Liebe Leserinnen und Leser,
manchmal nutzen wir den Ausruf „Wie in der Steinzeit!“, um auszudrücken, dass etwas sehr veraltet, rudimentär oder umständlich ist. Jedoch wird dies dem Leben der Menschen in dieser Zeit und ihrer Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten ihrer Umgebung nicht gerecht. Die Möglichkeiten, die sich den Menschen damals ohne Technik oder andere Hilfsmittel boten, nutzten sie und entwickelten dadurch mit der Zeit erstaunliche Fähigkeiten und Kenntnisse.
Etwa vor 2,5 Millionen Jahren begann die Steinzeit und dauerte bis zu Beginn der Kupferzeit an. Heute unterteilt man die Steinzeit – die mit Abstand längste Epoche der Menschheitsgeschichte – in unterschiedliche Phasen, welche sich an den großen Entwicklungsschritten der damaligen Menschen orientieren. Dabei ist jedoch die Bezeichnung dieser Zeit als „Steinzeit“ irreführend, denn Stein war zwar ein häufiges Werkzeug und Arbeitsmittel, bei weitem aber nicht das einzige. Die Menschen nutzten vor allem in jüngeren Phasen viel Holz, Geweih und Leder, aber auch Knochen und sogar Elfenbein. Jedoch erhält sich über die Jahrtausende hinweg Stein am besten und liegt uns daher heute am häufigsten als Fund aus dieser Zeit vor.
Zur Werkstoffgruppe „Stein“ gehört natürlich Feuerstein, auch „Silex“ oder „Flint“ genannt, als häufiges Relikt unserer paläolithischen Vorfahren. Ein besonderes Exemplar sehen Sie hier als Objekt des Monats April. Es handelt sich dabei um eine Speerspitze aus Feuerstein, die auf dem Untergrombacher Michaelsberg gefunden wurde. Feuerstein wurde bereits in der Altsteinzeit ausgiebig genutzt und beispielsweise zu Faustkeilen oder Schneidewerkzeugen bearbeitet. Die poröse Beschaffenheit des Feuersteins ermöglicht es, durch Beschlagen scharfe Kanten hervorzubringen. In der Jungsteinzeit war Feuerstein auch bei der Herstellung von Pfeilspitzen, Bohrern oder in Kombination mit Pyrit zum Feuermachen beliebt, daher auch der heutige Name.
Text: R. Bender