübergehenden Schließung war klar, dass dringender Handlungsbedarf bestand. Im Gemeinderat wurden, unterstützt von Prof. Dr. Christian Kuhn von der Deutschen Sportstättenbetriebs- und Planungsgesellschaft mbH & Co. KG, verschiedene Lösungsansätze für die Zukunft des Aquadroms erarbeitet.

Wie geht es weiter?

Am Mittwoch präsentierte der Oberbürgermeister die entwickelten Ansätze den etwa 200 Gästen in der Stadthalle sowie rund 200 weiteren Zuschauern über die digitale Live-Übertragung auf YouTube und Instagram. Eine mögliche Option wäre die sofortige vollständige Schließung des Bades. „Eine Schließung ist für mich keine Option", kommentierte der Oberbürgermeister diese Möglichkeit unter dem Applaus der Anwesenden. Er erklärte seine Sichtweise damit, dass eine komplette Schließung wirtschaftlich aufgrund der finanziellen und steuerlichen Effekte nicht tragbar wäre. Ein weiterer wichtiger Punkt war, dass das Schul- und Vereinsschwimmen, das teilweise im Aquadrom stattfindet, dann nicht mehr möglich wäre. Für die zukünftige Nutzung des Bades präsentierte Zeitler drei verschiedene Optionen. Die erste Variante betrachtet den Fortbetrieb des Bades in seiner derzeitigen Form. In diesem Szenario wird für den Zeitraum bis 2030 ein jährliches Defizit von etwa 6 bis 7 Millionen Euro erwartet. Zusätzlich werden erforderliche Investitionen bis 2030 auf geschätzte 17,5 Millionen Euro beziffert.

Die zweite Variante beschäftigt sich mit einer Neuausrichtung des Bades, die ein neues Schwimmbecken und eine Erweiterung der Sauna umfasst. Die prognostizierten Investitionskosten für diese Option belaufen sich auf etwa 50 Millionen Euro, und der finanzielle Zuschussbedarf für den laufenden Betrieb wird auf 3,5 Millionen Euro geschätzt.

Die dritte Variante legt den Schwerpunkt auf die Daseinsvorsorge eines Sport- und Vereinsbades, das über ein Eltern-Kind-Becken verfügt und Angebote für Schul- sowie Vereinsschwimmen sowie für die Allgemeinheit bereitstellt. Für die Sicherung des Bestands, notwendige Teilabrisse und den Neubau wird ein Gesamtaufwand von rund 17 Millionen Euro erwartet, während der jährliche Zuschussbedarf für den laufenden Betrieb auf etwa 2,1 Millionen Euro geschätzt wird. Es scheint, als hätte der Gemeinderat die dritte Variante bevorzugt.

Mann mit Brille
Prof. Dr. Christian Kuhn hat den Gemeinderat beraten.Foto: GK

In seinem sehr bewegenden und emotionalen Vortrag sprach Marcus Zeitler auch über verschiedene wichtige Punkte, die für die Zukunft des Aquadroms entscheidend sind. Besonders appellierte er an die Bevölkerung von Hockenheim: “Wenn Sie uns helfen wollen, besuchen Sie das Aquadrom.” Es stört ihn erheblich, dass lediglich 29 % der Besucherinnen und Besucher des Aquadroms aus Hockenheim stammen. Außerdem wies er darauf hin, dass die Gesamtzahl der Besucher stagnierend bei etwa 230.000 bis 240.000 liegt, was für die Betreiber eine unbefriedigende Situation darstellt. Zudem ermahnte er die Politiker auf Bundes- und Landesebene und stellte eine klare Forderung auf: “Ohne Fördertöpfe aus Bund und Land werden wir es nicht schaffen.” Er warnte, dass ohne die notwendige Unterstützung durch diese Institutionen zahlreiche Schwimmbäder in der Region schließen müssten, was nicht nur die Freizeitmöglichkeiten beeinträchtigen würde, sondern auch negative Folgen für die Gemeinschaft hätte. (GK)

Erscheinung
exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUM / gk
14.07.2025
Orte
Hockenheim
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto