Den 12ten August 1745 hat der mutmaßliche Erbauer unter der Traufe seiner Scheuer folgenden Spruch aufpinseln lassen: Wir bauen alles fest / und sind doch fremde Gäst / da wir sollen ewig sein / da bauen wir gar wenig ein. Dieser Vierzeiler war schon etwas verblasst, als das Anwesen Rollengasse 1 einer neuen Bebauung Platz gemacht hat.
Auf dem Foto aus der Mitte der 1930er Jahre ist jedoch als Hintergrund noch das ehemalige Wohnhaus mit der überdachten Haustür zu sehen. Direkt daneben schließen sich Scheuer und Stall an, unter der Scheuer befindet sich der Keller, und seitlich im Hof steht das Wasch- und Backhaus. Jakob Friedrich Lutz hatte das landwirtschaftliche Anwesen 1888 vom Nagelschmied Johannes Wanner für 4.900 Mark erwerben können.
Die abgebildeten Personen sind, hinten in der Mitte: Mutter und Großmutter Rosine Lutz geb. Klotz (1867-1944), die schon seit 1906 verwitwet ist; vier ihrer Buben sind im Kleinkindalter gestorben, Sohn Jakob ist 1916 in Frankreich gefallen, und ihr ältester Sohn Friedrich verstarb 1927, als damaliger Pfäffinger Bürgermeister. Hinten steht links Tochter Anna, ihr Mann Theo Nägele hält den gleichnamigen Sohn auf dem Arm. Vor Papa Nägele steht, mit verschränkten Armen, ihr Töchterle Lydia, später verheiratet mit Gerhard Dieterich. Ganz rechts ist der Sohn Gustav Lutz zu sehen, neben seiner Frau Lina geb. Walker, davor ihr ältester Bub Gustav; Gustav sr. war Lehrer. Die zwei Mädchen mit den Zöpfen sind Marie Lutz, später verheiratet mit Wilhelm Döffinger und ihre etwas jüngere Schwester Ida, später verheiratet mit Wilhelm Göhring.
Trotz aller Schicksalsschläge hat Rosine – genannt Rösle – Lutz ihren bäuerlichen Betrieb mustergültig geführt, solange es ihre Gesundheit zuließ. Sie war in Entringen im Jahr 1909 eine der Ersten, die die Hilfe der Elektrizität in Anspruch nahm: Im Haus wurde eine Zuglampe montiert, in der Scheuer ein 3 PS-Motor, zunächst zum Betreiben der (eigenen!) Dreschmaschine.
Rösle hatte sich um ca. 3 ha Ackerland, ca. 1 ha Wiesen sowie etwas Hopfen- und Weinbau zu kümmern. Anlässlich des Hagelschadens vom 13. August 1924 wurde sie mit 1.400 Mark entschädigt. Dabei drehte es sich im Einzelnen um 8 ar Hopfen im Schopfenloch (300 Stöcke), 35 ar Rüben, zum Teil Zuckerrüben im Mittelweg, 15 ar Kartoffeln im Schopfenloch, 186 ar Klee und Öhmdgras im Tal, Schopfenloch, Mönchberg, Helfer, Waldwies, Herdsteige, Breitne und Kundensteigle, 30 Zentner Obst, z. T. Tafelobst, im Helfer, Kundensteigle und Waldwies, 5 ar Mohn im Mittelweg und 35 ar Weizen im Land (Herdweg) und Bad. So zeugt die überlieferte Aufstellung der Versicherung nicht nur von der damaligen Vielseitigkeit dieses „kleinbäuerlichen Betriebs“, sondern auch von der Um- und Weitsicht, die nötig war, alle anfallenden Arbeiten auch zeitgerecht erledigen zu können.
Reinhold Bauer