Viele Köche verderben den Brei, heißt es in einem Sprichwort. Aber das stimmt nicht unbedingt, denn wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen und auf ein Ziel hinarbeiten, dann wird es nämlich genial. Das gilt vor allen Dingen für Vereinsarbeit.
Der beste Beweis ist die Konkordia in Mingolsheim. Es bedarf Menschen, die große Freude am Singen haben und sich auf der Bühne zu bewegen, eine tolle Band mit Könnern an den Instrumenten, mit Liebe zum Detail ausgesuchte und teilweise sogar selbstgenähte Kostüme, leidenschaftliche Techniker, die für eine effektvolle Beleuchtung und den richtigen Ton sorgen und einen Dirigenten wie Özer Dogan, der alle mitnimmt und zusammen auf den Punkt bringt, damit es ein so tolles Event wird, wie man es von der Formation More than Voices (MTV) einfach erwartet. Aber ebenso braucht es Menschen, die organisieren, Spaß am Dekorieren haben, vor, hinter und sogar unter der Bühne anpacken, Hunderte von Besuchern bewirten und vieles mehr. Die Belohnung für unzählige Proben auch über das Wochenende, Texte lernen und Anstrengungen und Mühen war am vergangenen Wochenende einmal mehr ein zweimal ausverkauftes Haus und ein Publikum, das es von den Sitzen riss.
Zur Party des Jahres „Celebration“ hatte der Chor eingeladen und nicht zu viel versprochen. Schon auf dem Weg wurde das Publikum mit der tollen Disco-Deko eingestimmt. Mit Manuel Schlosser konnte zudem ein charmanter Moderator gewonnen werden, der informativ und unterhaltsam zu einer Zeitreise in die 70er und 80er Jahre einlud.
Der erste Teil des Abends gehörte jedoch den Rockfans, und daran ließen die Outfits des Chores auch keinen Zweifel. Die Textzeile „And I've got such a long way to go, to make it to the border of Mexico“ aus Christopher Cross´ Hit „Ride like the wind“ hat sicher jeder im Kopf, der Anfang der 80er Jahre jung war, und auch später waren Coverversionen lange in den Charts – unter anderem von der hiesigen Band Masterboy. Der Chor brachte den Song auch mit einer tollen Choreo auf die Bühne. Die Motivationshymne „Livin‘ on a prayer“ von Bon Jovi gehört zu den Top 10 der besten Rocksongs aller Zeiten, obwohl sie dem Star mit der 4-Oktavenstimme laut Schlosser selbst zunächst gar nicht gefiel. Die Solistin Ramona Dutzi nahm sich dem extrem schwer zu singenden Titel an.
Eine der schönsten Rock-Balladen ist sicherlich „Dust in the wind“ von Kansas, bei dem sich Chor und Publikum in a-moll wiegten und sicherlich auch viele ein bisschen nostalgisch wurden. Bei „Don’t stop believin“ wurde der Chor wunderbar von Marla Köhler und Werner Vocke ergänzt, während bei John Fahrhams Hit „You’re the Voice“ mit Dudelsackklängen und einst sagenhafte 19 Wochen auf Platz eins in Deutschland wieder Ramona Dutzi mit klarem Sopran zum Mikrofon griff. Schlosser hatte nicht zu viel versprochen, als er bei „Who wants to live forever“ ein Fest für alle Sinne versprach, denn Nadia Ries und Tobias Kutter entführten in tollen Kostümen und warmen Stimmen direkt in die Highlands. Schlosser bezog das Publikum auch mit kleinen Interviews wunderbar mit ein, und war die Stimmung schon bestens, ging es beim Discoteil nach der Pause die Party nun erst richtig los.
Der Chor machte es in bunten Klamotten der 70 Jahre und Accessoires wie lila Stiefeln bei „Celebration“, dem ultimativen Hit, um ‚a good time‘ zu haben vor, wie man so richtig abtanzt, und das Publikum stimmte fröhlich Ooh, Ooh mit ein. Im Publikum waren auch Sängerinnen und Sänger der Dogan-Chöre gut vertreten. Hits von Wham machten weiterhin gute Laune, und nicht nur bei September von Earth, Wind and Fire wurde deutlich, dass keinerlei Haftung für die Mitnahme von Ohrwürmern gegeben wird. ABBA durfte mit Hits wie „Honey. Honey“ und Erlaubnis zum Einstimmen an einem solchen Abend nicht fehlen, und Marla Köhler erntete für „the Winner takes ist all“ Standing Ovations. Genial, wie die Männer im Raumanzug losgelöst als Major Tom mit Solist Moritz Schönwandt durch das All taumelten, während „It’s raining man“ von den Weather Girls natürlich den Damen vorbehalten war. Anette Becker sorgte mit ihrer Alt-Röhre bei dem Gloria Gaynor Hit „I will survive“ für ein stehend applaudierendes Publikum, und der Chor machte den Song ebenfalls stimmlich und choreografisch zu einem Highlight. Fame kam an diesem Abend natürlich nicht von Apache, sondern war die oscargekrönte Version von Irene Carra mit einer tollen Bühnenshow. „Einfach toll, was die hier auf die Bühne bringen“ hörte man immer wieder. Nach „I’m still standing“ und natürlich „Celebration“ als stürmisch geforderte Zugabe ging es direkt zur Party über. „Der Projektchor hat noch einmal richtig frischen Wind gebracht“, schwärmte Volker Reichert, der mit Frau Sonja seit 1993 mit spürbarer Begeisterung bei MTV dabei ist. Von 27 Projektsängerinnen und Sängern auch aus den Nachbargemeinden, die 2023 hineinschnupperten, waren 14 den Weg zum Konzert mitgegangen. Am Sonntag war die lange Helligkeit aufgrund der Zeitumstellung bei einer Partynacht etwas gewöhnungsbedürftig, dafür war beim Chor jede Anspannung gewichen. Nahtlos ging es an den Abenden zur Party über, und toll war auch das von Nadia Ries wieder aufwendig gestaltete Programmheft. (cm)