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Rohrwiesen/Gänswiesen

Offene Wasserstellen für Amphibien in Hemsbach

Gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Laichwanderung der Amphibien konnten Arbeiten in den Hemsbacher Rohrwiesen/Gänswiesen abgeschlossen werden.
Wochenlang war mitten im Naturschutzgebiet ein Bagger unterwegs.
Wochenlang war mitten im Naturschutzgebiet ein Bagger unterwegs.Foto: G. Röhner/BUND

Gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Laichwanderung der Amphibien konnten die im November begonnenen Arbeiten in den Hemsbacher Rohrwiesen/Gänswiesen abgeschlossen werden. Spaziergänger werden erstaunt gewesen sein, wochenlang Bagger im Naturschutzgebiet am Werken gesehen zu haben.

Das NSG ist bekanntermaßen ein wichtiges Laichgebiet für verschiedene Amphibienarten. Die trockenen Sommer der letzten Jahre hatten gezeigt, dass das Gebiet komplett austrocknen kann. Auch hierdurch sind in den Rohrwiesen/Gänswiesen die Bestandszahlen der Amphibien drastisch zurückgegangen.

Das Wichtigste für ein Laichgewässer ist jedoch eine freie Wasserfläche, die mindestens so lange Wasser führt, bis die Kaulquappen von Frosch und Kröte oder die Larven der Molche und Feuersalamander zu erwachsenen Tieren herangewachsen sind. Der BUND Hemsbach/Laudenbach hatte deshalb die Initiative ergriffen und das NSG für Verbesserungsmaßnahmen im Rahmen des Projektes „220 Amphibiengewässer“ des BUND Baden-Württemberg angemeldet, welches vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert wird. Nach Begehungen hatte das Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat 56 – Naturschutz und Landschaftspflege) die jetzt ausgeführten Arbeiten in Auftrag gegeben. In fünf Bereichen mit gutem Lichteinfall wurden mit Baggern Flächen entschlammt, um auch in trockenen Jahren dem Amphibiennachwuchs Rückzugbereiche mit Wasser zu bieten. Es wurden tiefe Stellen geschaffen, der Aushub verbleibt auf dem Gelände. Es erfolgt keine Bepflanzung. Den Tier- und Pflanzenarten wird der Raum gelassen, sich das Biotop selbstständig zu erschließen.

Dramatische Rückgänge

Seit 2018 gehen die Amphibienbestände in Baden-Württemberg dramatisch zurück. Hiervon sind selbst so häufige Arten wie Erdkröte und Grasfrosch betroffen. Ein wichtiger Grund für diese negative Entwicklung ist der Verlust geeigneter Lebensräume. Daher ist beispielsweise die Sanierung verlandeter Laichgewässer ein wichtiger Bestandteil im Amphibienschutz. Die eingebrochenen Bestände machen deutlich: Es muss schnell gehen. Im Rahmen des Projektes „220 Amphibiengewässer“ wurden bereits weit über 140 Amphibiengewässer in Baden-Württemberg saniert. Im Fokus des Projektes stehen die (noch) häufigeren Arten Erdkröte und Grasfrosch. Die Gewässer kommen aber auch anderen Arten zugute. Unterstützt werden die Maßnahmen von zahlreichen ehren- und hauptamtlichen Amphibienschützern landesweit.

Uwe Somplatzki, Co-Vorsitzender beim BUND Hemsbach/Laudenbach und Naturschutzwart, appelliert: „Bitte behandeln Sie das Gewässer rücksichtsvoll und helfen Sie mit, ein störungsarmes Umfeld für die Amphibien zu schaffen. Betreten Sie das Naturschutzgebiet nicht, hinterlassen Sie keinen Müll und keinen Grünschnitt! Setzen Sie bitte keine Aquarientiere wie Fische oder Schildkröten ein.“

Was jeder tun kann

„Wenn auch Sie unsere Amphibien unterstützen möchten, legen Sie naturnahe Gewässer und Winterverstecke in Ihren Gärten an und sehen Sie davon ab, Umweltgifte einzusetzen. Sensibilisieren Sie Ihre Mitmenschen für die Thematik oder unterstützen Sie Naturschutzverbände durch Mitgliedschaften. Sie können auch selbst aktiv werden und zum Beispiel die vielen ehrenamtlichen Helfer bei der in Kürze startenden Amphibienwanderung unterstützen“, erklärt Felix Kokocinski, Co-Vorsitzender des BUND Hemsbach/Laudenbach. Für weitere Infos und Möglichkeiten, aktiv im Naturschutz mitzuwirken, melden Sie sich gerne bei: hemsbach-laudenbach@bund.net.

Hintergrund

Das Projekt „220 Amphibiengewässer“ wird vom BUND Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Amphibien-Reptilien-Biotopschutz Baden-Württemberg (ABS) und dem NABU Baden-Württemberg durchgeführt und durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft gefördert. Die Sanierungsarbeiten werden in enger Zusammenarbeit von ehren- und hauptamtlichen Amphibienschützern durchgeführt. Beteiligt sind vor allem die Landschaftserhaltungsverbände, Unteren Naturschutz- und Forstbehörden, die Kommunen und ForstBW. Das Projekt wurde Juli 2022 gestartet. Ziel des Projektes ist, den besorgniserregenden Bestandseinbrüchen der letzten Jahre bei den im Land bislang noch weiter verbreiteten Amphibienarten entgegenzuwirken, indem die Sanierung von Amphibiengewässern in ganz Baden-Württemberg vorangetrieben wird.

(pm/red)

Amphibien sind auf flache Gewässer angewiesen.
Amphibien sind auf flache Gewässer angewiesen.Foto: G. Röhner/BUND
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