Evangelisches Schulzentrum Michelbach
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"Oh, meine Götter!"

“An wen sollen und können wir noch glauben? Gibt es Gott überhaupt? Das fragen sich in diesen Zeiten viele Menschen.” Realschulleiter Achim Meindel...
Foto: ESZM

“An wen sollen und können wir noch glauben? Gibt es Gott überhaupt? Das fragen sich in diesen Zeiten viele Menschen.” Realschulleiter Achim Meindel vom ESZM formulierte in seiner kurzen Begrüßung die zentralen Fragen, auf die Astrid Sacher, Herz und Kopf des Knirps-Theaters, mit ihrem selbst geschriebenen Ein-Frau-Stück “Oh, meine Götter!” im Rahmen des gut besuchten Michelbacher Schlossforums nach Antworten suchte.

Sacher erzählt ihre abenteuerliche Geschichte der Götter, Göttinnen und des einen Gottes, in der Rahmenhandlung als Dialog zwischen einer, die nach dem wahren Glauben sucht und dabei auf Lillith, eine sumerische Göttin trifft, die bei der ersten Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments noch mitmachen darf, aber aufgrund ihrer emanzipierten Einstellung gegenüber Adam keine Lust hat im Paradies zu bleiben: ”Wie? Ich soll kochen?” Während Lillith ihrem fiktiven Gegenüber und dem Publikum in einer raschen Abfolge von wechselnden Tableaus die Religionsgeschichte des alten Orients und des Mittelmeerraumes näher bringt, erzählt sie auch ihre eigene Geschichte: ihr Weg von der machtvollen Naturgöttin, zu Adams erster Frau, zum Geist, zur weiblichen Dämonin und Hexe im Mittelalter, die alle Männer verführt und jeden ermordet, der ihr zu nahe kommt.

Sacher bleibt hier jedoch nicht stehen. So, wie für sie der Sündenfall im Paradies für die Menschen vor allem die Möglichkeit der Entscheidung bietet, erkennt auch Lillith, dass sie gerade als Göttin die Freiheit hat, das zu sein, was sie sein möchte. Während Lillith an dieser Erkenntnis arbeitet, trifft sie noch schnell auf die philosophischen Strömungen der mitteleuropäischen Neuzeit. Nietzsches "Gott ist tot", folgt auf Marx' in den Raum geschmettertes: "Religion ist Opium fürs Volk." Die Wechsel sind atemberaubend schnell, die Bühne ist voller Energie und oft ist es nur der neue Standort, Sachers Stimmmodulation oder eine geschickte Bewegung des Theatergewandes, die aus Hexen Götter werden lässt.

Wenn aber alles nur eine Geschichte ist, die wir selbst erfunden haben, die Existenz Gottes nicht bewiesen werden kann, im Namen der Religionen gar Kriege geführt und Gräueltaten begangen wurden (und werden), wie kann man dann noch glauben? Das geht, befindet Lillith, denn die Essenz aller Religion ist für sie klar erkennbar: Nächstenliebe. Alle Religionen befassen sich in ihren Schriften vor allem auch damit, Gutes am anderen zu tun. Da ist ihre Botschaft ganz einfach kurz, knapp und prägnant.

"Glauben Sie denn an Gott?" fragte ein jugendlicher Zuschauer vom ESZM in der Fragerunde, die im Anschluss an die mit großem Applaus bedachte Darbietung stattfand. "Ja", antwortete Sacher, "das tue ich. Und ich mag nicht in allem bis ins Letzte mit meiner evangelischen Landeskirche einverstanden sein, aber ausgetreten bin ich ganz bewusst nicht."

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Ausgabe 13/2025

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