Vor knapp einem Jahr wurden in Eislingen zahlreiche Gebäude überschwemmt. In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 2024 regnete es so stark, dass die Kanäle, Bäche und Flüsse das Wasser nicht mehr abtransportieren konnten. Das Wasser suchte sich seinen Weg über die Straßen der Stadt. Zahlreiche Gebäude liefen voll. Am Donnerstag vergangene Woche stellten Experten des Unternehmens InfraConsult die neue Online-Gefahrenkarte für Starkregen in der Stadthalle vor. Betroffenen Immobilienbesitzern rieten die Referneten zur Eigenvorsorge.
„Der Klimawandel ist mittlerweile in vielen Bereichen spürbar“, sagte Eislingens Oberbürgermeister Klaus Heininger während seiner Begrüßung. Der Blick auf die ausgedruckten Karten verschiedener Stadtteile von Eislingen, von Krummwälden und Eschenbäche machten eines sehr schnell klar: Es gibt eine Vielzahl an gefährdeten Bereichen, die im Fall eines schweren Starkregens mit einem Schaden rechnen müssen. Vor einigen Jahren kamen die Gewitter, wie sie nun im Sommer fast schon regelmäßig auftreten, eigentlich nicht vor. Stattdessen war es das Hochwasser, das in vielen Orten für Probleme sorgte. Deshalb wurde der Hochwasserschutz ausgebaut. Er funktioniert weitgehend und sorgt meistens für einen ausreichenden Schutz. Weil der Starkregen aber ein noch neues Phänomen ist, gibt es für ihn bisher kaum Schutzmaßnahmen. „Es ist eine ganz andere Situation als die, die wir gewohnt waren“, erklärte Meri Eremut, die den Abend moderierte.
Über die Ereignisse in der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 2024 sprach der Leiter der Bürgerdienste Oliver Marzian. Aus seinen Ausführungen wurde deutlich, dass die Zusammenarbeit der Stadtverwaltung und der Rettungsdieste sowie der Feuerwehr funktionierte. Die Referenten in Eislingen rieten deshalb zur Eigenvorsorge. Neben baulichen oder technischen Maßnahmen sollte auch der Versicherungsschutz überprüft werden. Nicht immer ist ein durch den Starkregen verursachter Wasserschaden über die Elementarversicherung des Hauses abgedeckt.
Wenn es so weit ist, bleibt in der Regel kaum noch Zeit für Schutzmaßnahmen. Das bedeutet, dass die Schutzmaßnahmen entweder permanent sein müssen oder in wenigen Minuten aufgebaut werden können. Zur Vorbereitung zählte Amelie Haas von der Firma InfraConsult, die die Starkregenkarte im Auftrag der Stadt Eislingen erstellt hat, auch, keine wichtigen Gegenstände im Keller zu lagern. Denn sollte der Keller mit Wasser volllaufen, sollte keinesfalls versucht werden, von dort noch etwas zu retten. „Wenn Wasser eindringt, gehen Sie nicht in den Keller“, mahnte sie. Sehr schnell wird das Untergeschoss zur Todesfalle. Bereits zwanzig Zentimeter Wasserstand reichen, damit eine Türe kaum noch mit eigener Kraft geöffnet werden kann.
Die Mitarbeiterin für den Bereich Bevölkerungsschutz und Feuerwehrwesen, Emily Traub, riet dazu, eine Warn-App zu benutzen und sich einen Notfallrucksack zuzulegen.
Zum dreistündigen Abend gekommen waren knapp 200 Gäste. Nicht alle waren mit dem Vorgetragenen einverstanden. Denn darüber, was denn die Kommune, das Land, der Bund für den Schutz vor den Folgen eines Starkregens tun, war nichts zu hören. Hinzu kam Kritik, die bereits kurz nach dem Hochwasser Anfang Juni 2024 laut wurde: Die Flussbetten seien zu stark bewachsen gewesen. Aus ökologischen Gründen habe man sich gescheut, sie ordentlich freizubaggern.
Zur Forderung nach Wasserrückhaltebecken nördlich des Eislinger Siedlungsgebiets waren von Ulrich Haas von InfraConsult klare Aussagen zu hören: „Es besteht kein Anlass für eine Änderung des Abflusses aus den Außenbereichen.“ Ein Rückhaltebecke für den Ziegelbach würde viel Kosten und nur wenig Nutzen bringen, meint Haas. Auch über das Anlegen von Überflutungsflächen auf Äckern bei Krummwälden wurde nicht gesprochen - zum Unmut einiger Besucher.
Wer sich nun dazu entschließt, selbst etwas zu unternehmen, muss aber aufpassen. Denn mögliche Schutzmaßnahmen dürfen auch nicht auf Kosten der Nachbarn gehen. Es ist also stets genau zu prüfen, was unternommen werden kann. Die Stadt bietet dafür eine gratis Erstberatung an (Kontakt: E-Mai: tiefbauamt@eislingen.de
Telefon: 07161 / 804-341).
Die Starkregengefahrenkarte für Eislingen und andere Städte kann online über die Seite des Landesamts für Umweltschutz eingesehen werden: udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/