Mann liebt Frau, sie will lieber alleine bleiben – Amor hilft nach und es gibt doch noch die große Liebe. Wie in vielen antiken Sagen läuft die Sache auch in Johann Christian Bachs Kantate „Amor vincitore“. Doch wie fühlt sich eigentlich der Liebesgott Amor bei diesem Job? – Bei den Schwetzinger Festspielen kam eine zeitgenössische Neufassung des 250 Jahre alten Werkes zur Aufführung, in der auch der Liebesgott einmal seine persönliche Sicht auf die Dinge loswerden konnte – im Publikum mit dabei waren die Lateiner aus der KS1.
Vor dem Besuch der Aufführung im Schwetzinger Schloss begrüßte zunächst Dramaturg Eike Mann die Kursstufenschüler, denen Amor und seine Aktivitäten im Unterricht schon an allen Ecken der Metamorphosen und der römische Liebeselegie begegnet waren.
Bei einer kleinen Tour durchs Rokokotheater gab es vor der Vorstellung die Chance, die Bühne einmal auf der Seite der Akteure zu betreten. Besonders die vielen technischen Einrichtungen, Seilzüge, Vorhänge, Regiekabinen, Scheinwerfer, die Enge im Orchestergraben und die große Hitze auf der Bühne waren dabei hautnah zu erleben. Nach einer kurzen Einführung ins Stück, das vor 250 Jahren in Schwetzingen seine Deutschlandpremiere feierte und damals vom weltbesten Orchester intoniert wurde, ging es mitten hinein ins historische Rokokotheater. Da die opernhafte Kantate des jüngsten Bachsohnes kein abendfüllendes Programm bietet, wurden die barocken Klänge noch um einige moderne Elemente und Sprechpassagen für den Liebesgott ergänzt. Anders als bei Bach konnte dieser daher nun persönlich auftreten und den Abend eröffnen. Er regte dazu an, sich über Rollenbilder und die Freiheit des Begehrens Gedanken zu machen, ehe die Musik einsetzte. In der Barockoper galten die hohen Stimmen als Ideal, in erstklassiger Besetzung bezauberten so auch in Schwetzingen Julia Lezhneva als Nymphe Dalisa und Sopranist Maayan Licht als Schäfer Alcidoro. Beim Schlusschor tauchte schließlich der stimmgewaltige Schäferchor im Publikum auf und besang ein letztes Mal „Amor vincitore“. Der Gott zog es jedoch vor, den Menschen die Sache mit der Liebe ab sofort in die eigenen Hände zu legen, ließ seine Pfeile zurück und entschwand in den Schlossgarten.
Beim Besuch im Rokokotheater durfte auch ein Rundgang durch den Park der einstigen kurfürstlichen Sommerresidenz nicht fehlen, wo es mit zahlreichen Statuen und Tempeln etliche Reminiszenzen an die Antike zu entdecken gab. (FR)