NUSSBAUM+
Tiere, Natur & Umwelt

Obst- und Gartenbauverein

Die Wiese im Herbst Im Oktober verändert sich das Erscheinungsbild der Wiese deutlich. Die Gräser haben ihr Wachstum eingestellt, ihre Halme härten...

Die Wiese im Herbst

Im Oktober verändert sich das Erscheinungsbild der Wiese deutlich. Die Gräser haben ihr Wachstum eingestellt, ihre Halme härten aus und beginnen zu vergilben. Viele Wiesenkräuter sind verblüht, bilden Samenstände oder ziehen sich bereits in den Wurzelstock zurück. Was an Blüten noch zu finden ist, gehört zu den späten Arten wie Flockenblume, Witwenblume oder Schafgarbe.

Für zahlreiche Insekten ist die Wiese nun Rückzugsraum. Zwischen den Halmen finden sie Schutz vor Wind und Kälte, in den vertrockneten Stängeln überwintern Larven und Puppen. Auch Spinnen, Käfer und Wanzen nutzen das Altgras als Unterschlupf. Wer die Fläche jetzt mäht, zerstört damit viele dieser Überwinterungsorte.

Phänologisch, also im Jahresverlauf der sichtbar ablesbaren Naturentwicklung betrachtet, gehört der Oktober zur Fruchtreife- und Einwinterungsphase. Samen fallen zu Boden, werden durch Wind oder Tiere verbreitet. Gleichzeitig beginnen Abbauprozesse im Altgras, die organisches Material in den Nährstoffkreislauf zurückführen. Regen und Tau durchfeuchten den Boden, während sinkende Temperaturen den Stoffwechsel der Pflanzen drosseln.

Wie stark und wie früh diese Prozesse einsetzen, hängt zunehmend vom Klima ab. Milde Herbste mit verzögerter Abkühlung verschieben den Eintritt der Winterruhe. Manche Gräser und Kräuter treiben dann noch einmal aus, bilden neue Blätter oder einzelne Blüten. Auch Insekten bleiben länger aktiv, was das Zusammenspiel zwischen Pflanzenwachstum und Tierverhalten verändert. Trockene Spätsommer dagegen können den Samenfall und die Zersetzung des Altgrases bremsen, weil Mikroorganismen und Bodenleben ohne Feuchtigkeit kaum arbeiten.

Ob eine Wiese im Oktober stehen bleibt oder gemäht werden sollte, hängt wesentlich von ihrer Entstehung ab. Eingesäte oder neu angelegte Wiesen benötigen ein- bis zweimal jährlich eine Mahd. Ohne sie reichert sich zu viel Biomasse an, die bei der Zersetzung Nährstoffe freisetzt. Diese begünstigen starkwüchsige Arten und verdrängen nach und nach die Blütenpflanzen, für die die Wiese ursprünglich angelegt wurde. Durch den Schnitt wird überschüssiges Material entfernt, der Boden bleibt mager und viele Kräuter können sich behaupten. Außerdem fördert die Mahd die Selbstaussaat, weil die Samen beim Schnitt zu Boden fallen und dort keimen können.

Alte, eingespielte Wiesen dagegen regulieren sich weitgehend selbst. Hier sorgt das natürliche Wechselspiel aus Wachstum, Absterben und Zersetzung für ein stabiles Gleichgewicht. Wird in solchen Beständen zu häufig eingegriffen, geht ein Teil dieser Eigenregulation verloren.

Eine ungemähte Wiese im Oktober ist also kein Zeichen von Nachlässigkeit, sondern Teil des natürlichen Zyklus, vorausgesetzt, sie ist eingewachsen und standortgerecht. Sie bietet Lebensraum, schützt den Boden und bildet die Grundlage für den Neuaustrieb im kommenden Frühjahr. Wer sie jetzt in Ruhe lässt, unterstützt Vielfalt und Strukturreichtum.

Allerdings verlangt dieses „In Ruhe lassen“ Aufmerksamkeit. In manchen Beständen tauchen Pflanzen auf, die sich stark ausbreiten und andere Arten verdrängen können, etwa das Jakobskreuzkraut, die Beifuß-Ambrosie oder invasive Neophyten aus Gärten und Saatmischungen. Sie zu erkennen und gezielt zu entnehmen, gehört zur verantwortungsvollen Wiesenpflege. Eine Wiese, die sich entwickeln darf, braucht daher zugleich wachsame Begleitung, nicht ständiges Eingreifen, aber ein waches Auge für das Gleichgewicht.

Eure OGV-Gartenfreundin

Erscheinung
Amtsblatt der Gemeinde Wiernsheim
NUSSBAUM+
Ausgabe 42/2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Orte
Wiernsheim
Kategorien
Panorama
Tiere, Natur & Umwelt
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto