Liebe Leserinnen und Leser,
am 23. Mai findet in Bruchsal die elfte Stolpersteinverlegung statt, die wieder vom Verein Stolpersteine Bruchsal e.V. organisiert wird. Stolpersteine erinnern an Opfer des Nationalsozialismus und weisen auch in Bruchsal auf den letzten, frei gewählten Wohnort dieser Personen hin. Unter den Personengruppen, in deren Gedenken Stolpersteine verlegt werden, sind politisch Verfolgte, psychisch oder körperlich Kranke, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma sowie jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger.
An letztere erinnern auch Objekte aus dem Bestand des Städtischen Museums. Als Objekt des Monats Mai sehen Sie einen Gegenstand, der gemeinsam mit weiteren jüdischen Ritualien ungeklärter Herkunft vor Jahrzehnten Eingang in den Museumsbestand fand. Ob diese Objekte aus einer Enteignung stammen oder in den Wirren des Krieges und der Stadtzerstörung aufgesammelt wurden, ist nicht dokumentiert. Ihr Zustand weist jedoch auf Beschädigung durch Hitze oder mechanische Einwirkung hin. Sicher ist, dass sie an jüdisches Leben in Bruchsal erinnern.
Bei dem Gegenstand, den Sie hier sehen, handelt es sich um das Fragment einer Torakrone, auch „Rimonim“ genannt. Gemeint ist die obere Bekrönung der beiden Holzstäbe, auf denen die Tora aufgerollt ist. „Rimonim“ bedeutet auf Hebräisch „Granatäpfel“. An diese Früchte, die im jüdischen Kulturkreis Lebensfreude symbolisieren, erinnern die Glöckchen, die an vielen Torakronen befestigt sind. Rimonim sind häufig aus edlem Material und kunstvoll verarbeitet. Zu finden sind meist konische Formen, die optisch in einzelne Segmente aufgeteilt sind. Verzierungen, Glöckchen und das Gegenstück des hier vorgestellten Exemplars sind leider nicht erhalten. Das Stück ist bis Mitte Juni im Städtischen Museum zu besichtigen.
Die genannten Objekte ungeklärter Herkunft, auch dieses Fragment, sind in der Lost Art-Datenbank des Zentrums Kulturgutverluste dokumentiert.
Text: R. Bender