Dies und das

Öffentliche Sitzung des Technischen Ausschusses am 19. Dezember 2024

Ein letztes Mal im auslaufenden Kalenderjahr tagte ein Ratsgremium. Wenige Tage vor Weihnachten lag es am Technischen Ausschuss, am Donnerstagabend im...
Auf dem Dach des „Rewe-Marktes“ hat die kommunale Tochtergesellschaft KWG Reilingen mbH im April eine aus 540 Solarmodulen bestehende PV-Anlage in Betrieb genommen
Auf dem Dach des „Rewe-Marktes“ hat die kommunale Tochtergesellschaft KWG Reilingen mbH im April eine aus 540 Solarmodulen bestehende PV-Anlage in Betrieb genommenFoto: So.Le.

Ein letztes Mal im auslaufenden Kalenderjahr tagte ein Ratsgremium. Wenige Tage vor Weihnachten lag es am Technischen Ausschuss, am Donnerstagabend im Bürgersaal des Rathauses den Schlusspunkt zu setzen. Abzuwickeln waren noch einige vor Jahresschluss eingegangene Befreiungsanträge. Im Fokus standen weiter ein Rapport über die Organisation einer notwendigen Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses sowie eine Evaluation des vor elf Jahren erstellten Klimaschutzkonzeptes.

Großzügige Auslegung der Leitplanvorgaben

Eine vorausgehende Eilentscheidung des Bürgermeisters bestätigte der Technische Ausschuss bei einem Bauvorhaben auf dem Grundstück Am Feldrain 18. Dort soll längs vor dem Einfamilienhaus ein zweiter Stellplatz angelegt, sowie Carport und Wohnhaus mit einem ein Meter breiten Vordach verbunden werden. Dabei müssen die Baugrenze um knapp sechs Quadratmeter und das vorgeschriebene Längenmaß um einen Meter überschritten werden.

Unter der Toleranzgrenze angesiedelt war auch der Neubau einer Garage In der Holzrott 13, die um rund sieben Quadratmeter außerhalb des ausgewiesenen Baufensters ihren Standort haben soll. Das Flachdach wird extensiv begrünt. Das erklärte kommunale Einvernehmen war daher eine routinemäßige Formalität.

Auf dem Grundstück Fröschauweg 7 ging es um den Bau eines Gerätehauses und eines flächenmäßig etwa gleich groß ausfallenden Pools, die mit zusammen etwa 59 Quadratmeter außerhalb der im Bebauungsplan dargestellten überbaubaren Fläche errichtet werden sollen. Das wäre allerdings ein Übermaß von 97 Prozent und damit für die Ratsvertreter inakzeptabel. Da es hier lediglich um Nebenanlagen geht, war man jedoch gewillt, eine Überschreitung von bis zu 20 Prozent zuzugestehen. Generös verhielten sich die Kommunalpolitiker auch bei der auf demselben Baugrundstück geplanten Terrasse, wo die hintere Baugrenze nicht, wie schon mit einer früheren Entscheidung erlaubt, um rund 24 Quadratmeter, sondern nunmehr um knapp 34 Quadratmeter überbaut werden soll. Da die Nachbargrundstücke von den baulichen Veränderungen nicht tangiert werden, zeigte sich das Gremium nachsichtig und akzeptierte eine Abweichung von insgesamt etwa zwölf Prozent. In diesem Zusammenhang erinnerte Peter Geng (FW) daran, die rückwärtigen Ausgleichsflächen nach den Vorgaben des Bebauungsplanes zu bepflanzen.

Dem Bauherrn Am Feldrain 21 wurde schließlich Dispens von der Planvorgabe erteilt, das solar energetisch genutzte Garagendach zu begrünen. Die Solarpaneele werden dort so schräg angeordnet, dass unter ihnen ein Pflanzenwachstum ausgeschlossen ist.

Aufwändige Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses soll 2026 beginnen

Dass einem der ältesten und schönsten, urkundlich schon 1435 erwähnten Gebäude im Unterdorf eine umfassende Sanierung bevorsteht, ist längst bekannt. Das unter Denkmalschutz stehende Fachwerkhaus in der Hauptstraße 1 befindet sich seit 1982 in kommunalem Eigentum und beherbergt das historische Gasthaus zum Löwen sowie das örtliche Heimatmuseum. In der Ratszusammenkunft informierten Bürgermeister Stefan Weisbrod und Bauamtsleiterin Ramona Drexler über das ganze Ausmaß der anzutreffenden Bauschäden, die voraussichtlich 2026 anstehende Gebäudesanierung und deren geschätzter Kostenaufwand.

Nach der schonungslosen Analyse der Holzgutachter zeigen sich an den kompletten Außenwänden erhebliche Schäden am Fachwerk. Größere Teile der Holzkonstruktion sind irreparabel geschädigt und müssen komplett erneuert werden. Ein Gutteil der Schwellen ist so verfault, dass keine statische Funktion mehr vorhanden ist. In der Folge ist es bereits zu Setzungen und Rissen an der Gebäudestruktur gekommen. Subsidiär habe der südliche Giebel bereits abgesichert werden müssen, so die Bauamtsleiterin. Auch an der inneren Holzkonstruktion, Dachstuhl und Holzbalkendecke gebe es immense Schäden, wie sich nach einer Teilräumung des Heimatmuseums herausgestellt habe. Noch abschließend einzutaxieren, ist der Umfang der Setzschäden im Bereich der Außenwände. Insbesondere auf der südöstlichen Gebäudeseite, wo ehemals der Mühlbach vorbeiführte, wird mit deutlichen Gründungsschäden gerechnet. Hier werden sich Maßnahmen zur Stabilisierung des Fundaments nicht vermeiden lassen. Schließlich muss das Gebäude brandschutztechnisch ertüchtigt werden. Das Dach soll neu eingedeckt, der Küchenbereich im Erdgeschoss und das WC im Obergeschoss umgebaut, sowie die Treppe zwischen Ober- und Dachgeschoss erneuert werden. Die vom Erdgeschoss nach oben in die Museumsräume führende, steile Treppe bleibt zwar erhalten, wird aber für eine Nutzung geschlossen. Der Hauptzugang zum Heimatmuseum soll ausschließlich über die auf der östlichen Hausseite eingerichtete Außentreppe erfolgen. „Für die auf historische Gebäude spezialisierten Handwerker gibt es viel zu tun“, fasste Bürgermeister Stefan Weisbrod zusammen. Ihre Arbeit werde durch die Denkmalbehörden eng begleitet.

Bau- und denkmalschutzrechtliche Genehmigung beantragt

In ersten Berechnungen wird der notwendige Kostenaufwand für eine mit den Denkmalschutzbehörden eng abgestimmte Gebäudesanierung auf enorme 3,6 Mio. Euro veranschlagt. Vom Land gibt es bereits eine Mittelzusage aus dem Ausgleichsstock über 415.000 Euro. Sollte der für das Programmjahr 2025 gestellte Aufstockungsantrag für die Ortskernsanierung „Reilingen III“ erfolgreich sein, dürfen idealerweise weitere 1,18 Mio. Euro von Bund- und Landesseite erwartet werden. „Die Frage bleibt, wie wir den restlichen Kostenaufwand finanzieren“, zeigte sich Weisbrod besorgt.

Publik wurde weiter, dass der vom Architekturbüro Vögele vorbereitete Antrag für die notwendige bau- und denkmalschutzrechtliche Genehmigung bereits bei der Baurechtsbehörde eingereicht worden ist. Übrigens, nicht wie gewohnt in Papierform, sondern erstmalig in ausschließlich digitaler Fassung, wie das ab dem 01. Januar ohnehin landesweit gesetzlich vorgeschrieben ist. Für den aufwändigen Genehmigungsprozess, sowie für Planung und Ausschreibung der Baugewerke muss voraussichtlich das ganze Jahr 2025 beansprucht werden. Bislang wird damit gerechnet, dass die Sanierungsarbeiten im Jahr 2026 ausgeführt werden und soweit absehbar mindestens ein ganzes Jahr andauern. Das Restaurant „Löwen“ muss für den kompletten Verlauf der Sanierungsarbeiten geschlossen bleiben. „Wie die Übergangszeit für den Lokalbetreiber geregelt werden kann, ist noch Gegenstand weiterer Gespräche“, fügte Stefan Weisbrod an. Das Heimatmuseum werde bereits bis Ende des laufenden Jahres vollständig geräumt sein.

Kommunales Energiemanagement implementiert

An Martini 2013 hat der Gemeinderat die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes mit integriertem Maßnahmenkatalog beschlossen, das im September 2015 fertiggestellt werden konnte. In der vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geförderten Abhandlung werden insbesondere Steuerungselemente dargestellt, mit denen die Treibhausgasemission und Energiekosten dauerhaft gesenkt werden können. Ein umfassender Maßnahmenkatalog legt im Detail dar, an welchen Stellschrauben Veränderungen notwendig werden.

Neun Jahre nach Projektierung stellte Bürgermeister Stefan Weisbrod die Ergebnisse einer vom kommunalen Umweltbeauftragten Marco Wolf vorgenommenen Evaluierung vor. „Wir haben seither erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Klimaschutz auf örtlicher Ebene voranzubringen“, betonte Weisbrod. So sei es beispielsweise nahezu gänzlich gelungen, im Rathaus, Feuerwehrgerätehaus, Schillerschule und Fritz-Mannherz-Hallen die Beleuchtung auf LED umzustellen, die Fenster zu erneuern, einen hydraulischen Abgleich des Heizungssystems vorzunehmen, bei der Hallenheizung auf energiesparende Umwälzpumpen umzustellen und Präsenzmelder zur Beleuchtungssteuerung einzusetzen.

Darüber hinaus werde gerade die vom Gemeinderat beschlossene Einführung eines Energiemanagements schrittweise umgesetzt. Es zielt darauf ab, den Energieverbrauch in öffentlichen Einrichtungen effizient zu erfassen und zu steuern. Dazu wurden in den öffentlichen Gebäuden systematisch alle Zählerstellen erfasst, sowie die Jahresverbrauchsdaten für Strom, Wasser und Gas der Jahre 2019 bis 2023 dokumentiert. Diese Daten wurden in einem speziellen Programm verarbeitet und sind die Basis für die weitere Analyse und Optimierung des Energieverbrauchs. Ebenso wurde der Aufbau der Smartphone-App „Scan2KEM“ initialisiert. Mit ihr wird es den Hausmeistern aller Einrichtungen möglich, die Zählerstände monatlich digital abzulesen. Weiterer zentraler Aspekt des Projekts ist die Umrüstung der Zähler auf ein Intelligentes Messsystem, das die Fernauslesung der Verbrauchswerte ermöglicht. Einige priorisierte Zählerstellen wurden bereits umgerüstet. In den kommenden Jahren sollen sukzessive weitere Zähler ersetzt werden. Zunächst werden 26 von insgesamt 52 Zählerstellen auf das neue, intelligente Mess-System umgestellt. Für die restlichen Zähler kann die sogenannte LoRa-Technik eingesetzt werden, eine Funkkommunikationstechnik, die ebenfalls eine effiziente Fernauslesung der Zählerstände ermöglicht.

Regenerative Energiequellen weiter ausgebaut

Mit der Bewältigung der Energiewende im kommunalen Wohnungsbaubestand setze sich die KWG Reilingen mbH intensiv auseinander, fuhr Weisbrod fort. Sie statte sukzessive ihre Liegenschaften mit Photovoltaikanlagen aus. Das sei 2024 auf den Dachanlagen der Wohngebäude in der Graf-Zeppelin-Straße 17 und Wilhelmstraße 42, sowie der Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkunft im Alten Rottweg 5-7 erfolgt. Auch das Dach der gewerblichen Liegenschaft in der Hauptstraße 103-107 sei mit einer leistungsfähigen PV-Anlage bestückt. Die von Gemeinde und KWG installierten PV-Anlagen verfügten mittlerweile über eine Nennleistung von insgesamt mehr als 500 Kilowatt-Peak.

Die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft habe sich ferner vorgenommen, so Weisbrod, das Dach der Fritz-Mannherz-Mehrzweckhalle mit einer PV-Anlage auszustatten. Ob sich eine Freiflächenphotovoltaik auf einem schmalen Geländestreifen zwischen B 36 und Bahnstrecke etablieren lasse, müsse noch abschließend geprüft werden.

In welchem Umfang die Umwelt entlastet wird, macht ein Blick auf statistische Auswertungen der Einzelprojekte deutlich. Durch die PV-Anlage auf dem Wohngebäude Hauptstraße 48 konnte der CO₂-Ausstoß binnen sieben Jahren um rund 62.000 Kilogramm minimiert werden. Die Solaranlage auf dem Dach des Feuerwehrgerätehauses ermöglichte eine Reduktion der Treibhausgase um knapp 68.000 Kilogramm. Die erweiterte Anlage auf dem Rewe-Marktgebäude konnte seit Mitte des Jahres bereits eine Emissionseinsparung von stolzen 58.000 Kilogramm erzielen. Die Solaranlage auf dem Dach der Schiller-Gemeinschaftsschule verzeichnete immerhin noch einen CO₂-Emissionswert von knapp 4.500 Kilogramm.

In zehn Jahren die Treibhausgas-Emissionen um 21 Prozent reduziert

Herzstück des kommunalen Klimaschutz-Monitorings ist eine Bilanzierung der in der Gemeinde insgesamt erzeugten Treibhausgas-Emissionen. Die angestellte Territorialbilanz weist nach, dass die Emissionsbelastung in der Gemeinde in den vergangenen zehn Jahren um 21 Prozent reduziert werden konnte. Der größte Anteil entfällt auf die privaten Haushalte, die sich um 31,6 Prozent verbessert zeigen. Dicht gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe, dem es gelungen ist, die Emissionsbelastung um 25,5 Prozent abzusenken. Auf den Verkehrssektor entfällt eine Reduktion von 9,2 Prozent. Eine gegenteilige Entwicklung verzeichnet dagegen der Sektor Handel, Gewerbe, Dienstleistung, wo die Emissionswerte um 67,6 Prozent nach oben gegangen sind. Auch bei den kommunalen Liegenschaften fällt die Bilanz mit 11 Prozent negativ aus.

Bezogen auf die konkreten Leistungsindikatoren für das komplette Gemeindegebiet steht Reilingen im Vergleich zu anderen Kommunen im Land relativ gut da. Beim Stromverbrauch nimmt die Gemeinde Platz 290 ein und ist damit besser als 60 Prozent der Netze BW-Kunden. Bei der Stromerzeugung liegt Reilingen auf Position 496 und somit besser als 25 Prozent der Netze BW-Kommunen. Im Ranking der installierten Photovoltaik-Leistung befindet sich Reilingen auf Platz 435 und ist damit besser als 35 Prozent der Netze BW-Kommunen. Die Anzahl der Ladepunkte im Ort ist in den vergangenen drei Jahren auf 167 angestiegen und hat sich mehr als verdoppelt. Die installierte Ladeleistung hat sich im selben Zeitraum auf 2.018 Megawatt verdreifacht.

Auf dem Wunschzettel der Ratsmitglieder

Jochen Lochner (Linke) erkundigte sich nach den Folgen einer Grundwasserabsenkung, mit der ein privater Kellerausbau am Fröschauweg ermöglicht werden soll. Eine weitere Nachfrage galt der Baukonzeption für das bislang gewerblich genutzte Anwesen in der Hauptstraße 186. In diesem Zusammenhang regte Lochner an, für die Gemeinde ein Parkraummanagement zu implementieren.

Heinrich Dorn (SPD) erkundigte sich nach einer gewerblichen Lagerfläche in südlicher Ortsrandlage. Ein weiteres Anliegen war die noch zu realisierende Barrierefreiheit der Bushaltestellen in der Speyerer- und Hauptstraße. (jd)

Gravierende bauliche Mängel weist das unter Denkmalschutz stehende Dorfgemeinschaftshaus auf. Es soll 2026 mit einem Kostenaufwand von 3,6 Mio. Euro saniert werden
Gravierende bauliche Mängel weist das unter Denkmalschutz stehende Dorfgemeinschaftshaus auf. Es soll 2026 mit einem Kostenaufwand von 3,6 Mio. Euro saniert werden.Foto: jd
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Ausgabe 02/2025

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von Gemeinde Reilingen
10.01.2025
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